Ausschuss des Eigenbetriebs Gebäudemanagement

Wärmekosten explodierten: Wertheim legt Energiebericht vor

Der aktuelle Energiebericht weist finanzielle Mehrbelastungen für die Stadt aus. Der Wegfall staatlicher Preisdeckel treibt die Ausgaben für Wärme in die Höhe.

Von 
Gerd Weimer
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Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Schule im Stadtteil Reinhardshof. Dank der Erzeugung erneuerbarer Energie spart der Eigenbetrieb Gebäudemanagement Stromkosten. © Stadtwerke Wertheim

Wertheim. Die Stadt Wertheim sah sich im vergangenen Jahr mit einer deutlichen finanziellen Mehrbelastung im Energiebereich konfrontiert. Der aktuelle Energiebericht für 2023/2024, vorgestellt von der neuen Leiterin des Eigenbetriebs Gebäudemanagement, Tabea Weber, verdeutlicht die Auswirkungen des Wegfalls der staatlichen Energiepreisbremsen. Vor allem die Kosten für fossile Wärmeerzeugung sind drastisch gestiegen.

Die Vorstellung des Berichts, der nahezu den gesamten Gebäudebestand und die Straßenbeleuchtung betrachtet, soll Transparenz schaffen und als Grundlage für gezielte Modernisierungs- und Klimaschutzmaßnahmen dienen. Der zentrale Punkt des Berichts ist der Vergleich der Kostenentwicklung zwischen 2023 und 2024. Während 2023 staatliche Entlastungsmaßnahmen galten – etwa die Deckelung des Gaspreises und die Senkung der Mehrwertsteuer für Wärme – fielen diese 2024 weg.

Wegfall der Preisbremse: Wärmekosten verdoppelt

Die Folgen sind drastisch: Die Wärmeenergiekosten stiegen von rund 517.000 Euro im Jahr 2023 auf etwa 950.000 Euro im Jahr 2024 – ein Anstieg von über 84 Prozent. Die hohen Wärmekosten sind hauptsächlich auf die Rückkehr zum regulären Mehrwertsteuersatz für Wärme und gestiegene Gas- und Fernwärmepreise zurückzuführen. Tabea Weber betonte, dass die Wärme generell einen höheren Anteil an der Energieverwendung hat als der Strom. Erdgas bleibe der dominierende Energieträger. Zusammen mit Heizöl machen fossile Energien 52 Prozent des Gesamtverbrauchs aus.

Jahresabschluss 2024 Gebäudemanagement

  • Der Eigenbetrieb Gebäudemanagement Wertheim schließt das Wirtschaftsjahr 2024 mit einem Überschuss i n Höhe von 278.500 Euro ab, wie die neue Leiterin Tabea Weber berichtete. Im Wirtschaftsplan war lediglich ein ausgeglichenes Ergebnis erwartet worden. Der erzielte Überschuss wird in voller Höhe an den städtischen Haushalt abgeführt.
  • Wesentliche Minderausgaben: Der Energiebezug war aufgrund der sukzessiven Umstellung der Beleuchtung auf LED und der Eigenproduktion von PV-Strom deutlich gesunken, was zu Minderausgaben (im Vergleich zum Plan) von 565.500 Euro führte.
  • Es fielen geringere Ausgaben für Personal an (Minderausgaben: rund 142.000), weil es eine Langzeiterkrankung gab und eine Stelle erst später als geplant besetzt werden konnte.
  • Entgegen den Planungen mussten keine weiteren Wohnungen für die Unterbringung von Flüchtlingen/Obdachlosen angemietet werden, was sich in geringeren Ausgaben für Mieten und Pachten widerspiegelt.
  • Wesentliche Mehrausgaben: Im Bereich Gebäudeunterhaltung und Außenanlagen gab es Mehrausgaben von 682.000 Euro. Diese wurden unter anderem für die Heizungserneuerung im Mehrzweckgebäude Vockenrot, die Unterhaltung der Außenanlagen sowie für LED-Leuchten in verschiedenen Objekten benötigt.
  • Die abgespeckte Variante der Modernisierungsmaßnahmen im Rathaus musste ebenfalls über das Gebäudemanagement abgewickelt werden.
  • Wesentliche Ertragsabweichungen: Bei den Gebühren für die Unterbringung von Flüchtlingen/Obdachlosen gab es Mindereinnahmen von 110.000.
  • Gleichzeitig führten Mehreinnahmen aus der Abrechnung von Betriebskosten in Höhe von 274.000 Euro zu einer deutlichen Ergebnisverbesserung . Die Betriebskosten für die Soziale Mitte aus dem Jahr 2023 wurden aufgrund einer späten Abrechnung erst im Jahr 2024 gebucht.
  • Im Jahr 2024 wurden insgesamt Investitionen in Höhe von 44.600 Euro verbucht. Diese entfielen auf PV-Anlagen allgemein (44.600 Euro) und die Umrüstung der Straßenbeleuchtung (25.000 Euro). Ein Kredit wurde im Berichtsjahr nicht in Anspruch genommen.
  • Für die Jahre 2025/2026 plant der Eigenbetrieb die Fortführung der Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED und den weiteren Ausbau von PV-Anlagen in Kooperation mit den Stadtwerken. Zudem soll die Immobilie „Staustufe 2“ in Eichel zu Wohnungen für die Flüchtlings- und Obdachlosenunterbringung fertiggestellt werden. wei

