Noch nicht einmal volljährig und bereits den ersten Roman veröffentlicht: Der 16-jährige Charly Art stellt sein Jugendbuch „Moonlight Wolves“ auf der Frankfurter Buchmesse vor.
Wertheim/Frankfurt. Die schneebedeckten Gipfel eines steilen Gebirges, das kristallklare Wasser des großen Fjords und das Heulen eines einsamen Wolfs in der Ferne – Charly Art möchte mit Worten Bilder in den Köpfen seiner Leser entstehen lassen. So kam er auch auf seinen Künstlernamen, unter dem der Jugendroman „Moonlight Wolves – Das Geheimnis der Schattenwölfe“ erschienen ist: „Autoren malen Bilder nicht mit dem Bleistift, sondern mit Worten.“ Seinen ersten Roman stellt Art ab Donnerstag auf der Frankfurter Buchmesse vor.
Auf den ersten Blick ist daran nichts sonderlich ungewöhnlich – wenn man außer Acht lässt, dass Charly gerade einmal 16 Jahre alt ist. Während Gleichaltrige sich mit Muttertagskarten abmühten oder sich teilweise am dreiseitigen Aufsatz in der Schule die Zähne ausbissen, hat der junge Wertheimer mit gerade einmal zwölf Jahren begonnen, an „Moonlight Wolves“ zu schreiben. Weil ihn das Schreiben bereits seit der Grundschule begeistert – und weil ihn einfach die Inspiration packte. „Wir waren auf Klassenfahrt auf Sylt. Dort ist mir die Idee zu ,Moonlight Wolves’ gekommen.“
Wind als Inspirationsquelle
Vor allem der Wind habe ihn inspiriert. Gut zwei Jahre lang hat Charly an der Geschichte gearbeitet, sie von Hand in sechs dicke Schulhefte geschrieben – stets mit einem roten Stift. „Rot ist meine Lieblingsfarbe“, und dieses kleine Ritual ist somit eine Art Glücksbringer. Charly schrieb aber nicht einfach drauf los: „Als Erstes habe ich mir viele Dokumentationen über Wölfe angesehen“, sagt er, und erklärt: „Ich wollte ja nichts Falsches schreiben.“
Viele Autoren können ein Lied davon singen, dass beim Schreiben eines Buchs nicht aller Anfang, sondern viel mehr das Ende schwer ist. Das hat auch der 16-Jährige festgestellt. „Teilweise habe ich wochen- oder sogar monatelang nichts geschrieben“, berichtet er. „Aber irgendwann hat mich wieder die Motivation gepackt.“ Dabei fiel eines der ersten Feedbacks, die er zu seiner Arbeit bekam, nicht gerade positiv aus: „Ich hatte meinem Deutschlehrer die ersten Kapitel zu lesen gegeben. Er fand die Charaktere nicht gut ausgearbeitet“, erinnert sich der 16-Jährige. Davon ließ er sich aber nicht beirren – zum Glück.
Erfolg beim Kosmos-Verlag
Bereits der erste Verlag, an den Charly sein Buch schickte, nahm es an: Die Lektoren waren von der Geschichte um den jungen Wolf Tamani wohl ebenso begeistert, wie Charlys Mutter Sandra. Zumindest bei ihr erreichte Charly sein Ziel: „Als er es mir vorgelesen hat, sind sofort Bilder in meinem Kopf erschienen“, erinnert sich seine Mutter voller Stolz.
Mit dem Erfolg beim Kosmos-Verlag hätte allerdings selbst sie nicht in diesem Maß gerechnet. Noch kurze Zeit vorher machten sich Mutter und Sohn auf der Frankfurter Buchmesse über das sogenannte Self-Publishing schlau, bei dem man sein Buch selbst verlegt. Denn eines stand für die beiden ohne jeden Zweifel fest: „Moonlight Wolves“ musste in die Welt hinaus. Nun ist Charly ab Donnerstag erneut auf der Buchmesse zu Gast – auf der anderen Seite des Ausstellertischs. Auf diese Erfahrung freut er sich bereits: „Es wird bestimmt toll, Jugendliche oder Kinder zu treffen, die mein Buch lesen wollen.“ Auch auf die anstehenden Interviews mit verschiedenen Sendern und Magazinen ist der 16-Jährige gespannt.
