Wertheim. Christian Schlager hat anstrengende Tage hinter sich. Man sieht es dem Burg- und Innenstadtmanager ein wenig an. Doch wenn die Sprache auf die Besucherzahlen des diesjährigen Burgfilmfests kommt, glänzen seine Augen weniger vor Müdigkeit, sondern vor Freude: Es gibt einen neuen Besucherrekord. 3643 Besucher (Vorjahr: 3300) sahen sich an 13 Abenden im Burggraben die zwölf Filme an. Absoluter Publikumsrenner: Der Eberhofer-Krimi „Rehragout-Rendezvous“, bei dessen beiden Vorstellungen die Freiluftkino-Stühle allesamt besetzt waren.
Bei aller Freude über den neuen Rekord: Christian Schlager will ihn aber auch nicht überbewerten. Viel wichtiger ist ihm, dass das Konzept des Filmfests aufgeht, sagt er bei einem Pressegespräch, das am Mittwoch noch vor dem Auftritt des Stummfilmerzählers Ralph Turnheim stattfand, weil Schlager am Donnerstag seinen Urlaub antrat.
Kulturauftrag soll erfüllt werden
„Wir wollen beides: schwarze Zahlen und auch Filme zeigen, die im Kino nicht so gut laufen würden“, so Schlager, der von einem „Kulturauftrag“ spricht, den es zu erfüllen gelte. Ein Streifen wie die „Unschärferelation der Liebe“ würde normalerweise nur eine Handvoll Zuschauer anlocken. Weil für den Film aber über die komplette Laufzeit des Festivals mit einem Trailer geworben wurde, habe man schließlich am vorletzten Tag 260 Leute auf die Burg gelockt. „Diese Zuschauerzahl von 260 macht mich glücklicher und zufriedener als die ausverkauften Vorstellungen des Eberhofer-Krimis mit insgesamt 1200“, so Schlager. Angesichts der ohnehin vorhandenen Popularität der Krimi-Reihe, sei der bei dessen Vorführung voll besetzte Burggraben „nicht die ganz große Kunst“.
Das finanzielle Ergebnis knapp über der schwarzen Null habe man im Übrigen auch wegen der Einnahmen für die Einblendung von Werbung vor den Filmen und im Programmheft erzielt – aber auch ohne Einnahmen beim Catering, die im normalen Kinobetrieb einen beträchtlichen Teil der Erlöse in die Kassen spülen. Gerne überlasse man solche Erlöse gänzlich dem Burg-Restaurant und den anderen gastronomischen Betrieben in der Stadt.
Positive Effekte für die gesamte Innenstadt
Überhaupt sieht der Burgmanager positive Effekte für die gesamte Innenstadt. Man wisse, dass unter den Besuchern auch Übernachtungsgäste seien – beispielsweise Leute aus dem Rhein-Main-Gebiet –, die ein Wochenende in Wertheim verbringen und den Film auf der Burg in ihr Besuchsprogramm integrieren. Dank des elektronischen Vorverkaufs habe man zudem feststellen können, dass etliche Gäste aus dem Umfeld Wertheimes kommen: „Aus Aschaffenburg, Würzburg, Buchen und Lohr und alles dazwischen.“
Christian Schlager ist sich klar darüber, dass der Erfolg des Festivals in diesem Jahr nicht ohne das gute Wetter zustande gekommen wäre. Lediglich bei der Vorstellung des Disney-Streifens „Elemental“ habe es einen kurzen Regenguss gegeben, von dem sich nur ein sehr kleiner Teil der Zuschauer abschrecken ließ.
An diesem Tag gab es eine Unwetterwarnung, und Schlager war immerfort damit beschäftigt, die Situation auf der Wetter-App zu überwachen. „Ringsherum haben in der Ferne die Blitze gezuckt. Wenn sich der rote Bereich auf dem Regenradar der Wertheimer Innenstadt genähert hätte, dann hätte ich abgebrochen“, erzählt er. Denn man müsse den Platz räumen, bevor das Unwetter eintrifft.
Nächstes Jahr Spätvorstellung?
Für das kommende Jahr, in dem das Filmfest zum zehnten Mal stattfinden wird, ist unterdessen der Zeitrahmen schon festgezurrt. Vom 9. bis zum 21. August 2024 findet das Freiluftvergnügen statt. Vielleicht werde es dann sogar an einem Abend eine Spätvorstellung, also einen zweiten Film geben, stellt Christian Schlager in Aussicht.
Am Konzept werde man nichts ändern. Warum auch? Für die Stadt und den Umkreis ist das Filmfest offenbar eine kulturelle Bereicherung, wie die Zahlen zeigen.
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