Wertheim. Schon lange bevor die beiden mobilen Impfteams des Diak Klinikums Schwäbisch Hall am Samstag seine Arbeit aufnahmen, bildete sich vor der Main-Tauber-Halle eine lange Warteschlage. Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an einer Erst-, Zweit- oder Drittimpfung gegen das Coronavirus war enorm.
Um für einen reibungslosen Ablauf der Aktion zu sorgen, waren auch drei Aktive der Freiwilligen Feuerwehr Wertheim, zwei Helfer des Deutschen Roten Kreuzes Wertheim und Kräfte des Ordnungsamt Wertheim im Einsatz. Damit die Verantwortlichen den Überblick über die Zahl der Wartenden behielten, wurden an diese Nummern verteilt. Bereits zur Mittagszeit war klar, dass nicht alle Impfwilligen eine Impfung erhalten werden. Denn die vom Team mitgebrachten Impfdosen reichte nicht für alle Interessierten aus. Deshalb wiesen daraufhin Beamte des Polizeireviers Wertheim und des Ordnungsamts Neuankömmlinge bereits vor der Zufahrt zum Parkplatz darauf hin, dass es am Samstag keine weitere Impfmöglichkeit mehr gab.
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Insgesamt standen bei der Aktion in der Main-Tauber-Halle 306 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer, 44 Dosen von Moderna und 50 Impfdosen von Johnson & Johnson zur Verfügung. Miranja Tauberschmidt vom mobilen Impfteam erklärte, einen Ansturm wie in Wertheim erlebe man inzwischen häufiger in den Landkreisen Schwäbisch Hall, Ostalb und Main-Tauber, für welche sie sowie ihre Kollegeinnen und Kollegen zuständig sind. Oft würden die Angebote von älteren Leuten genutzt, die sich ihre dritte Coronaschutzimpfung geben lassen wollen. Zur Anzahl der nach Wertheim mitgebrachten Impfdosen stellte sie fest: „Mehr als die vorhandenen Mengen kann man mit zwei Teams an einem Tag nicht verimpfen.“
Schon am Mittag war klar, dass die Impfteams angesichts des großen Andrangs länger als die vorgesehenen fünf Stunden im Einsatz sein werden. Tauberschmidt: „Wir tun unser Bestes. Hier sind nur erfahrene Kräfte im Einsatz.“
Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez schrieb am Samstag in den sozialen Medien: „Es freut mich, dass so viele das Impfangebot in der Main-Tauber-Halle annehmen.“ Gleichzeitig zeige diese Warteschlange aber auch, dass man ganz dringend mehr Impfangebote brauche. „Das Land Baden-Württemberg mit seinen Gesundheitsämtern muss handeln“, forderte der Rathaus-Chef.
Tauberschmidt sagte, am Montag werde es Gespräche mit dem Verantwortlichen über feste regelmäßige Impftermine in verschiedenen Orten im Landkreis Main-Tauber geben. Davon könne auch Wertheim profitieren.
Telefonisch erklärte Kathrin Brehmer, ärztliche Leitung der mobilen Impfteams am Diak Klinikum Schwäbisch Hall, gegenüber den Fränkischen Nachrichten, dass die Vorgabe des Sozialministeriums 70 Impfungen pro Impfteam und Tag laute. „Wir schaffen aber mehr“, betonte sie. Man habe auch schon 300 Impfungen pro Tag mit zwei Teams verbucht. Zeitaufwendig sei vor allem die administrative Arbeit samt Erfassung der nötigen Daten. Um diesen Prozess zu verkürzen, könnten die Impfwilligen sich auf der Internetseite Impfen-bw.de registrieren. Der dabei zugeteilte QR-Code könne dann vor der Impfung gescannt und so die Daten schnell übertragen werden. Hilfreich sei außerdem, über die Internetseite vorab den Aufklärungsbogen durchlesen. Dies ermögliche eine deutlich schnellere Erfassung.
„Der Andrang bei solchen Impfaktionen ohne Anmeldung ist nicht planbar“,stellte Brehmer weiter fest. Man habe beim Sozialministerium ein weiteres Impfteam für den Zuständigkeitsbereich der Klinik beantragt. Zudem soll den Impfteams mehr EDV-Technik zur Verfügung gestellt werden, was die Effektivität bei der Erfassung der Impfwilligen weiter steigere.
Bereits jetzt seien für eine Impfung inklusive aller administrativen Aufgaben nur wenige Minuten nötig. „Ich habe totale Hochachtung vor dem, was unseren Teams da draußen leisten“, lobte Brehmer, die Oberärztin in der Kardiologie der Klinik ist.
Auch einige Jugendliche nutzten die Möglichkeit zur Coronaschutzimpfung. Zu ihnen gehörte der zwölfjährige Paul. Er hatte sich auch wegen der steigendenden Gefahr durch hohe Infektionszahlen für die Impfung entschieden. Wie seine Mutter sagte, habe man lange überlegt. Es sei für sie wichtig gewesen, dass sich ihr Sohn aus freien Stücken für oder gegen eine Impfung entscheidet.
Viele Impfwillige warteten vor der Main-Tauber-Halle auf ihre Auffrischungsimpfung. Eine 69-Jährige beispielsweise begründete ihre Teilnahme an der Aktion in Wertheim damit, dass sie die eh schon überlasteten Hausärzte entlasten wolle.
Mancher Senior und manche Seniorin ärgerten sich allerdings über die teils mehrstündige Wartezeit, die sie stehend vor der Halle verbringen mussten. So monierten drei Betroffene: „Wir sind über 80 Jahre alt und müssen im Regen auf eine Drittimpfung warten.“ Dies sei eine Zumutung, man bekomme so noch eine Lungenentzündung.
Nach der Aktion berichtete Brehmer: „Die Hälfte der Geimpften hat dabei ihre Drittimpfung erhalten, 30 Prozent erhielten eine Erst- und 20 Prozent eine Zweitimpfung.“
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