Erneuerbare Energie

Wertheim: Dertinger Windkraftprojekt stößt auf Widerstand

Der geplante Dertinger Windkraftpark sorgt im benachbarten Bayern für Ärger. Die „Bürgerinitiative Nein! zum Monsterwindpark“ bemängelt Planungsfehler und will sich wehren.

Von 
Gerd Weimer
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Gabriel Watzka (links) und Steffen Schäfer von der neu gegründeten „Bürgerinitiative Nein! zum Monsterwindpark“. © BINZM

Wertheim/Triefenstein. Gegen die geplanten Windkraftanlagen auf Dertinger Gemarkung in unmittelbarer Nähe der Landesgrenze formiert sich Widerstand aus Bayern. In der vergangenen Woche hat sich in Triefenstein die „Bürgerinitiative Nein! zum Monsterwindpark e.V.“ gegründet. In der bayerischen Nachbargemeinde befürchtet man erhebliche Nachteile vor allem für die Ortschaft Homburg am Main, die nahe am Windpark liegt.

Die grün markierte Fläche des Projekts liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Homburg am Main. © FN/Active Art Design

Pläne für Windkraftanlagen im Dertinger Gewann „Hohe Heide“ gab es schon vor mehreren Jahren. Sie scheiterten 2016 aber an naturschutzrechtlichen Vorgaben, insbesondere den Vorschriften zum Schutz des Rotmilans. Diese Regeln wurden mittlerweile gelockert. Daraufhin nahmen die Grundstückseigentümer zusammen mit ihrem Projektpartner, dem Hamburger Unternehmen Thüga Erneuerbare Energien (THEE), einen neuen Anlauf. THEE ist ein Zusammenschluss von rund 100 deutschen Stadtwerken. Auch die Stadtwerke Wertheim gehören dazu.

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THEE hat Mitte des Jahres die Unterlagen für den Bau des Windparks beim Landratsamt des Main-Tauber-Kreises eingereicht. Mittlerweile läuft das Anhörungsverfahren, an dem auch die Nachbargemeinde Triefenstein teilnimmt. Dort ist man verärgert über die kurze Frist, denn die Stellungnahme muss bis 10. Januar abgegeben werden. Die Unterlagen liegen erst seit 6. Dezember vor. Eine Bitte um Fristverlängerung lehnte das Landratsamt Main-Tauber ab.

Auf dem etwa 63 Hektar umfassenden Gelände will THEE fünf Windräder der neuesten Generation mit einer Gesamthöhe von je 285 Metern errichten. Das Areal ist im Flächennutzungsplan der Stadt Wertheim als Vorrangfläche für Windenergieanlagen ausgewiesen. Der Regionalverband Heilbronn-Franken hat sie auf Vorschlag der Stadt im Rahmen einer Planungsoffensive des Landes Baden-Württemberg ebenso als Vorrangfläche vorgesehen.

Auf der „Hohen Heide“ in Dertingen soll der neue Windpark entstehen. Im Hintergrund rechts in der Ferne die Windräder an der B 8 westlich von Remlingen. © Gerd Weimer

Der Abstand zu den nächstgelegenen Häusern in der Triefensteiner Ortschaft Homburg beträgt lediglich 850 Meter. Deswegen befürchtet man dort massive Auswirkungen, insbesondere was Verschattung und Schallemission angeht. Die nun von 23 Einwohnern aus Homburg und Wüstenzell (Gemeindeteil von Holzkirchen) gegründete Bürgerinitiative will sich gegen das Projekt wehren und eine eigene Stellungnahme abgeben. Der Vorsitzende Gabriel Watzka aus Homburg spricht gegenüber den Fränkischen Nachrichten von einem „kompletten Wahnsinn direkt vor unserer Haustür“. Besonders ärgert ihn, dass bei dem Vorhaben die bayerischen Vorschriften nicht eingehalten werden. Im Gegensatz zu Baden-Württemberg, wo ein Abstand von 700 Metern zur nächsten Wohnbebauung ausreicht, müssen im Freistaat 1000 Meter eingehalten werden. Dieser Abstand sei auch grundsätzlich machbar, so Watzka, wenn die Windräder auf dem Gelände weiter entfernt platziert würden. „Dann müssten sie allerdings näher an Dertingen stehen“, sagt Watzka.

„Realisierung würde unweigerlich zu einem Exodus führen“

Er und seine Mitstreiter befürchten wegen der Nähe eine Überschreitung der zulässigen Schallemission. Der Schattenwurf der riesigen Anlagen würde sich über Homburg hinaus bis über den Main nach Trennfeld auswirken. Weil sich Homburg und das Maintal westlich des Areals befinden, würde dies vom frühen Morgen bis in die Mittagsstunden der Fall sein.

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Das könne zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen für die Bewohner führen. Schattenwurf und Geräusche sorgten bereits in anderen Regionen mit Windparks bei der Bevölkerung für Dauer-Kopfschmerzen, psychischen Probleme und Schlafstörungen.

Die Bürgerinitiative bemängelt zudem, dass sich die Fläche in einer Wasserschutzzone befindet. Beim Bau der Windräder könne es zu problematischen Unfällen kommen, die sowohl das Trinkwasser auf bayerischer Seite als auch auf baden-württembergischem Gebiet beinträchtigen. Immerhin werde das Trinkwasser aus dem Dertinger Aalbach nicht nur in Wertheim, sondern auch in Freudenberg verwendet.

Auch Beeinträchtigungen beim Denkmalschutz und dem Landschaftsbild werden befürchtet. Vor allem das Schloss Homburg sei betroffen, zudem der denkmalgeschützte Terrassenweinberg und die Papiermühle. Die angestrebte Ernennung der Mühle zum Unesco-Weltkulturerbe sei in Gefahr. Insgesamt verlöre Homburg massiv an Attraktivität und Lebensqualität. „Die Realisierung des Projekts würde unweigerlich zu einem Exodus in Homburg und Wüstenzell führen“, so Gabriel Watzka. Laufende Bauplanungen seien bereits auf Eis gelegt geworden. Immobilienpreise würden massiv sinken.

Man müsse davon ausgehen, dass die baden-württembergischen Behörden das Projekt durchwinken, räumt Gabriel Watzka ein. Die Bürgerinitiative prüfe aber schon rechtliche Schritte, sollte die Genehmigung erfolgen. „Es liegen gravierende Fehler in der Bauplanung vor“, ist er sich sicher. Die Bürgerinitiative plane bereits erste Aktionen. Mit einer Informationsveranstaltung werde man die Bevölkerung über die Folgen des Projekts aufklären.

Redaktion Reporter Wertheim

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