Diese starke Abhängigkeit von unbeständigen Märkten berge hohe Kostenrisiken, verstärkt durch die fortschreitende CO₂-Bepreisung. Tabea Weber kommentierte: „Wir stehen vor großen Herausforderungen, aber wir haben bereits begonnen, die richtigen Schritte zu gehen.“

Lichtblicke: Ökostrom und PV-Eigenverbrauch

Im Bereich Strom verzeichnete die Stadt 2024 einen leichten Rückgang der Stromkosten, obwohl der Verbrauch nahezu konstant blieb. Dies liegt laut Tabea Weber an einem gesunkenen Marktpreis und der Eigenstromnutzung aus Photovoltaik (PV). Bei der Verteilung der Gesamtkosten stechen zwei Bereiche hervor: Schulen stellen mit 39 Prozent den größten Kostenfaktor dar. Die Straßenbeleuchtung folgt mit 20 Prozent.

Die Straßenbeleuchtung ist mit 44 Prozent des gesamten Stromverbrauchs (935.112 kWh) ein relevanter Einzelposten. Tabea Weber kündigte an, dass die Umrüstung auf LED-Technologie vorangetrieben werde, um weitere Einsparungen zu erzielen.

Solar-Ausbau forciert: 184 Kilowatt-Peak bereits zugebaut

Um die Abhängigkeit von fossilen Trägern zu mindern und die CO₂-Emissionen zu senken, setzt Wertheim konsequent auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Bis Ende 2024 wurden laut Energiebericht insgesamt 184 Kilowatt-Peak an Photovoltaik-Leistung zugebaut. Die Anlagen produzierten 134.251 Kilowattstunden, wovon 89.829 Kilowattstunden – ein Eigenverbrauchsanteil von 67 Prozent – direkt vor Ort genutzt wurden. „Das trägt zur Senkung der Strombezugskosten bei und ist ebenfalls ein wichtiger Baustein“, so Tabea Weber.

Im Jahr 2025 folgt die Umsetzung weiterer Großprojekte: PV-Anlagen auf dem Gemeindezentrum Reichholzheim und der neuen Dreifeld-Sporthalle sind bereits in Betrieb. Die Installationen an der Edward-Uihlein-Schule und der Turnhalle Reichholzheim laufen aktuell.

Der Wasserverbrauch ist laut Bericht leicht gesunken. Die Kosten stiegen geringfügig. Tabea Weber bekräftigt den Zukunftsgedanken des Eigenbetriebs: Durch mehr PV-Anlagen sollen zukünftig Wärmepumpen betrieben werden, um die Wärmeversorgung klimafreundlich und preisstabil zu gestalten.

Redaktion Reporter Wertheim

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