Sonderriet. „Preis für langjährige Produktqualität“: Der Obstanbau-Betrieb von Simone Flicker in Sonderriet wurde erneut von der Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) für seine Obstbrände ausgezeichnet.
„Ich möchte dem hohen Standard gerecht werden, setze mich aber nicht unter Druck“, meint Simone Flicker vor ihrem Hofladen am Ortseingang von Sonderriet zur erneuten Prämierung ihres Betriebs. Zum zehnten Mal wurde die Brennerei Obst Baumann vom Testzentrum Lebensmittel der DLG mit dem „Preis für langjährige Produktqualität“ ausgezeichnet. Mit der Goldmedaille für verschiedene Obstbrände 2022 (siehe Infobox) bestätigte die DLG das hohe Niveau der Erzeugnisse.
Auszeichnung durch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft mit dem „Preis für langjährige Produktqualität“
Zahlreiche Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft lassen ihre Produkte seit vielen Jahren freiwillig durch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) testen. Um dieses fortwährende Qualitätsstreben zu fördern, vergibt diese die Herstellerauszeichnung „DLG-Preis für langjährige Produktqualität“.
Als Voraussetzung für die Verleihung müssen fünf Teilnahmejahre in Folge mit jeweils mindestens drei Prämierungen nachgewiesen werden.
Ist dies der Fall, so wird ab dem fünften erfolgreichen Teilnahmejahr der Betrieb zum ersten Mal mit dem „DLG-Preis für langjährige Produktqualität“ ausgezeichnet.
Sofern die Vergabebedingungen weiter erfüllt werden, erhält das Unternehmen die Auszeichnung fortlaufend. Nimmt ein Hersteller in einem Jahr nicht teil oder erreicht er nicht die erforderliche Anzahl an Prämierungen, so verliert er seinen Anspruch auf diese Auszeichnung.
In der Kategorie „Spirituosen 2022“ wurden der Brennerei Obst Baumann Simone Flicker von der DLG für folgende Produkte Goldmedaillen verliehen: Apfel- und Birne-Edelbrand, Apfelbrand Cuvee, Quitten- und Kirschen-Edelbrand. ella
„Für mich ist diese relativ teure Prämierung mit der Testung im Labor eine Sicherheit. Wenn ich die Ergebnisse habe, weiß ich, da ist nichts drin, was nicht rein gehört“, betont Flicker im Gespräch mit den FN. Besonders beim Wert des Methylalkohols habe sie ein besseres Gefühl und könne sagen, „das passt, was ich den Leuten anbiete“.
Vor allem beim Steinobst durch die Kerne könne der Blausäuregehalt recht schnell ansteigen, erklärt die Expertin. Sie brennt mit den Obstkernen, da ein Bittermandelton und dadurch ein gutes Aroma entstehe. Aber „wenn man die Kerne zu arg zerstört, ist das nicht geschickt“. Für die Testung werden die Obstbrand-Proben auf dem Hof abgefüllt und nach Berlin geschickt. Dort gehen sie ins Labor und es folgt die Verkostung. „Es dauert dann ein paar Monate, bis das Ergebnis da ist.“
Urgroßvater legte Basis
Die Basis für den landwirtschaftlichen Betrieb von Simone Flicker mit dem Namen Obst Baumann legte ihr Urgroßvater, erzählt sie. Dieser wurde schon um 1912 bei der Wertheimer Michaelis-Messe für ausgestelltes Obst ausgezeichnet. „Die Brennerei gab es damals schon. Die hat auch mein Vater übernommen.“ Ab 1965 spezialisierte dieser sich auf den Obstbau. Nachdem er eine Schrotallergie entwickelt hatte, konnte er keine Tiere mehr halten. „Mein Vater hat das alles im Nebenerwerb geleistet. Er war Schichtarbeiter. Wie er das alles geschafft hat, frage ich mich heute noch“, stellt Simone Flicker bewundernd fest.
Sie absolvierte 1986 in Heidelberg eine Ausbildung zur Gärtnerin für Obstbau: „Am 1. Juli 1990 habe ich den Betrieb gepachtet, 1994 meine Meisterprüfung gemacht und führe seither den Betrieb.“ Die Qualitätskontrollen wurden ab Mitte der 1990er ein Thema, sagt sie: „Wir haben uns daraufhin auf Obstbrände aus selbst produziertem Obst konzentriert, kein Gin oder sowas. Wir haben uns gesagt, wenn man einen guten Obstbrand macht, ist das auch was wert.“
Die Gegend würde sich für den Anbau von Obst im Grunde aber gar nicht eignen, berichtet Flicker. „Ich musste mir in meiner Ausbildung immer anhören, dass wir obstbauliche Randlage sind. Bei bei uns ist es viel zu kalt. Das hat man früher auch gemerkt“, blickt die Sonderrieterin zurück.
Damals hätte man den Braeburn (Apfel) „bei uns nicht anbauen können. Der wäre viel zu spät reif geworden.“ Doch durch den Klimawandel spüre sie, es werde wärmer: „Durch die starken Schwankungen, tagsüber heizt es sich deutlich auf und nachts kühlt es stark ab.“ Dadurch bekämen die Äpfel Farbe, es erhöhe sich der Zuckergehalt und de Geschmack verbessere sich.
Doch der Klimawandel bringe auch Nachteile für den Obstanbau in der Region. Flicker: „In den vergangenen fünf Jahren waren drei Frostjahre dabei, in denen es Ernteausfall gab. 2017 war ein bundesweiter Totalausfall mit massiven Frostschäden, im Folgejahr gab es Übermengen. Ein paar Jahre lang sah es für uns eng aus.“ Inzwischen gebe es eine private Frostversicherung, die sie ruhiger schlafen lasse.
Die Obstbäuerin weiß, dass auch Frostschutzberegnung, wie im Weinbau möglich sei. „Doch dazu braucht man Wasser. Und das ist ein Gut, das wir nicht haben. Das Grundwasser ist weg, es gibt keine Seen oder Flüsse in der Nähe, woher man es eventuell nehmen könnte.“ Eine Quelle im Ort und eine Wasserleitung dorthin gebe es. Doch selbst im Winter sei in diesem Jahr dort kein Wasser mehr gesprudelt. „Das Wasser wird knapp, und das dürfen wir uns nicht schön reden.“ Es werde sich zeigen, wie hier gehandelt werden kann.
Nun freut sie sich zusammen mit ihrem Team erst einmal über die wiederholte Würdigung ihrer Produkte und überlegt, welche Sorten sie beim nächsten Mal zur Prüfung einreichen will. Bevor es aber soweit ist, werden sie sowie eine Vollzeit- und eine Teilzeitkraft bei der Ernte von Saisonarbeitern unterstützt. Und auch Simone Flickers Kinder, die zuhause wohnen, „helfen mit, wenn’s nötig wird“.
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