Jonglieren, Balancieren und Artistik: Eineinhalb Jahre wurde das Zirkusprojekt an der Gemeinschaftsschule Wertheim von der ersten Idee an vorbereitet. Nun ist Vorstellung.
Wertheim. Es ist ein gigantisches Unterfangen, 350 Kinder der Klassenstufen eins bis zehn gemeinsam auf die Bühne zu bringen. In den vergangenen Jahren wurde der Förderverein der Schule von Eltern, die von ähnlichen Projekten begeistern waren, gebeten, dies zu organisieren. Wie der stellvertretende Vorsitzende Sven Szabo betont, habe der Verein schnell den Mehrwert eines Zirkusprojekts für die Kinder erkannt, die sich dabei künstlerisch kreativ betätigen können.
Es war nicht ganz einfach, für ein Projekt dieser Größenordnung Zirkuspädagogen zu finden. Deshalb waren die verantwortlichen froh über die Zusage von Bente und Rainer Scheffold mit dem Zirkus Abeba aus Freiburg. Die anfängliche Skepsis des Lehrerkollegiums schlug nach der Vorstellung der Aktion durch die Experten vor ein paar Monaten in einstimmige Begeisterung um.
Aktuell herrscht große Betriebsamkeit auf dem gesamten Gelände der Gemeinschaftsschule. Alle Lehrer studieren tatkräftig mit ihren jeweiligen Gruppen die Zirkus-Nummern ein.
Arbeit lohnt sich
Was alles mit dem Projekt verbunden ist, sei nicht vorhersehbar gewesen, bekannte Szabo: "Das so viel Arbeit auf uns zukommt, hätten wir am Anfang nicht gedacht." Zunächst durften sich die Schüler das Zirkusprogramm mit Clowns, Akrobaten und Jonglage ansehen können. Dann konnte jedes Kind drei Wünsche zur Gruppeneinteilung äußern. Die beiden Vorstandsmitgliedern Ariane Mühleck und Katharina Weidenbach werteten in "mühseliger Kleinarbeit" alles aus, wobei sie allen Wünschen der Kinder gerecht wurden.
Das Konzept des Zirkus Abeba entspricht den neuen pädagogischen Erkenntnissen, beispielsweise des Neurobiologen Professor Gerald Hüther. Entwickelt haben es die Scheffolds allerdings aus ihrer eigenen Ausbildung und jahrelangen Erfahrung heraus. Die Kinder dürfen sich frei entfalten, zunächst aussuchen, was sie machen möchten, und sehr viele eigene Ideen einbringen.
Auch die Lehrer der Wertheimer Gemeinschaftsschule freuen sich darüber, wie gut das funktioniert. Während des Gruppentrainings seinen die Kinder sehr umgänglich. Das gelte auch für diejenigen, die im normalen Unterricht auffallen. Lehrerin Braunisch ist begeistert, dass die Schüler ihre Choreographie für die Feuerjonglage selbst entwickelt haben. Ganz konzentriert haben sie diese erst ohne und dann mit Feuer einstudiert. Braunisch: "Es ist toll zu sehen, wie stark die Kinder ihr Selbstbewusstsein in so kurzer Zeit entwickeln."
Voll des Lobes sind die Förderverein-Mitglieder für die Zirkuspädagogen. So seien beispielsweise schon im Vorfeld Fragen stets umgehend beantwortet worden. Und nun gingen sie in den Gruppen ganz toll mit den Kindern um. Diese erhalten von den Experten vor allem technische Tipps zur Sicherheit, damit etwa die Fackelwerfer nicht in die Flammen greifen. "80 Prozent der Arbeit machen die Kinder selber", betont Rainer Scheffold. Und die Mütter, die zum Teil alleine eine Gruppe leiten, sind beeindruckt, wie schnell der Nachwuchs Ängste überwindet, sich mutig zeigt und dabei verschiedene Altersstufen miteinander harmonisieren. Ein bisschen Druck von den Leitern sei dabei auch hilfreich, weil die Mädchen und Jungen sich freuen, Leistung zu zeigen.
Unterstützt wird Scheffold von, wie er sagt, "Co-Leitern": Dabei handelt es sich um Kinder, die ihn tatkräftig unterstützen, schnell die Aufgaben verstanden und umgesetzt haben und nun mit großem Eifer ihren Mitschülern weiterhelfen. Der Experte: "Die Kinder haben oft Ideen, auf die wir Erwachsenen gar nicht kommen, und verstehen sich untereinander sowieso viel besser."
Das Interesse an der Zirkusvorstellung der Schüler war enorm. Wie Schulleiterin Alice Jäger sagte, sind die Eintrittskarten längst ausverkauft.
All denjenigen, die einen Platz ergattert haben, kann man gratulieren. Denn die Vorbereitungen verheißen eine aufregende und schöne Vorführung.
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