Wertheim. Auf großes Interesse stieß die Veranstaltung „Rathaus vor Ort“ am Donnerstag in Vockenrot. Nach einem Ortsrundgang tauschten sich gut 60 Bürgerinnen und Bürger bei der anschließenden Versammlung mit den Vertretern der Stadtverwaltung aus.
Besonders der Verkehr treibt die Vockenroter um. Weiterhin besteht der Wunsch nach einer durchgehenden 30er-Zone in der Sachsenhäuser Straße, sowie zusätzlich in der Unteren Gasse und auf dem Neuhof. Eine entsprechende Unterschriftenliste hatte der Stadtteilbeirat bereits an die Verwaltung übergeben. Daran erinnerte der Vorsitzende Siegbert Flicker nochmals.
Frank Hofmann von der Verkehrsbehörde wies jedoch darauf hin, dass eine Tempoherabsetzung nur in besonderen Gefährdungssituationen gestattet würde. Priorität hat für den Beirat die Sachsenhäuser Straße. Hierbei handelt es sich zudem um eine Kreisstraße, sodass eine Lösung im Einvernehmen mit Landkreis und Polizei gefunden werden muss. Gleichwohl seien Einschränkungen nach der neuen Straßenverkehrsordnung leichter möglich, so Hofmann.
Uneinigkeit über Verkehrsbelastung
In Bälde soll eine erneute „Verkehrsschau“ vor Ort stattfinden. Es sei wichtig, dass die verkehrsrechtliche Anordnung am Ende auch rechtssicher sei. OB Markus Herrera Torrez äußerte Verständnis für das Anliegen und sicherte die Unterstützung für eine beidseitige 30er-Zone zu: „Ich glaube, wir haben gute Argumente. Wir werden unseren Teil dazu beitragen.“ Versprechen könne er aber nichts.
Über das Ausmaß der Belastung waren sich Verwaltung und Einwohnerschaft nicht einig. Die nackten Zahlen der Verkehrsmessungen: Auf der L508 fahren durchschnittlich 4000 Fahrzeuge pro Tag, in der Sachsenhäuser Straße „lediglich“ 1000. Das sei „nicht übermäßig viel“, so der OB.
Positive Signale gibt es bei den gewünschten Bushaltestellen auf Höhe der Einfahrt zum Neuhof. Im besten Falle erfolge die Umsetzung schon im nächsten Jahr. Ob es am Ende dann eine oder zwei Haltestellen werden, sei noch unklar. Zudem würden die zwei bereits bestehenden Haltestellen am anderen Ortsende barrierefrei umgebaut.
Der Rundgang führte auch durch das Neubaugebiet „Kurze Arten“. Der Satzungsbeschluss für den dritten Bauabschnitt soll im Mai 2026 erfolgen, die Erschließungsarbeiten im darauf folgenden Jahr. „Vockenrot ist ein attraktiver Stadtteil mit guten Rahmenbedingungen“, so OB Herrera Torrez.
Hecken-Umfriedung für Friedhof gewünscht
Unzufriedenheit herrscht über den Zustand des Friedhofes. Dem Wunsch einer kompletten Umfriedung mit Hecken erteilte der OB mit Blick auf die Kosten der Pflege aber eine Absage. Gleichwohl werde man sich des Themas annehmen.
Wie der OB ausführte, wird der Ausbau des Radweges von Wertheim bis Nassig ab nächster Woche beginnen und bis Weihnachten andauern (wir berichteten). In den ersten vier Wochen wird eine kurze Engstelle zwischen Vockenrot und Nassig erweitert, was eine einseitige Straßensperrung erforderlich mache. Der zweite Teil umfasse die Strecke von der Alten Vockenroter Steige bis Vockenrot. Das Land investiere 1,2 Millionen Euro.
Der OB nutzte zudem die Gelegenheit, auch allgemeine Stadtthemen anzusprechen: Während in Vockenrot die Umrüstung auf LED bereits abgeschlossen ist, soll der Ausbau im kompletten Stadtgebiet bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Das Dimmen werde dann im nächsten Jahr geregelt.
Hererra Torrez erläuterte auch die Planungen zur Entwicklung des Gewerbegebiets auf dem Reinhardshof. Er verwies auf den Kompromiss des Runden Tisches mit der Entwicklung der Abschnitte 6 und 7. Beim aktuell überplanten Abschnitt 6 sei mit einem Baubeginn zur Mitte des nächsten Jahres zu rechnen. Parallel werde der Bebauungsplan für den siebten Abschnitt vorbereitet. Eine darüber hinausgehende Erweiterung sei „noch ganz weit weg“, auch wenn sich die Stadt auf Auftrag des Gemeinderates um den Grundstückserwerb bemühen würde.
„Miteinander statt übereinander sprechen“
Mit der Sanierung der L2310 zeigte sich der OB sehr zufrieden. Der dritte Abschnitt zwischen Kaufland und Bahnhof sei im nächsten Jahr geplant. Hierbei soll auch eine Ampelkreuzung an der Einmündung der Uihleinstraße in die Bahnhofstraße entstehen.
Der Neubau der Drei-Feld-Turnhalle am Gymnasium werde zum Jahresende abgeschlossen. Die Einweihung sei Anfang des kommenden Jahres vorgesehen. Die Kosten betragen zehn Millionen Euro, die Förderung des Bundes drei Millionen.
Der Baubeginn für den Neubau der Grundschule sei für Anfang 2027 vorgesehen. Die Kostenschätzung betrage 16 Millionen Euro. Die Sekundarschüler der Gemeinschaftsschule sollen dann im Schulgebäude auf dem Reinhardshof unterkommen, in dem aktuell noch die Berufsschüler untergebracht sind.
Den Neustart des Krankenhauses bezeichnete der OB als „tolle Erfolgsgeschichte“. In diesem Jahr habe es 950.000 Euro Spenden gegeben, davon gut zwei Drittel von Unternehmen und 180.000 durch umliegende Kommunen. Der Bürgerempfang findet am 20. September statt.
Auf eine Nachfrage zu den hohen Stimmenanteilen der AfD, auch in Vockenrot, antwortete der OB, dass er nicht die Verantwortung für das Abstimmungsverhalten bei größeren Wahlen übernehmen könne. Vor Ort müsse man die Bürger mit guter Kommunalpolitik überzeugen. Es sei wichtig, mit allen Menschen ins Gespräch zu gehen: „Wir müssen versuchen, miteinander statt übereinander zu sprechen.“
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