Jüdischer Friedhof - Vertreter der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden waren zu Gast in Wertheim

Verband begrüßt Engagement der Bürger

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stv/eli
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Gabriel Albilia, Thorsten Orgonas und Rami Suliman (von links) sind nach Wertheim gekommen, um mit Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez über den Jüdischen Friedhof zu sprechen. © Stadt Wertheim

Wertheim. Seit Mitte vergangenen Jahres ist der Jüdische Friedhof in Wertheim gesperrt, die Wege sind nicht mehr verkehrssicher und dringend sanierungsbedürftig. Das trat eine öffentlicher Debatte los.

Nun hat Rami Suliman, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden (IRG), gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer Thorsten Orgonas und dem Friedhofsbeauftragten Gabriel Albilia Wertheim besucht, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Der Friedhof soll für geführte Besuchergruppen sobald als möglich wieder zugänglich gemacht werden. Darin waren sich Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez und Rami Suliman einig, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Die Vertreter der IRG stimmten demnach zu, dass die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit des Jüdischen Friedhofs bei gutem Willen auf allen Seiten zu realisieren sei.

In den vergangenen Monaten war die historische Begräbnisstätte immer wieder Gegenstand der öffentlichen Diskussion – nachdem sie zuvor ein wenig in Vergessenheit geraten schien (wir berichteten mehrfach). Nach längerer Debatte stellte der Gemeinderat Ende vergangenen Jahres 15 000 Euro für eine Sanierung im Haushalt ein, versehen mit einem Sperrvermerk, bis die Gesamtfinanzierung gesichert ist.

In der Zwischenzeit sind außerdem rund 30 000 Euro an Spenden in Aussicht gestellt worden. Auch der Landkreis hat 5000 Euro an Unterstützung zugesagt. Bislang wurde die Geschichte des jüdischen Friedhofs, der zu den ältesten in Deutschland gehört und wohl der älteste erhaltene in Baden-Württemberg ist, kaum aufgearbeitet. Um das zu ändern, will der Historische Verein Wertheim Nachforschungen anregen. Die erste in einer Reihe von Veranstaltungen fand Anfang Februar statt. Der Bürgerverein „Pro Wertheim“ hatte zunächst einen internen Spendenaufruf gestartet und später ein Spendenkonto eröffnet. Auch Stadtführerin Ursula Kohout setze sich für eine Sanierung ein.

Rami Suliman begrüßte die Aktivitäten. Es gelte, die jüdische Kultur und ihre Geschichte im Bewusstsein der Menschen wachzuhalten. „Wir können hoffentlich die aufgetretenen Probleme lösen“, so der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft. Die IRG sei zwar die Eigentümerin der Begräbnisstätte, die zur Pflege und Sanierung verwaister Friedhöfe zur Verfügung stehenden Mittel seien aber begrenzt und bei weitem nicht ausreichend. Unterstützen will man das Projekt gleichwohl, unter anderem mit einer eigenen Spende.

Mittel sind bundesweit knapp

Die Knappheit der für die Erhaltung und Pflege verwaister jüdischer Friedhöfe zur Verfügung stehenden Mittel ist ein bundesweites Problem (wir berichteten). Insofern bekräftigten sowohl der Vorsitzende als auch Hauptgeschäftsführer Thorsten Orgonas, dass sie gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland nach der Landtagswahl das Gespräch mit der Landesregierung suchen werden, um bei der Mittelausstattung für verwaiste jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg Verbesserungen zu erzielen.

Man sei sich der Bedeutung des jüdischen Friedhofs als Zeichen früheren jüdischen Lebens in Wertheim und der Verantwortung, die Erinnerung daran wachzuhalten, sehr bewusst, versicherte Oberbürgermeister Herrera Torrez. „Der jüdische Glaube schafft eine ewig andauernde Bestandsgarantie für die Gräber der Verstorbenen. Demzufolge ist der Friedhof nicht nur ein Zeugnis der Vergangenheit, sondern auch der fortwährenden Gegenwart jüdischen Glaubens und Lebens.“

Grundsätzlich keine Einwände erhoben die Vertreter der Israelitischen Religionsgemeinschaft gegen die Überlegung, gegebenenfalls erst einmal einen Teil der Wege zu sanieren, um dadurch die Verkehrssicherheit herzustellen und den Besuch geführter Gruppen wieder zu ermöglichen. Als Zwischenlösung sei dies eine sehr gute Überlegung, sagte Rami Suliman. Grundsätzlich, so der Vorsitzende, „ist der Zustand des Friedhofes nicht so prekär, wie wir das oft anderen Ortes erleben“. Das bekräftigte auch Albilia.

Dazu komme, dass sich in Wertheim großes Interesse und zivilgesellschaftliche Unterstützung zeige. „Das freut uns außerordentlich.“ Im Anschluss an das Gespräch verschaffte man sich bei einem Besuch vor Ort selbst ein Bild. stv/eli

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