Wertheim. Mit großer Mehrheit unterstützte der Gemeinderat am Montag den weiteren Ausbau der offenen kommunalen Kinder- und Jugendarbeit sowie der Schulsozialarbeit. Künftig wird die Stadt in beiden Bereichen zusätzliche Kräfte einstellen – 0,5 Vollzeitstellen für die offene Jugendarbeit und eine volle Stelle für die Schulsozialarbeit, beide ab dem Haushalt 2026. Der Antrag von Stadtrat Jonathan Klüpfel (Bürgerliste), die Entscheidung zu vertagen, fand bei 16 Gegenstimmen keine Mehrheit. Zudem nahm das Gremium die Arbeit der Familienzentren auf dem Wartberg zur Kenntnis.
Jugendräume und Beteiligung als Schwerpunkt
Die Sozialpädagogen Markus Landeck und Alicia Pfenning von der Jugendarbeit der Stadtverwaltung stellten aktuelle Zahlen, Projekte und Entwicklungen vor. Besonders hervorgehoben wurde der neue Treffpunkt „Jugendberg“ am Wartberg, den Jugendliche selbst mitgestalten. Ein weiterer Schwerpunkt ist der „8er-Rat“, ein Beteiligungsformat, bei dem Achtklässler ihre eigenen Projektideen entwickeln – von Nachhaltigkeitsaktionen bis zu Freizeitangeboten.
Auch das Ferienprogramm „Fids – Ferien in deiner Stadt“ sowie das Soundcafé als klassischer Jugendtreff ziehen weiterhin viele Kinder und Jugendliche an. Die Jugendarbeit erreicht laut Bericht alle Altersgruppen zwischen zehn und 17 Jahren und bietet mit Projekten und Selbstverwaltungsangeboten verlässliche Ansprechpartner.
Schulsozialarbeit Anker im Alltag
Elena Wenzel (Grundschule Bestenheid) und Stephanie Eck (Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium) gaben Einblicke in die Schulsozialarbeit. Sie berichteten von Beratungen, Sozialtrainings in Klassen und Kriseninterventionen, wenn Schüler Hilfe benötigen.
Ein Beispiel aus der Praxis verdeutlicht die Bedeutung: Eine Siebtklässlerin wandte sich in einem Brief an die Schulsozialarbeit, weil sie sich überfordert fühlte und sich selbst verletzte. Durch Gespräche, Vertrauen und Einbindung weiterer Hilfsnetzwerke konnten Wege aus der Krise aufgezeigt werden. Solche Fälle, so Wenzel, bräuchten Zeit, Fachlichkeit und Präsenz – deshalb sei die Verstärkung des Teams dringend nötig.
Die Schulsozialarbeit unterstützt Schüler bei Konflikten, Familienproblemen, Mobbing oder psychischen Belastungen und dient als Brücke zwischen Elternhaus, Schülern und Lehrerschaft. Die Zahl und Intensität der Fälle nehmen laut Präsentation seit Jahren deutlich zu.
Familienzentren fördern Begegnung
Für das Diakonische Werk Main-Tauber berichteten Alex Schuck und Geschäftsführerin Aleit-Inken Fladausch-Rödel von der wachsenden Bedeutung der Familienzentren – vor allem in der „Neuen Sozialen Mitte“. Die Zentren werden vom Landkreis gefördert. Rund 25 Ehrenamtliche tragen dort regelmäßig Angebote, von Elterncafés bis zu Mehrgenerationentreffen.
Fladausch-Rödel betonte: Ziel sei es, Begegnung zu schaffen, Einsamkeit zu verringern und Teilhabe zu ermöglichen – gerade auch in Stadtteilen mit hoher sozialer Spaltung. „Wir wollen Orte, an denen sich Menschen wohlfühlen und austauschen können. Wo jemand hingeht, weil er will – nicht, weil er muss.“ Der Gemeinderat nahm den Sachstandsbericht zur Kenntnis und bekräftigte die Fortführung sowie den Ausbau der bestehenden Strukturen.
Jonathan Klüpfel (Bürgerliste) hatte bemängelt, dass nicht geklärt sei, ob die Mittel für die neuen Stellen vorhanden seien, da die Haushaltsberatung noch ausstehe. OB Markus Herrera Torrez erklärte, die Gelder seien im Haushaltsentwurf 2026 bereits berücksichtigt. Nach einer kurzen Sitzungspause, die die Fraktionen zur internen Beratung nutzten, winkte das Gremium die Vorschläge der Verwaltung mehrheitlich durch.
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