In der intimen und durch das Erntedankfest reich geschmückten Jakobskirche konzertierte erfreulicherweise wieder einmal das Trio "Acanthe" mit ihrem Programm zur 112. Abendmusik.
Urphar. Antoine Cottinet (Oboe), Samir Müller (Klarinette) und Karsten Przylbyl (Fagott) verzauberten mit ihrem brillanten ausdruckvollen Spiel die Zuhörer, die sich zu dieser im Vierteljahresrhythmus stattfindenden Veranstaltung eingefunden hatten.
Nicht nur das Spiel, sondern auch die Anmoderation zu den verschiedenen Kompositionen schuf bei den Besuchern ein Hintergrundwissen, mit dem sie dem musikalischen Vortrag noch besser folgen konnten.
Mit Ludwig van Beethovens "Trio opus 87" zeigten die Künstler, was eine instrumentale Veränderung der ursprünglichen Vorlage klanglich modifizieren, ja manchmal sogar verbessern kann. Ursprünglich war das "Opus 87" von Beethoven für zwei Oboen und Englisch Horn geschrieben - in der Instrumentierung des Trio Acanthe kam aber die innere Struktur und Klangschönheit des Trios besonders gut zum Tragen. Zu einem wunderbar weichen und melodiösen Klanggewebe gerieten die "Cinq Pieces en Trio" des zeitgenössischen französischen Komponisten Jaques Ibert. Traumhaft sicher und auf feinste Nuancen miteinander abgestimmt wirkte das Spiel der Interpreten.
Dazu trug auch die hervorragende Akustik im Gewölbe der Urpharer Jakobskirche bei.
Kann man eine personell und musikalisch aufwendige Oper in wenigen Skizzen mit drei Instrumenten glaubhaft transponieren? Man kann, wie das Trio zeigte. Natürlich spielt dabei auch das Kopfkino bei einer so berühmten Oper wie der "Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart eine Rolle. Aber man "hörte" nicht nur ein ganzes Orchester, sondern auch die Stimmen der Sänger.
Die verbindenden Sätze zu den Handlungssträngen sprach Karsten Przylbyl auf lockere, humorige Weise. Müssen moderne Komponisten immer atonal klingen? Mitnichten. Der französische Komponist Henri Tomasi vertrat in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts eine neubarocke Strömung in Frankreich. Dabei ging es darum, die ländliche Musik der einfachen Menschen instrumental und kompositorisch nachzuempfinden. So konnte man mit etwas Fantasie beim "Concert Champetre" eine Drehleier oder auch den pochenden Schlag einer Trommel heraushören .
Mit zwei frenetisch gefeierten Zugaben verabschiedete sich das Trio Acanthe von den Zuhörern, die es sicher nicht bereuten, an diesem Abend dieses außergewöhnliche Konzert erlebt zu haben.
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