Bronnbach. Bronnbach stand am Samstagabend ganz im Zeichen des Starkbiers. In seiner Begrüßungsrede zum Starkbieranstich ließ Landrat Christoph Schauder durchblicken, dass er für Bieranstiche eigentlich nicht zuständig sei. „Dafür gibt es schließlich Bürgermeister“, schmunzelte er. Obwohl selbst ohne Bürgermeister-Erfahrungen ging dem Landrat der Fass-Anstich leicht von der Hand.
Stolz und humorvoll stimmte er gemeinsam mit Christoph Ebers, dem Geschäftsführer der Distelhäuser Brauerei, auf den Abend ein. Ebers erklärte den schäumenden Gerstensaft. In diesem Jahr habe das Bockbier etwa sieben Prozent Alkoholgehalt und 16,5 Grad Plato Stammwürze. So werden in der Brauereikunst die aus dem Malz gelösten Inhaltsstoffe in der Bierwürze vor der Vergärung bezeichnet. Zum Vergleich: Helles und Pils kommen nur auf elf bis 13 Grad. Die Stammwürze entscheide beim Gärungsprozess über Alkoholgehalt und Nährwert des Bieres. Daher komme schließlich die Tradition des Starkbiertrinkens in der Fastenzeit als Fleischersatz.
Unmittelbar nach dem Anstich versorgten die Kellnerinnen die zahlreichen Zecherinnen und Zecher mit kühlem und kräftigem Gerstensaft. Im Vergleich zu den ersten Jahren der jungen Bronnbacher Starkbier-Tradition hatten auch viele Jüngere den Weg in den Bernhard-Saal gefunden. Nicht wenige der fast 200 Besucherinnen und Besucher waren in Dirndl oder Janker erschienen.
Friedensgebet und moderner Witz
Mit einem Friedensgebet des Zisterzienserabts Bernhard von Clairvaux, eines hochmittelalterlichen Mystikers, sowie einem modernen Witz eröffneten die Klosterbewohner Pater Erwin und Pater Jarek das reichhaltige, deftige Büffet. Auch Vegetarier hatten es nicht schwer an diesem Abend. Denn neben zarten Krustenbraten vom Schwein standen Semmelknödel mit Pilzsauce, ausgezeichnetes Rotkraut und zahlreiche knackige Salate zur Auswahl.
Barbara aus Külsheim war vom Küchenpersonal beeindruckt: „Die konnten mir sofort aus dem Kopf sagen, was vom Buffet ich mit meiner Laktoseintoleranz bedenkenlos essen kann. Ich finde es wichtig, dass Gastronomie diesbezüglich mitdenkt“. Das gesellige Beisammensein fand zum vierten Mal statt und verlief ohne sichtliche Pannen. Wieder einmal führte Frank Mittnacht, Kulturamtsleiter des Landkreises, durch den Abend. Die bayrische und böhmische Blasmusik der „Zwiefach-Boarischen“ trug zur freudigen und bodenständigen Atmosphäre bei. Die noch junge Bronnbacher Starkbiertradition scheint etabliert zu sein.
Was der Landrat bei seinem Anstich nicht geschafft hatte: Der Comedian und Musikkabarettist Thomas Mayer brachte das Fass zum Überlaufen. Der als „Vogelmayer“ bekannte Entertainer unterhielt sein Bronnbacher Publikum zunächst etwas mühevoll auf Hochdeutsch, dann schließlich in seinem niederbayrischen Heimatdialekt. Eine knappe Stunde dauerte sein Programm mit dem Titel „Lebensfreude“. Seine Lieder, Kalauer, Witze und Wortwitze, einige davon älter als der Mittvierziger selbst, begleitete er auf der Gitarre.
Hymne auf das Landleben
Am Beginn des Programms rollten nicht wenige im Publikum die Augen über den zuweilen recht schlichten Humor. Doch bereits nach wenigen Minuten zog er das Publikum auf seine Seite. Mit seinem immer wieder durch erzählte Anekdoten unterbrochenen Lied „Am Dorf“ hatte er geradezu eine Hymne aufs Landleben gelandet. Die meisten im Publikum waren über Mayers derben und ausgelassenen Späße mehr und mehr begeistert und das Starkbier sorgte zusätzlich für steigende Stimmung.
Zwei Zugaben entlockten die johlenden Gäste dem Vogelmayer. Nach dem Auftritt überreichte Mittnacht dem Alleinunterhalter drei Flaschen Distelhäuser „Cellarius-Bier“ und zeigte sich erfreut über den Publikumserfolg: „Wer das Publikum so rockt, hat den höchsten Bronnbacher Orden verdient“. Kurz nach 23 Uhr packten die Musikerinnen und Musiker ihre Instrumente zusammen und langsam leerte sich der Saal. Der Vogelmayer hatte sich bereits etwas früher verabschiedet: „Wenns Eane gefoalln hat, sogts weiter. Wenns Eane net gfoalln hat, sogst net weiter!“
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