Vierlinge - Vor 25 Jahren erblickten Georg, Richard, Sophie und Sabina Klüpfel das Licht der Welt

Vierfacher Familienzuwachs ist flügge

Von 
Günter Reinwarth
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25 Jahre gemeinsam durch ein „Leben mit Reben“: Die Klüpfel-Vierlinge aus Dertingen wurden zusammen 100 Jahre alt.

Dertingen. Vor zweieinhalb Jahrzehnten erblickten Georg, Richard, Sophie und Sabina als vier „kleine Engel“ im Engels-Monat September das Licht der Welt. Die Eltern Lothar und Marina Klüpfel brachten manchmal Engelsgeduld auf, bis ihr Nachwuchs das Kinderalter hinter sich gebracht hat. Einen Schutzengel brauchten sie zum Glück nicht. Was ist aus den Vierlingen geworden? Wir haben sie in dem Wertheimer Ortsteil besucht.

Am 14. September sind die Klüpfel-Vierlinge 25 Jahre alt geworden. Nimmt man das Alter von Georg, Richard, Sophie und Sabina mal vier, dann ergibt das die Summe von „gemeinsamen hundert Jahren“ – ein Jubiläum, auf das das Quartett selbst bei aller Bescheidenheit ein bisschen stolz ist. Mit einer großen Feier wurde das runde Jubiläum nicht begangen. Man saß mit „ein bissle Kaffee und ein Kuchen“ zusammen, erinnert sich Sophie Klüpfel.

1994, ein paar Wochen nach der Kaiserschnitt-Geburt in der Würzburger Uni-Klinik, lagen die noch winzigen Geschwister im Klüpfelschen Wohnzimmer auf einer Wolldecke, immer wieder mal in die Kamera blinzelnd, nichts ahnend, dass sie gerade den ersten gemeinsamen Fototermin über sich ergehen lassen mussten. Die stolzen Eltern Marina und Lothar Klüpfel hatten damals Besuch von Roswitha Schecher, Chefin der Allgemeinen Ortskrankenkasse Marktheidenfeld. Die Kasse spendierte der Familie für die ersten sechs Monate eine Gratis-Haushaltshilfe. In den folgenden zwei Jahren mussten sich die Eltern dann aus eigener Tasche um familiäre Unterstützung kümmern.

Georg war der Erstgeborene, seine drei Geschwister folgten ihm im Minuten-Takt. Jedes Baby brachte zwischen 1500 Gramm und 1600 Gramm auf die Waage. Was ging Vater Lothar damals ob des plötzlichen Kindersegens durch den Kopf? „Hoffentlich sind alle gesund und haben nicht das gleiche Geschlecht“, erinnert er sich an seine ersten Vaterfreuden. Sein Wunsch ging nicht nur in Erfüllung, im Hause Klüpfel sorgte der vierfache Familienzuwachs sogar für ein einmaliges Geburtstagsgeschenk: Opa Walter Oesterlein wurde 67 Jahre alt, als seine Enkel das Licht der Welt erblickten. Vierlingsgeburten sind extrem selten. Statistisch gesehen liegt die Wahrscheinlichkeit bei 1:600 000.

Vieles musst mal vier genommen werden. Unter anderem betraf dies die Bekleidung von Kopf bis Fuß. Viele Dinge des täglichen Lebens mussten ebenso aus der Familienkasse finanziert werden wie ein gemeinsamer Urlaub im Bayerischen Wald oder an der Nordsee. Ein Kleinbus mit Anhänger zum Fahrrad-Transport erleichterte die Fahrten in die Ferien. Nicht unerwähnt soll die „Motorisierung“ des Familien-Nachwuchses bleiben. Alle vier Kinder haben mit fünfzehn ihren Mofaführerschein erworben. Sabina und Sophie durften sich ein Jahr später über einen eigenen Roller freuen. Alle vier machten mit siebzehn den Autoführerschein, Richard erwarb zusätzlich die Traktor-Lizenz. Die beiden Buben bekamen mit achtzehn einen „fahrbaren Untersatz“, Sophie war zwanzig und ihre Schwester Sabina zwei Jahre älter, als sie ein Auto ihr eigen nennen durften.

Vater Lothar ist ausgebildeter Diplom-Ingenieur für Weinbau und Oenologie, Mutter Marina hat im Weingut Martin in Homburg eine Winzerlehre absolviert und sich anschließend in der Lehranstalt Weinsberg (Landkreis Heilbronn) als Weinbau-Techniker ausbilden lassen.

Auch die beiden Söhne frönen heute dem Weinbau. Elterlicher Druck war bei ihnen allerdings nicht im Spiel. Richard und Georg Klüpfel haben sich, so erinnert sich Vater Lothar, schon immer in den Weinbergen und in der frischen Luft wohl gefühlt und zusammen mit ihren Schwestern bereits im Kindergarten-Alter bei der Weinlese geholfen. „Da es den beiden Buben von klein auf im Weinberg gefallen hat, entschlossen sie sich, in meine Fußstapfen zu treten.“ Georg Klüpfel wurde Weinbautechniker, besuchte wie sein Bruder Richard die Schule an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim (LWG) und absolvierte ein Praktikum in einem Südtiroler Weingut. Heute arbeitet er im Weingut Martin Homburg. Bruder Richard erlernte das Winzer-Handwerk im renommierten Weingut Paul Fürst in Bürgstadt, sein Praktikum erfolgte in der Steiermark. Richard Klüpfel ist ausgebildeter Winzermeister. Beide Brüder erinnern sich gerne an eine Infofahrt mit ihrer Schule nach Südafrika, wo sie einen Blick über den „Weinbau-Zaun“ werfen durften.

Ihre Liebe zur Natur und die Erzählungen des einheimischen Jägers „Schütze Heinz“ (Heinz Mattern) waren auch für ein Hobby ausschlaggebend, das schließlich im „Grünen Abitur“ mündete und mit der Jägerprüfung abschloss. Georg Klüpfel geht heute im Revier eines Freundes in Impfingen auf die Jagd, Richard Klüpfel frönt fast vor der Dertinger Haustüre dem Waidwerk.

Und was ist aus den jungen Damen geworden, die „ein Herz und eine Seele“ sind? Sophie Klüpfel ließ sich in Würzburg zur Diätassistentin ausbilden, drei Jahre arbeitete sie auf der Nordsee-Insel Amrum in einem Haus, das eine Mutter-Kind-Kur anbietet, seit zwei Jahren ist sie in einem Krankenhaus in Karlsruhe tätig.

Schwester Sabina, die am Ernährungswissenschaftlichen Gymnasium in Bad Mergentheim ihr Abitur gemacht hat, wird eine studierte Sozialpädagogin, am 24. Dezember dieses Jahres ist der Abgabetermin für die Bachelor-Arbeit. „Dann bin ich glücklich.“ Vor ihrem Studium absolvierte sie in Südengland einen Au-pair-Aufenthalt, anschließend erfolgte ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Integrativen Kindergarten.

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