Urphar. Anlässlich des Jubiläums „1250 Jahre Urphar“ machte sich am Sonntagnachmittag eine große Schar Geschichtsinteressierter auf den Weg ins „Himmelreich“. Die Themenwanderung führte vom Urpharer Feuerwehrhaus über den Main entlang, über die Schleuse und den Tännig- beziehungsweise Heunweg bis hinauf zur Wettenburg. Sachkundig begleitet wurde die Wanderung von Professor Dr. Peter Rückert, Leiter des Hauptstaatsarchivs Stuttgart und gebürtiger Urpharer, der mit viel Begeisterung die geschichtlichen Hintergründe erläuterte.
Schon die erste Station am Main bei der alten Furt öffnete ein Fenster in die Vergangenheit: Dort, wo sich noch heute Pflastersteine zeigen, lag einst der Ursprung des Ortsnamens Urphar – „Urfare“. Bei Niedrigwasser konnte man einst den Main an dieser Stelle queren. Um 1800 verlief dort die „Via Publica“, eine bedeutende Handelsstraße, entlang. Später befand sich an dieser Stelle sogar ein kleiner Hafen.
Der Weg führte weiter zur Schleuse, wo Dr. Frank Kleinehagenbrock auf die Bedeutung des Mains als Lebensader hinwies: „Der Main war die wichtigste Verkehrs- und Handelsverbindung.“, die jedoch nur an wenigen Tagen im Jahr nutzbar war. Erst unter Napoleon, als es zur Aufteilung der Alte Grafschaft Wertheim kam, wurde der Main Grenze – heute zwischen Baden-Württemberg und Bayern. Mit der Maintalstraße, die bis Würzburg führte, kam im 18. Jahrhundert ein erster Entwicklungsschub. Später machte der Bau der Staustufe den Fluss ganzjährig schiffbar und brachte nötige Arbeitsplätze in die Region.
„Der Heunweg atmet Geschichte“
Über den historischen Tännigweg und den Heuweg wanderte die Gruppe weiter in Richtung Wettenburg. „Der Heunweg atmet Geschichte“, erklärte Rückert und verwies auf alte Sandsteine mit Karrenspuren, stille Zeugen früherer Transporte. „Dem Märchen von einer großen Burg muss ich den Garaus machen“, erklärte der Historiker. Vielmehr handele es sich um Befestigungswälle, die von verschiedenen Bevölkerungsgruppen wie etwa Burgundern und Germanen genutzt wurden. Die Wallanlagen auf dem Bergrücken sind ohne fachkundiges Wissen schwer zu erkennen. Hier halfen zu Beginn verteilte Karten. Die Natur hat sich über viele Jahrhunderte wieder ausgebreitet. Auch von den Ausgrabungen, an denen Rückert in den 1980er Jahren beteiligt war, ist nichts mehr zu sehen. Trotzdem konnte man sich vorstellen, wie bedeutend diese Befestigung damals gewesen sein musste.
Obwohl Mythen und Sagen heute noch die Wettenburg umwehen, blieb bei dieser Wanderung auch die Ruhe und Beschaulichkeit des Orts im Gedächtnis – ein schönes Stück Natur, das viele noch gar nicht kannten. Auf dem Rückweg machte die Gruppe einen Abstecher an den Main. Dort eröffnete sich ihr ein beeindruckender Blick ins Maintal und auf Urphar – bis hin zur alten Furt.
Nach vier Stunden kehrten die Teilnehmer nach Urphar zurück. Dort ließ man den geschichtsträchtigen Nachmittag bei einem kleinen Grillfest gemütlich ausklingen.
Am 25. Oktober steht im Feuerwehrhaus eine weitere Veranstaltung im Jubiläumsjahr an: ein Abend rund um den fränkischen Dialekt. Dr. Monika Fritz-Scheuplein vom Unterfränkischen Dialektinstitut der Universität Würzburg gibt spannende Einblicke in die Sprache der Region. Anhand von Sprachkarten aus dem Projekt „Sprachatlas“ erklärt sie typische Merkmale des Urpharer Dialekts. Im Anschluss können alle Gäste ihr Wissen beim Dialekträtsel testen.
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