Wertheim. Der Bauausschuss hat am Montag einen weiteren Schritt für den geplanten Radweg zwischen Bestenheid und Reinhardshof unternommen, der eine sichere Verbindung für Alltagsradler abseits der Straße schaffen soll. Die vorgestellte Machbarkeitsstudie beleuchtet die topografischen Herausforderungen und die hohen Kosten des Projekts. Trotz Skepsis im Gremium stimmte der Ausschuss mit knapper Mehrheit für die Beauftragung der zweiten Planungsstufe.
Die Idee eines sicheren Radwegs zwischen den Stadtteilen ist nicht neu. Bereits das Radwegekonzept der Stadt Wertheim aus 2020 sah eine abgetrennte Verbindung über die Bestenheider Höhe vor. Angesichts der topografischen Herausforderungen sowie der Kreuzung wichtiger Verkehrswege wurde eine Machbarkeitsstudie beauftragt, die Nils Trapp vom Referat Stadtplanung/Umweltschutz im Ausschuss vorstellte.
Kostenschätzungen reichen bis 3,5 Millionen Euro
Laut der Studie der Ingenieurgesellschaft Ibu (Tauberbischofsheim) misst die Trasse rund 2,7 Kilometer, beginnt am Knotenpunkt Bestenheider Landstraße/Schwarzwaldstraße und endet am Rudolf-Brand-Straße im Stadtteil Reinhardshof. Ein durchschnittliches Gefälle von 5,8 Prozent, mehrere steile Abschnitte bis zu zehn Prozent und ein Rampenbereich machen den Verlauf anspruchsvoll. Die Strecke soll als kombinierter Geh- und Radweg in beide Richtungen befahrbar sein. Geplant ist die Nutzung bestehender Wirtschafts- und Wiesenwege, ergänzt durch neue Abschnitte entlang der Straße.
Für die Sicherheit besonders relevant: Der Bestenheider Höhenweg wird täglich von über 6.400 Fahrzeugen genutzt. Deshalb wird ein separater Radweg als notwendig erachtet. Das Aufkommen der Fußgänger und Radfahrer bleibt mit unter 180 Personen pro Spitzenstunde überschaubar – ein Wert, der die Vorgaben der Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) gerade noch einhält.
Zentrale Herausforderung sind die steilen Passagen und die daraus resultierenden Anforderungen an Trassenbreite, Sicherheit und Nutzerführung – sowohl bergauf als auch bergab entstehen erhöhte Unfallrisiken. Die Studie hält deshalb fest, dass die gemeinsame Führung von Rad- und Fußgängerverkehr im Sinne der ERA nicht zulässig ist, da sowohl das Verkehrsaufkommen als auch die Steigungswerte zu hoch liegen. Alternativen, etwa eine getrennte Wegeführung, werden für die zweite Stufe der Machbarkeitsstudie empfohlen. Für eine bauliche Umsetzung werden Kosten zwischen 2,7 und 3,5 Millionen Euro veranschlagt. Eine Förderung durch Bund oder Land ist nur möglich, wenn die Vorgaben der ERA eingehalten werden.
Kosten-Nutzen-Abwägung erzeugt Skepsis
Angesichts der hohen Kosten gab es im Ausschuss Bedenken. Songrit Breuninger (Freie Bürger) sagte, sie sei im Hinblick auf eine Kosten-Nutzen-Abwägung „eher skeptisch“. Auch Christian Stemmler (CDU) sprach von immensen Kosten, verwies aber auf die Fördermöglichkeit von bis zu 80 Prozent.
Zweifel gab es im Hinblick auf die erwartete Nutzung des Radwegs. Das geschätzte Aufkommen an Fußgängern und Radfahrern von unter 180 Personen pro Spitzenstunde erfüllt zwar den ERA-Schwellenwert. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez räumte allerdings ein, dass die Zahl „schwer vorstellbar“ sei.
Stadtbaumeister Armin Dattler wies darauf hin, dass die Realisierung kaum an den Eigentumsverhältnissen scheitern würde, denn der Großteil der erforderlichen Grundstücke sei in städtischer Hand. Mittel für die Beauftragung der zweiten Stufe der Machbarkeitsstudie, die 15.000 Euro kosten soll, könnte man noch dem laufenden Haushalt entnehmen.
Michael Althaus (CDU) kündigte für seine Fraktion schließlich an, dass sie sich bei der Abstimmung enthalten werde. Es bestehe noch interner Gesprächsbedarf. Letztlich gab es fünf Ja-Stimmen und sechs Enthaltungen. OB Markus Herrera Torrez bat darum, im Vorfeld der Gemeinderatssitzung am Montag zu signalisieren, in welche Richtung es geht, um das weitere Vorgehen besser abstimmen zu können.
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