Wertheim. Ist ein Verein, der einst von Kriegsversehrten gegründet wurde, 50 Jahre später noch notwendig? Unbedingt, wie man am Beispiel der Bewegungs- und Reha-Sport-Gemeinschaft Wertheim sieht. Der 100 Mitglieder starke Verein bietet Sport- und Bewegungsangebote für Menschen mit Beeinträchtigung, ist aber auch für alle anderen offen. An diesem Freitag wird das halbe Jahrhundert mit einer Festveranstaltung gefeiert.
Die Geschichte des Vereins beginnt im Februar 1973, als 13 Kriegsbeschädigte beschließen, die Gemeinschaft zu gründen und den Übungsbetrieb in der Sporthalle im Robert-Bunsen-Weg in Bestenheid aufzunehmen. Die erste Vorstandschaft besteht aus Kurt Wettengel, Josef Helly, Johann Kröger und Adolf Eisenberger. Vier Jahre später wird durch Ludwig Braun und Hein Staubitz eine Jugendgruppe gegründet. Es entstehen weitere Gruppen, etwa die Herzsportgruppe oder die Asthma-Gruppe.
Der Verein ist aktiv, beispielsweise im Prellball. Hier hat Wertheim sogar einmal die Deutsche Meisterschaft ausgerichtet. 1980 schafft der Verein einen Kleinbus an, um auch auswärts bei einem der vielen befreundeten Vereine innerhalb des Dachverbands, des Badischen Behindertensportverbands, Sport zu treiben. Das gesellige Leben findet im Vereinsheim 1982 bezogenen Vereinsheim an der Alten Steige statt. Bis heute finden regelmäßig Ausflüge statt, etwa zur Henneburg.
Mehr wohnortnahe Angebote
Den höchsten Mitgliederstand erreicht der Verein 1996 mit 215 Mitgliedern. Seitdem sind die Zahlen zurückgegangen. Yvonne Horn, seit zwei Jahren Beisitzerin im Vorstand, führt dies darauf zurück, dass es immer mehr wohnortnahe Angebote für Rehasport gibt. So gibt es im Verein aktuell drei Sparten, in denen etwa 70 Teilnehmer aktiv Sport betreiben: Die Herzsportgruppe in Bestenheid, der Rehasport für Menschen mit orthopädischen Beeinträchtigungen in Vockenrot sowie die 2023 neu gegründete „Fit und Fun“ Gruppe, die von der zweiten Vorsitzenden Brigitte Wind ins Leben gerufen wurde. Hier sind alle, die sich fit halten wollen, willkommen. Die anderen beiden Angebote richten sich an Menschen, die vom Arzt ein entsprechendes Rezept haben. Über dies rechnet der Verein dann mit der Krankenkasse ab. Wer sich über die konkreten Angebote informieren möchte, wird auf der Homepage des Vereins fündig. Außerdem gibt es einen Schaukasten gegenüber des Busbahnhofs.
Doch der Vorstand, dem seit 2006 Christian Wüst als 1. Vorsitzender vorsteht, plant noch mehr. Kurz vor dem Start stehen eine Yoga-Gruppe und eine Stretching-Gruppe, ebenfalls offen für jedermann. Anders als in anderen Sportvereinen werden die Veranstaltungen tagsüber stattfinden. Angedacht ist auch eine Sportgruppe für junge Menschen mit ADHS. Die Leitlinie für die Zukunft: „Wir wollen anbieten, was den Wertheimer Bürgern gut tut und Spaß macht.“ Dies sei wichtig, denn die Menschen würden immer älter und wollen außerdem immer stärker gesundheitsbewusst leben.
Arzt immer anwesend
Ideen gibt es im Vorstand, der durch Heidrun Bohlig, Walter Schwab und Hubertus Heneka komplettiert wird, viele, allerdings fehlen häufig die Übungsleiter. „Wir unterstützen hier die Ausbildungen“, verspricht Horn. Man freue sich über jeden und jede, die Interesse haben, eine Gruppe zu leiten. Für die „Fit und Fun“ – Gruppen reiche der normale Übungsleiter, für die speziellen Anforderungen etwa bei der Herzsportgruppe oder im Rehasport ist eine Zusatzausbildung notwendig. Bei den Trainingsstunden der Herzsportgruppe sei auch immer ein Arzt anwesend, betont Horn. Hier seien sie dankbar für die gute Kooperation mit dem Wertheimer Krankenhaus.
Yvonne Horn ist nach vielen Jahren beim TV Wertheim seit zehn Jahren als Übungsleiterin in der BRSG aktiv. Seit zwei Jahren ist sie im Vorstand. Sie betont ihren Wunsch, dass es mit der Gemeinschaft weitergeht: „Wertheim lebt von seinen Vereinen. Und das Weiterbestehen ist der Wunsch derer, die sich vor 50 Jahren bei der Gründung etwas gedacht haben.“
Was gerade die BRSG mit ihrer speziellen Zielgruppe wichtig macht, erklärt sie so: „Menschen mit Beeinträchtigungen können sich so an einen Verein binden. Sie können Anschluss finden und etwas für sich tun, jeder so gut wie er kann.“ Es gehe bei den Trainingsstunden nicht darum, mit anderen in Wettbewerb zu treten. „Jeder soll nur nach sich schauen und keine Angst haben, dass die anderen besser sein könnten.“
Zur Jubiläumsfeier in Nassig werden der Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez und der befreundete Vereine Herzsport Lauda erwartet. Mit einer Dia-Show wird der Verein die vergangenen fünf Jahrzehnte Revue passieren lassen.
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