Real- und Werkrealschule - Kooperationsvereinbarung der Bildungseinrichtungen unterzeichnet / Orientierungsstufe für Fünft- und Sechstklässler

Wechsel zwischen den Schulen ist problemlos möglich

Von 
Susanne Marinelli
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Über die Kooperation von Comenius Realschule und Werkrealschule Urphar-Lindel-bach freuen sich deren Leiter Hans-Peter Otterbach und Lothar Fink (vorne) sowie Bürgermeister Wolfgang Stein und Marion Günther vom Referat Schule.

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Wertheim. Die Kooperation zwischen der Comenius Realschule in Bestenheid und der Werkrealschule Urphar-Lindelbach (UrLi) wurde gestern Vormittag im Wertheimer Rathaus besiegelt. Diese sieht vor, dass UrLi ab dem neuen Schuljahr für die Fünft- und Sechstklässler eine Orientierungsstufe ähnlich der an der Realschule anbietet. Wie die Verantwortlichen betonen, können die Schüler somit problemlos zwischen den beiden Schulen wechseln.

Vor der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung durch die beiden Schulleiter Hans-Peter Otterbach (Realschule) und Lothar Fink (UrLi) ging Bürgermeister Wolfgang Stein kurz auf die Vorgeschichte ein. Er erinnerte an die für beide Einrichtungen vor einiger Zeit angestrebte Verbund-Lösung. Diese sei jedoch "von den Mühlen in Stuttgart zermahlen worden."

Im vergangenen Sommer habe das Regierungspräsidium Stuttgart jedoch der Werkrealschule Urphar-Lindelbach einen fünfjährigen Bestandsschutz eingeräumt. Denn es handele sich bei dieser um das letzte Bildungsangebot dieser Art im nördlichen Main-Tauber-Kreis, und ein Hauptschulabschluss müsse in zumutbarer Entfernung für Schüler möglich sein (die FN berichteten).

Mit dem Bestandsschutz verbunden gewesen sei der Auftrag, Angebote zu schaffen, durch die für UrLi weitere Schüler akquiriert werden und wir "vielleicht wieder von der Kombiklasse wegkommen können", erläuterte Stein weiter. Momentan werden in dieser neun Fünft- und zwölf Sechstklässler gemeinsam unterrichtet, informierte Fink.

Um die Schülerzahlen der Werkrealschule zu steigern, soll an dieser in Absprache mit dem Schulamt Künzelsau und der Stadt Wertheim als Schulträger mit dem Schuljahr 2017/18 eine Orientierungsstufe nach der Art eingerichtet werden, wie es sie bereits an der Comenius Realschule gibt.

Dort wird nach dem für Realschulen in Baden-Württemberg geltenden Konzept in den fünften und sechsten Klassen nach dem mittleren Bildungsniveau unterrichtet. Für leistungsschwächere oder -stärkere Schüler gibt es zudem Förderangebote. Am Ende der Orientierungsphase fällt die Entscheidung, ob ein Schüler nach dem mittleren Niveau weiterlernt und somit am Ende den Realschlussabschluss erwirbt oder ob das grundlegende Niveau mit dem Hauptschulabschluss am Ende von Klasse 9 der geeignetere Weg ist. Egal, wie die Entscheidung beim Wechsel in die siebte Klasse ausfällt. Ein Niveauwechsel ist auch später noch möglich.

An UrLi soll ab den Sommerferien in den Jahrgangsstufen fünf und sechs beim Unterricht das grundlegende Niveau im Fokus stehen. Doch auch hier gilt: Gute Schüler können mindestens auf mittlerem Niveau lernen, so Fink.

Damit "ist es egal", betonte Stein, welche der beiden Schulen ein Fünft- oder Sechstklässler besuche. Denn durch die Orientierungsstufe könne dieser problemlos von einer zur anderen Schule wechseln.

Dabei gebe es einen Austausch zwischen den Schulen, betonte Marion Günther vom Referat Schulen der Stadtverwaltung. Ebenso gewährleistet sei die Beratung der Eltern durch die Verantwortlichen der Realschule und der Werkrealschule: "Wird der Wechsel eines Schülers nach der sechsten Klasse oder sogar schon in der fünften Klasse gewünscht, ist das kein Thema", versicherte Günther.

Dass die Kooperation auf einer guten Basis steht, verdeutlichte nicht nur die offenkundig positive Zusammenarbeit der Rektoren mit den beiden Vertretern der Stadt. Wenngleich Hans-Peter Otterbach mit der Schulversammlung der Realschule nach seinen Worten noch immer hinter der zunächst angestrebten Verbund-Lösung steht, betonte er: "Es passt zwischen den Schulen. Was vor Ort möglich ist, das machen wir." Dies habe "auf dem kleinen Dienstweg" schon immer funktioniert.

Wenn es klappt, durch das neue Konzept die Schülerzahlen an der Werkrealschule nicht nur zu stabilisieren, sondern zu erhöhen, könnte das bedeuten, dass es an UrLi wieder eine zehnte Klassen geben wird. Voraussetzung ist, sagte Lothar Fink, dass "wir eine Klasse zusammenbekommen". Dazu wären mindestens 16 Schüler nötig.

Man müsse jedoch abwarten, welche gesetzlichen Vorgaben in den nächsten Jahren erlassen werden, so Fink weiter. Eine Anpassung der Gesetzgebung sei notwendig, "sonst gibt es künftig keinen Werkrealschulabschluss mehr". Auch wenn er lachte, war Hans-Peter Otterbach die fehlende Begeisterung für die häufigen Gesetzesänderungen anzumerken, als er sagte: "Bei uns wechselt minütlich etwas." Dazu stellte Bürgermeister Stein fest: In der Kultuspolitik wäre uns allen daran gelegen, wenn etwas Ruhe und Kontinuität hineinkäme." So wisse man an mancher Stelle gar nicht, was man Lehrern, Eltern und Schülern zumute.

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