Ehrenamt - Melanie Zorneth ist die einzige Frau bei der Gesamtfeuerwehr Wertheim, die eine Ausbildung zur Atemschutzgeräteträgerin absolviert hat

Wenn es brennt, ist sie vorne mit dabei

Von 
Marina Künzig
Lesedauer: 

Je nach Ausrüstung beim Einsatz sind es bis zu 14 Kilogramm, die Atemschutzgeräteträgerin Melanie Zorneth mit sich herumträgt.

© Künzig

Ganz vorne mit dabei zu sein - das ist für Melanie Zorneth in der Feuerwehr wichtig. Seit elf Jahren hat sie deshalb die Ausbildung zur Atemschutzgeräteträgerin.

Wertheim. "Retten, Löschen, Bergen, Schützen" ist das Motto der Feuerwehr in Deutschland. Diese Aufgaben beinhalten den Umgang mit giftigem Rauch oder Dämpfen bei Bränden oder Unfällen mit Gefahrengütern. Atemschutzgeräte machen den Feuerwehrleuten solchen Situationen die Arbeit überhaupt erst möglich.

"Wo andere rausrennen, rennen wir rein. Wir sind die, die vorausgehen und versuchen, das Feuer zu finden und zu löschen. Der Angriffstrupp quasi", erzählt Melanie Zorneth. Seit elf Jahren hat sie die Ausbildung zur Atemschutzgeräteträgerin. Von den 13 Frauen in der Gesamtwehr Wertheim ist die 29-Jährige die einzige, die diese Ausbildung absolviert hat.

An Belastung gewöhnen

Ihrer Ausbildung zur Atemschutzgeräteträgerin gingen der Grundausbildungslehrgang und der Funklehrgang voraus. Grundvoraussetzung, um als Atemschutzgeräteträger eingesetzt zu werden, ist vor allem körperliche Fitness. "Das ist auch der Hauptbestandteil der Ausbildung", so Zorneth. "Meine war in Bad Mergentheim auf der Atemschutzstrecke. Einen Großteil der Zeit geht es wirklich darum, den Träger an Belastung unter der Atemschutzmaske zu gewöhnen."

Diese Gewöhnungsübungen finden beispielsweise an Fitness-Geräten, auf dem Laufband oder der Strecke selbst statt. Zusätzlich wird die ärztliche Untersuchung G26 durchgeführt. "Das ist zum Beispiel Belastungs-EKG, Hörtest, Sehtest - eben der Rundumschlag, ob man körperlich fit ist", erklärt Zorneth. "Die G26 wird auch alle drei Jahre wiederholt, um die Einsatzfähigkeit zu prüfen. Außerdem müssen wir jedes Jahr Atemschutzübungen nachweisen." Weitere regelmäßige Überprüfungen finden jährlich in Bad Mergentheim auf der Atemschutzstrecke statt. Auch der pflegliche Umgang mit den Geräten und Besprechungen zur Einsatztaktik gehören zur Ausbildung. Insgesamt 25 Stunden Ausbildungszeit werden für den Atemschutzgeräteträgerlehrgang aufgewendet.

Je nach Ausrüstung beim Einsatz sind es an die 14 Kilogramm, die die Feuerwehrleute mit dem Gerät mit sich herumtragen. Allein dazu gehört ein Mindestmaß an körperlicher Fitness. "Sonst wird man auf Status rot gesetzt, das heißt, man darf dann erst mal nicht mehr in den Einsatz. Ich reite mit meinem Pferd, gehe viel mit meinem Hund laufen und hier im Feuerwehrhaus haben wir auch einen Fitness-Raum. Das reicht eigentlich schon, um fit zu bleiben", berichtet Zorneth. "Ich würde alles dafür tun, dass sie die Einsatzfähigkeit nicht verliere. Es werden gefühlsmäßig sowieso immer weniger Atemschutzgeräteträger. Aber ich würde das auch für mich persönlich nicht missen wollen, das gehört irgendwie dazu."

Aufgewachsen ist sie in einer Familie, in der die Feuerwehr Teil des Alltags ist. Sobald sie die G26 bestanden hatte, war es für Melanie Zorneth nur logische Konsequenz, den Atemschutzgeräteträgerlehrgang zu absolvieren. Großes Zögern gab es nicht. "Mich fragen viele, warum ich ganz vorne mit dabei bin und was meine Motivation ist, aber das ist für mich einfach Sinn der Sache." Sie will diejenige sein, die vorne steht. "Es ist ja auch ein bisschen der Adrenalinkick. Es wäre schlimm für mich, im Einsatz zu stehen und warten zu müssen, weil ich nichts machen kann, weil ich den Atemschutzgeräteträgerlehrgang nicht habe."

Im Atemschutztrupp sind die Feuerwehrleute in Wertheim immer zu zweit unterwegs. "Wenn wir drinnen sind, dürfen wir natürlich selbst entscheiden, wie weit wir gehen. Wichtig ist eben, dass man nicht gedankenlos vorgeht. Wenn es zu heiß wird, gehen wir wieder zurück." Große Brände oder spektakuläre Unfälle seien aber glücklicherweise eher die Ausnahme. Ein Großteil der etwa 150 Einsätze im Jahr gehe auf kleine Zwischenfälle, Fehlalarme oder Ölspuren zurück. "Dass es brennt, ist wirklich selten", so Zorneth. Dem wird mit der Installation von Rauchmeldern überall auch ziemlich gut vorgebeugt."

Viele Lehrgänge

Ihre Mentalität, mit anzupacken und ihre Fähigkeiten wenn nötig sich und den anderen zu beweisen, schlägt sich auch in vielen anderen Lehrgängen nieder. Die Ausbildung zum Maschinisten sowie für ABC- und Gefahrenguteinsätze zur Dekontamination, Absturzsicherungslehrgänge und die Führungsausbildungen zum Trupp- und Gruppenführer hat sie absolviert. Letztere befähigt sie, im Einsatz bis zu acht Personen zu führen. Außerdem besitzt sie den Lkw-Führerschein und den Bootsführer. Die Jugendfeuerwehr betreut sie mittlerweile nicht mehr, hat dafür aber den Ausbilderlehrgang besucht und engagiert sich damit in der Grundausbildung der neuen Feuerwehrleute.

Auch bei der Organisation der regelmäßig stattfindenden Feuerwehrübungen hilft sie mit und ist verantwortlich für die Kasse. "Es ist ein zeitaufwendiges Hobby, das stimmt, aber es gehört für mich dazu", sagt sie und zeigt sich vor allem im Hinblick auf den Nachwuchs besorgt. "Bei uns sind die Nachwuchsprobleme deutlich sichtbar. Wir bekommen zu wenige neue Leute." In Konkurrenz mit anderen Freizeitangeboten sei die Feuerwehr nicht die coolste Variante und viele wüssten auch nicht unbedingt, was sie erwartet. Nicht jeder müsse ganz nach vorne und den Atemschutzgerätelehrgang machen, sondern "wir brauchen auch Leute, die ganz normalen Dienst verrichten. Jeder erwartet, dass jemand kommt, wenn der Alarm losgeht, aber dafür muss eben auch erst mal jemand da sein."

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten