Homeoffice - Beschäftigte berichten, welche Chancen und Schwierigkeiten das Arbeiten von zuhause aus bietet

Wenn das Wohnzimmer zum Büro wird

Von 
Marina Künzig
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Viele Menschen wünschen sich die Möglichkeit außerhalb des Büros, etwa in den heimischen vier Wänden, zu arbeiten. © dpa

Was in anderen Ländern mitunter gesetzlich geregelt ist, befindet sich hier noch in der Entwicklung – die Homeoffice-Arbeit. Auch in Wertheim und Umgebung wird das Thema immer wichtiger.

Wertheim. Telearbeit oder Homeoffice bezeichnet die Arbeit außerhalb des betrieblichen Büros, meistens zuhause in den eigenen vier Wänden. Viele Unternehmen stellen eine erhöhte Nachfrage ihrer Mitarbeiter nach flexiblerer Arbeitseinteilung ohne täglichen Präsenzzwang fest. Einige Firmen in der Region haben bereits vor Jahren darauf reagiert und bieten Regelungen für ihre Arbeitnehmer an. Die Fränkischen Nachrichten haben Mitarbeiter nach ihren Erfahrungen damit gefragt.

Einige Voraussetzungen nötig

Die Sparkasse Tauberfranken beispielsweise hat konkrete Bedingungen festgelegt, die Mitarbeiter erfüllen müssen, um die sogenannte „alternierende Telearbeit“, dabei handelt es sich um eine Mischform aus Homeoffice und Präsenz im Büro, wahrnehmen zu können.

Burkard Peterle, Bereichsleiter der Sparkasse, erklärt die drei grundlegenden Voraussetzungen: Erstens müsse die Tätigkeit überhaupt von zuhause ausführbar sein. Akten, die auf elektronischem Wege übermittelt werden können, könnten beispielsweise problemlos auch im Homeoffice bearbeitet werden. Zweitens müsse die räumliche Situation gegeben sein, dass das Homeoffice den Richtlinien eines Arbeitsplatzes genügt.

„Wir überprüfen dann, ob die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind, beispielsweise ein separater Schreibtisch, die richtigen Lichtverhältnisse, ein gesicherter Arbeitsrechner und die Möglichkeit, wichtige Unterlagen wegzuschließen“, erläutert Peterle. Das sei vor allem bei sensiblen Daten unerlässlich. Die benötigte EDV werde vom Unternehmen bereitgestellt.

Zu guter Letzt, so erklärt der Bereichsleiter, müsse der Mitarbeiter ausreichend in seinen Beruf eingearbeitet sein. Dass dieser in der Lage sei, selbstständig von zuhause aus zu arbeiten, sei von einer Führungskraft zu bestätigen. Vor allem Mitarbeiter in Elternzeit oder mit langen Fahrtwegen zum Büro nähmen das Angebot wahr.

Auch bei Kurtz Ersa können Arbeitnehmer ihre Arbeit nach Absprache regelmäßig „at home“ verrichten, sofern die Produktionsabläufe dies zulassen. Flexibles Homeoffice ist hier bereits seit zehn Jahren Teil des Programms „Attraktiver Arbeitgeber“. Nach Schätzungen von Verena Alina Bartschat, Leiterin der Personalentwicklung, nehmen etwa ein Drittel ihrer Büroarbeiter das Angebot regelmäßig wahr.

Colin Fischer beispielsweise, der als Redakteur in der Abteilung Corporate Communications bei Kurtz Ersa arbeitet, erspart sich damit ein- bis zweimal die Woche den Anfahrtsweg von Würzburg nach Wertheim. Aber nur, wenn es die Terminlage zulässt. „Die Flexibilität ist für mich definitiv ein großer Vorteil und es entlastet mich, wenn ich nicht jeden Tag ins Büro fahren muss“, freut er sich. „Unterm Strich arbeite ich sogar länger, gewinne durch den Wegfall des Pendelns jedoch Zeit.“ Bei manchen Arbeiten sei es außerdem gut, wenn man diese in Ruhe erledigen kann, etwa wenn ein längerer Text zu schreiben ist.

Das Telefon lasse sich einfach umleiten, Fischer könne von zuhause auf den Server zugreifen und sei für die Kollegen erreichbar. Das Wichtigste sei, dass die Zusammenarbeit funktioniere. Präsenz im Unternehmen sei deswegen ebenfalls nicht zu vernachlässigen, betont er. Vor allem bei der wöchentlichen Aufgabenverteilung seien persönliche Meetings mit den Kollegen vorteilhaft. „Ich bin schon seit vielen Jahren in diesem Job und kann einschätzen, wann es sinnvoll ist, vor Ort zu sein, etwa wenn ein Layout für ein Magazin fertig werden muss.“

Abschalten können

Der Anschluss an die Kollegen ist auch Theresia Götzelmann wichtig. Die Geschäftsfeldmanagerin bei der Sparkasse ist momentan eigentlich in der Elternzeit. Götzelmann hat zwei Kinder und in beiden Fällen hat sie das Jahr, in dem sie zuhause bleibt, mit verminderter Arbeitsbelastung im Homeoffice überbrückt. „Ich kann mir alles flexibel einteilen, bin über Telefon erreichbar und kann mich an den Rhythmus der Kinder anpassen“, berichtet sie.

Zu Besprechungen fahre sie ab und zu ins Büro. Bei ihr spielen Erfahrungswerte eine große Rolle: „Als ich nach der Geburt meines ersten Kindes die Homeoffice-Arbeit gemacht habe, hatte ich das Problem, dass ich schlecht abschalten konnte. Der PC stand immer da und es war schwierig, einzuteilen, wann ich aufhören sollte zu arbeiten und etwas für mich selbst zu tun. Abzugrenzen, wann ich für Kollegen über Telefon erreichbar bin und wann nicht, war anfangs auch problematisch.“ All das hat sich nach Absprachen mit ihrem Arbeitgeber zum positiven geändert. „Jetzt klappt alles“, freut sie sich. „Für mich ist die Telearbeit eine gute Sache.“ Vor allem mit den betrieblichen Neuerungen aktuell zu bleiben und nicht von ihrem Beruf isoliert zu werden, sei für sie wichtig. „Ich kann am Ball bleiben und auch von zuhause aus alles mitverfolgen. So ist der Wiedereinstieg in den Beruf nach dem Jahr in Elternzeit viel einfacher.“

Mischform aus Heim- und Büroarbeit am meisten verbreitet

Wie eine FN-Umfrage zeigt, gibt es in vielen Wertheimer Unternehmen entweder kein Homeoffice-Angebot oder zumindest keine einheitlichen schriftlichen Regelungen. Die Absprachen erfolgen meist für Einzelfälle zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten.

Wird Homeoffice angeboten, ist das vorherrschende Arbeitsmodell die sogenannte „alternierende Telearbeit“, eine Mischform aus Heim- und Büroarbeit.

Von gesetzlicher Seite gibt es keinen Anspruch auf Homeoffice-Arbeit.

Auch bei der Telearbeit außerhalb des betrieblichen Büros ist der Arbeitgeber für die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz seiner Mitarbeiter verantwortlich und muss dafür sorgen, dass entsprechende Richtlinien eingehalten werden. mk

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