Fastnacht

Wertheim: Hollywood-Träume in der Wolfsschlucht

Von 
Birger-Daniel Grein
Lesedauer: 

Wertheim. Einen abwechslungsreifen „Live-Kino-Abend“ direkt aus Hollywood gab es bei der Fremdensitzung der Wolfsschlucht Concordia Wertheim (WCW) am Samstag. Im Prolog galt es erstmal für Prinz Peter IX. von den schnellen Brettern, seine in der Wanne entspannende Prinzessin Anja I. von Schweriner Schloss (Peter und Anja Honeck) vom Einsatz für die anstrengende kurze Kampagne zu überzeugen.

Zum anschließenden Einzug wurden sie und das Kinderprinzenpaar mit dem Lastenrad einkutschiert. Gefeiert wurde die Sitzung unter ungewohnter Führung. Wegen der Erkrankung von Sitzungspräsident Günter Arnold übernahm Michael Bannwarth seine Stellvertretung. Er hatte das Amt bereits bis vor fünf Jahre inne.

Bannwarth gab dem Publikum mit, Hollywood sei das Land der Träume, „also hört nicht auf zu träumen!“. Die Prinzessin konnte auf der Bühne und im Publikum so manche bekannte Hollywoodpersönlichkeiten begrüßen. Der Prinz betonte, man reise von den Hollywood Hills über den Roten Teppich bis zum Walk of Fame.

Das Kinderprinzenpaar Prinzessin Emilia die I. von den tanzenden Schuhen (Emilia Steudel) und Prinz Sandro I. von den flotten Sohlen (Sandro Schomber) luden auch die Erwachsenen zur Kindersitzung am kommenden Sonntag ein.

Die gemischte Prinzengarde (Trainerin Nadine Kraft) begeisterte mit ihrem klassischen Gardetanz mit Akrobatikelementen von der ersten Bewegung an das Publikum. Bannwarth warb vor allem für neue Jungs für die Truppe, aber auch weitere Frauen seien willkommen.

„Ästhetisch und Maskulin“

Die WCW hatte auch einige Gastauftritte in ihre Filmwelt eingeladen. Andreas Schuster vom Carneval Club Kirchzell berichtete in der Bütt, wie die „Ü60“-Partys bei den Promis ablaufen. Gereimt verkündete, Ü60 und noch Turnschuh-fit, er stehe in der Bütt. Er berichtete von den vielen Weihnachtsgeschenke für den Enkel, geliefert natürlich bis spät in die Nacht vom Boten des großen Onlinehändler. Anders als vor 50 Jahren bekäme der Nachwuchs heute vor lauter Geschenke einen Burnout vom Auspacken.

Er warf auch einen wehmütigen Blick in seine Jugend. Früher sei er fit im Bett gewesen, heute drücke nachts nur noch die Blase. Bei seinem Rückblick auf die Lieder seiner Jugend stimmte das Publikum gesanglich mit ein.

Die WCW-Aktiven von „Ästhetisch und Maskulin“ (Michael Bannwarth, Nadine Kraft, Dennis Schomber und Susanne Schuldt) könnten in Hollywood als Stuntmen im erfolgreichen Filmen Erfolge feiern. Am Abend rissen sie erstmal das Publikum in der Main-Tauber-Halle mit und präsentierten „die Schönen und die Biester“ mit Tanz und beeindruckender Akrobatik. Das Publikum ehrte sie mit langandauerndem Applaus. Während der Auftritte von Bannwarth übernahm Oberwolf Michael Oetzel die Moderation.

Zweiter Gaststar in der Bütt war Wolfgang König von den Höpfemer Schnapsbrennern. Ausgerüstet mit Plüschelefant und schwebenden Ballons kam er vom Oktoberfest. „Die einzigen die richtig Gendern, sind die Sachsen, wenn sie mit dem Boot umkippen“, stellte er fest. Witze riss er auch über Dörlesberger, die wortwörtlich den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Er berichtete weiter unter anderem über seine Funde in der „Kruschschublade“ in seiner Küche.

Perfektes Solo

Einen Oskar für einen perfekten Solo-Tanzfilm verdiente sich Tanzmariechen Fine Bartholme (Trainerinnen Linda Fischer und Helene Karlein). Das Publikum begeisterte sie mit gekonnten Tanzschritten, Sprüngen und geschlagenen Rädern. Die Tänzerinnen und Tänzer von „Hüftgold“ (Trainerinnen Yvonne Frenzel-Tafili und Beatrice Weber) entführten die Zuschauer mit ihrem Tanz in die bunte Kostümwelt des Musicals „Hairspray“. Das Publikum klatsche im Takt kräftig mit.

Ehrengast Louis Erbprinz zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg klagte im Reim, er sei für die Faschingsbühne nicht gemacht. Das Programm würde ihn aber begeistern. „Was die in Amerika können, können wir schon lange, deswegen haben wir die allerschönste Halle.“

Die Juniorengarde (Trainerinnen Evelyn Bosscha und Nora Kleinschmidt) brachte die tänzerische Welt der Spieluhrfiguren auf die Bühne und wechselte dann auf einen perfekt synchronen Gardetanz zu moderner Musik und mit strahlendem Lächeln.

Lokalmatador in der Bütt war Büttenredner Egon Schäfer aus Lindelbach. Als Postboote verteilte er die Briefe im Publikum, denn es sei ja keiner daheim, alle seien in der Halle. Nur für Thomas Wettengel hatte er nichts, denn Post gebe es heute nur für wichtige Leute. Eine blinde Brieftaube mit links-rechts-Schwäche sei wegen des Personalmangels schneller als die Post.

Am liebsten trage er Postkarten aus, da könne er mitlesen, zum Beispiel bei einer Liebespostkarte aus Hollywood an das katholische Pfarramt. Eine Schnecke und eine Ziege hätten sich auf dem Wertheimer Rathaus bewerben wollen, die Ziege wurde aber nicht genommen, denn laut OB brauche man keinen mehr der meckert, sondern mehr Schleimer. Weiter berichtete er über den Ehestreit von Wertheimern, eine Urlaubsreise und das Leid von Männern.

Tänzerische Rakete

Das Männerballett (Trainerinnen Katrin Rappert, Daniel Frenzel und Melina Arnold) startete eine tänzerische Rakete in die Welt von „StarWars“. Als besondere Gasttänzer kämpfte Oetzel mit. Mit ihren Raumanzügen und tänzerischen Schritt nahmen sie den Kampf im All auf. Auch die närrische Hoheit Prinzessin Anja I. reihte sich in den Tanz der Krieger ein.

Nicht aus den Filmbergen Amerikas aber aus der deutschen TV-Erfolgsgeschichte stammt die Hitparade. Auch in diesem Jahr begeisterte deren WCW-Version (Leitung Beatrice Weber und Martina Karlein) das Publikum. Zu hören und tänzerisch zu sehen gab es unter anderem „Let me entertain you“ und „Was für eine geile Zeit“. Dabei feierte das Publikum jubelnd mit. Das Publikum genoss auch die Polonaise zur Livemusik der Sitzungsband FunMusic.

Für das WCW „Heute Journal“ sollte man extra einen Oskar für die unterhaltsamste Nachrichtensendung einführen. Berichtet wurde unter anderem von Ideen gegen die aussterbende Wertheimer Innenstadt. Die Stadtverwaltung plane die gesamte Innenstadt zu Mittelaltermarkt umzuwidmen, berichtete Außenreporter Eric Steudel im Video. Dort dürfe man nur noch mittelalterliche Kleidung tragen, und es gebe nur noch Tauschgeschäfte. Weitere Themen waren die Elterntaxis am Gymnasium, die Zukunft des Wertheimer Krankenhauses und die Neueröffnung des Turms am Wartberg.

In die märchenhafte Welt der Prinzessinnen von Disney entführte der Showtanz (leitende Trainerin Katrin Rappert) die Gäste. Als Prinz der Damen wirkte Peter IX. mit. Die WCW-Handwerker Michael Bannwarth, Heiko Gesella und Robert Jung (Trainer Frank Weiß) waren zwar für den Kulissenbau nur bedingt zu brauchen, sie überzeugten aber mit turnerischem Witz.

Das „Wolfsrudel“ lies die Oscars tänzerisch lebendig werden und setzte damit den krönenden Abschluss der Hollywoodshow. Nach dem großen Finale startete man wie bei Hollywoodfilmen üblich in die heiße Premierenparty.

Freier Autor

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke