Wirtschaft

Wertheim: Kurtz Ersa gelingt Einstieg in die Chip-Produktion

Konzern übernimmt das insolvente Unternehmen ATV Technologies inklusive aller 50 Mitarbeiter. ATV war wegen globaler Krisen in die Schieflage geraten.

Von 
Gerd Weimer
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Thomas Mühleck (links), Kurtz-Ersa-Chf, mit Alexander Tschernev, dem bisherigen Geschäftsführer und Gesellschafter der ATV Technologie. © Kurtz Ersa

Wertheim/Kreuzwertheim. Der Maschinenbaukonzern Kurtz Ersa steigt in die Halbleiterindustrie ein. Das Unternehmen gab am Mittwoch bekannt, den insolventen Anlagenbauer ATV Technologie (Vaterstetten bei München) übernommen zu haben. Laut der Pressemitteilung sei damit „der bereits seit längerem avisierte strategische Schritt in den Markt von Produktionsanlagen für die Halbleiterindustrie“ gelungen. Alle 50 ATV-Mitarbeiter würden übernommen, hieß es.

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Kurtz-Ersa-Chef Thomas Mühleck erklärte auf FN-Anfrage, dass man mit dem zugekauften Unternehmen noch besser an der Wertschöpfungskette partizipieren könne. Bisher würden Kurtz-Ersa-Anlagen dafür genutzt, um Chips (zentrale Bauteile von IT-Systemen) auf Leiterplatten zu löten. ATV-Anlagen würden hingegen bei der Chip-Produktion selbst zum Einsatz kommen. Mit den Vakuum-Reflow-Lötmaschinen würden Wafer (dünne Scheibe aus Halbleitermaterial und zentraler Bestandteil eines Chips) mit externen Anschlussdrähten verbunden.

Laut Thomas Mühleck werde ATV vom weltweiten Vertriebsnetz des Kurtz-Ersa-Konzerns profitieren. An den eigenen Produktionsstandorten, beispielsweise in China, könnten zudem bei Bedarf ATV-Anlagen gefertigt werden, um die lokalen Märkte zu bedienen. ATV profitiere auch vom international aufgestellten Einkauf des Konzerns, der günstigere Konditionen verhandeln könne. Weitere Vorteile sieht er bei der Produktion der Ersa-Lötanlagen, in die das Vakuum-Know-how von ATV einfließe.

„Wir sind sehr froh, mit Kurtz Ersa einen strategischen Investor gefunden zu haben, der unser über 50 Jahre bestehendes Geschäft weiterführt und entwickelt“, wird Alexander Tschernev, der bisherige Geschäftsführer und Gesellschafter von ATV Technologie GmbH zitiert.

Weltweite Krisen lösten Niedergang aus

In einer Presseerklärung des Münchner Rechtsanwaltsbüros Jaeger heißt es, dass ATV in den Geschäftsjahren bis 2023 durchschnittlich rund 16 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaftet habe. Die äußeren Rahmenbedingungen hätten sich dann gravierend verschlechtert. Es sei „infolge globaler Krisen zu einer massiven Kaufzurückhaltung, Projektverschiebungen insbesondere in der Automobilindustrie sowie einem deutlichen Preisdruck im Wettbewerb“ gekommen.

Parallel habe das Unternehmen in den Vorjahren seine Lagerbestände stark ausgeweitet, um Lieferkettenrisiken abzusichern. „Diese Bestände banden erhebliche Liquidität, die in der Krise dringend benötigt worden wäre“, begründen die Anwälte die Zahlungsunfähigkeit. Die Nachfrage sei zurückgegangen, „gleichzeitig konnten die gebundenen Vorräte nicht schnell genug abgebaut werden“. Weil ATV nicht mehr in der Lage war, seinen Verpflichtungen in vollem Umfang nachzukommen, habe es im Juni 2025 den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Über den Kaufpreis haben die Beteiligten demnach Stillschweigen vereinbart.

Redaktion Reporter Wertheim

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