Was Interviews anbelangt, hat er mittlerweile schon etwas Übung: Am Montag war ein Fernsehteam der ZDF-Kindernnachrichtensendung „logo!“ mit Journalist Hanno Hummel in Wertheim, um über Charly einen Video-Beitrag zu drehen, der am Donnerstagabend auf KiKA im Fernsehen läuft. Dafür ging es in der Nähe der Wertheimer Burg mitten in die Natur – denn die war eine große Inspirationsquelle für den jungen Autor. „Ich gehe jeden Tag mit meinen Hunden raus und bin sehr gern in der Natur.“
Warum er ausgerechnet Wölfe als Hauptfiguren seiner Geschichte gewählt habe? Zunächst einmal hat Charly eine Schwäche für Tier-Fantasy, eine seiner Lieblings-Buchreihen ist „Warrior Cats“. Zum anderen fand er Wölfe schon immer faszinierend: „Sie sind klug, sozial, frei und wild“, sagt er und lächelt. Damit er bei seinen vielen Wölfen, die in verschiedene Rudel gegliedert sind, nicht den Überblick verliert, sind sie alle in einem separaten Heft aufgelistet. Eine ganze Welt hat er um sie herum erschaffen, in deren Mittelpunkt der große Fjord liegt.
Einen detaillierten Plan, wo die Reise seiner Figuren am Ende hinführen sollte, hatte er zu Beginn noch nicht im Kopf, eher eine grobe Richtung. Zwar habe er schon oft gehört, dass man von Anfang an einen Plan im Kopf haben sollte. „Ich habe aber eher gewartet, wo die Geschichte mich hinführt“, sagt Charly. „Vorgaben sind der Tod jeder Kreativität“, findet Mutter Sandra. Und unterbewusst wusste Charly womöglich von Anfang an, welchen Weg er einschlagen möchte – war er doch selbst überrascht, wie gut sich am Ende alles zusammenfügte.
Ideale Länge: 352 Seiten
Bei der Zusammenarbeit mit dem Verlag musste Charly loslassen lernen. Rund 100 Seiten wurden aus seiner Geschichte gekürzt, aus 36 Kapiteln wurden 20. Der Grund: Um gut in der Hand zu liegen, darf ein Kinder- oder Jugendbuch laut Verlag nur ein bestimmtes Gewicht haben. Und damit auch eine bestimmte Länge: genau 352 Seiten. Bei manchen Stellen fuchste ihn das Kürzen schon, gibt Charly zu. Im Großen und Ganzen ist er aber mit dem Endprodukt zufrieden.
Die Fortsetzung von „Moonlight Wolves“ ist bereits in Arbeit. Zehn Kapitel sind bis jetzt geschrieben – wieder in Schulhefte. „Computer finde ich zu unpersönlich.“ Und wann darf man sich auf den zweiten Band freuen? Wenn es nach dem Verlag ginge, etwa in einem Jahr. Damit ist der zeitliche Rahmen diesmal deutlich enger gesteckt, schließlich brauchte das erste Buch insgesamt drei Jahre; zwei Jahre schreiben und ein Jahr abtippen. Davon will sich Charly Art aber nicht unter Druck setzen lassen: „Es kommt halt raus, wenn es rauskommt.“
Zu „Moonlight Wolves“
Der Inhalt: In den Schluchten des Wächtergebirges finden sich jedes Jahr die jungen Wölfe ein, um alles zu lernen, was ein vollwertiges Rudelmitglied wissen muss. Auch der Wolfswelpe Tamani macht sich auf den Weg. Doch die geheimnisvollen Schattenwölfe wollen alle anderen Wolfs-Clans unterwerfen. Tamani und seine Freunde müssen weit über sich hinauswachsen, um die Welt, wie sie sie kennen, zu retten.
Das Buch ist im Kosmos-Verlag erschienen und ab sofort im Buchhandel erhältlich (ISBN 9783440165607). Es umfasst 352 Seiten und ist für Leser ab zehn Jahren empfohlen. eli
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