Nachruf

Tausende Babys in Wertheim auf die Welt gebracht

Gynäkologe Dr. Gerhard Wilhelm ist im Alter von 93 Jahren gestorben.

Von 
Birger-Daniel Grein
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Wertheim trauert um Dr. Gerhard Wilhelm. © Nadine Schmid

Wartberg. Rund 15 000 neue Erdenbürger hat Dr. Gerhard Wilhelm in seinen 31 Jahren als Gynäkologe im Wertheimer Krankenhaus zusammen mit seinem Team auf die Welt gebracht. Nun muss Wertheim Abschied von ihm nehmen.

Der engagierte Arzt starb am 17. Dezember im Alter von 93 Jahren. Anlässlich seines 90. Geburtstags hatte er selbst rückblickend betont, sein Hobby sei das Krankenhaus gewesen. Dort war er unter anderem 31 Jahre lang Chefarzt der gynäkologischen Abteilung.

Geboren wurde er am 5. März 1931 in Braunau a. d. Steine im Sudetenland. Nach seinem erfolgreich bestandenen Abitur begann er das Medizinstudium in Würzburg. Wie im Bericht zu seinem 90. Geburtstag zu lesen ist, musste er das Studium weitgehend selbst finanzieren. Dazu arbeitete er am Wochenende für eine Familie bei den stationierten US-Amerikanern. Er erhielt durch seine guten Leistungen ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes und konnte so in München zu Ende studieren. Seine zukünftige Frau Gertrud, selbst als Medizinisch-technische Assistentin (MTA) im medizinischen Feld tätig, suchte sich ebenfalls eine Stell e in der bayerischen Landeshauptstadt. Kennengelernt hatten sich beim Tanzen.

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Während des Studiums besuchten sie gerne gemeinsam Kulturveranstaltungen und gingen oft ins Theater. Das Paar heiratete im Mai 1956. Die Familie hatte fünf Kinder, von denen eine Tochter mit sieben Jahren an Leukämie starb. Ein Sohn trat in die Fußstapfen des Vaters und wurde nach seinem Medizinstudium ebenfalls Facharzt für Frauenheilkunde. Außerdem gibt es mehrere Enkel und Urenkel. Einige seiner Enkel hatte Gerhard Wilhelm selbst entbunden.

Nach der Eheschließung praktizierte Wilhelm zwei Jahre in den USA. Die Kontakte dahin entstanden durch seinen Job zu Würzburger Studienzeiten. Nach einer weiteren Station in Duisburg nahm er eine Stelle an der Frauenklinik in Würzburg an, wo er auch seine Facharztausbildung absolvierte.

1965 kam der Gynäkologe an das Städtische Krankenhaus Wertheim. Anfangs wirkte er dort als Belegarzt. Eng verbunden mit dem Namen Wilhelms ist der enorme Aufschwung, den die Geburtshilfe in dieser Zeit nahm. Angesichts der ständig steigenden Zahlen mit bis zu 600 Geburten pro Jahr wurde er 1973 Chefarzt der Abteilung.

Durch das Engagement und die Kompetenz von Wilhelm und dessen Team erarbeitete sich die Abteilung innerhalb weniger Jahre überregionales Ansehen. Wilhelm blieb bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1996 Chefarzt. Er selbst war stolz, alle gynäkologischen Operationen selbst durchgeführt zu haben, ohne Patientinnen an andere Kliniken verweisen zu müssen. Trotz seiner beruflichen Verpflichtungen engagierte sich Wilhelm auch ehrenamtlich für seine Heimat. 1971 wurde von in den Wertheimer Gemeinderat gewählt.

In seinem Ruhestand widmete Wilhelm seine Zeit Ehefrau und Familie. Das Ehepaar unternahm zahlreiche Reisen. Im Wohnmobil ging es quer durch Europa. Zu den Urlaubsorten gehörten zum Beispiel England, Spanien, Ungarn und Schweden. Außerdem unternahmen sie Seereisen unter anderem nach Rio de Janeiro, Odessa und Spitzbergen. Auch im Rentenalter blieb er an seinem beruflichen Fachgebiet interessiert und hielt sich mit Fachliteratur auf dem Laufenden.

Um Wilhelm trauern seine Ehefrau, vier Kinder mit ihren Partnern, neun Enkel und acht Urenkel. Zudem werden seine großen Verdienste für Wertheim und die Region sowie seine Hilfe für viele tausend Menschen immer in Erinnerung bleiben.

Die Beerdigung findet am 3. Januar 2025 um 14 Uhr auf dem Waldfriedhof in Bestenheid statt. 

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