Reihe "Meisterkonzerte" - Joel Blido, Cello, und Marin Gjollma, Klavier, überzeugten beim Kulturkreis mit perfekt nuancierten Darbietungen

Sonaten für die meisten "Neuland"

Von 
Manfred Stock
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Mit perfekt nuancierten Darbietungen begeisterten Joel Blido, Cello, und Marin Gjjollma, Kalvier, die Konzertbesucher im voll besetzten Schlösschen im Hofgarten.

© Manfred Stock

Hofgarten. Im Rahmen der Reihe "Meisterkonzerte" verpflichtete der Kulturkreis Wertheim mit Joel Blido, Cello, und Marin Gjollma, Klavier, zwei junge Musiker für ein außergewöhnlich anspruchsvolles Programm: Es ging um teils nur wenig bekannte Kompositionen von Johannes Brahms, César Franck und Dimitri Schostakowitsch.

Ja, die Namen kommen leicht von den Lippen. Aber die an diesem Sonntagnachmittag gespielten Sonaten der Komponisten waren bis zu Beginn des Konzerts "Neuland" für die meisten Besucher.

Begeisterung

Doch die Neugier war groß, und so war das Schlöcchen im Hofgarten nicht nur voll-, sondern sogar überbesetzt, so dass mancher Musikbegeisterte auf Ersatzstühlen oder sogar stehend den Darbietungen lauschte. Das tat aber der Begeisterung über das perfekte und nuancenreiche Spiel von Joel Blido und Marin Gjollma keinen Abbruch.

Joel Blido ist mit seinem Violoncellolspiel wahrhaftig "preisverwöhnt". Ob bei "Jugend musiziert," als Sonderpreisträger der deutschen Musikverleger oder Gewinner des internationalen "Giovanni Musicisti" Wettbewerbs - die Liste der Auszeichnungen ist lang. Sein Partner an diesem Abend, Marin Gjollma, hat wie Blido albanische Wurzeln und steht ihm, was nationale wie internationale Auszeichnungen und Konzerterfahrungen betrifft, in nichts nach: Unter anderem mit dem "Epta"-Wettbewerbspreis oder dem Förderpreis beim Dr. Hermann Büttner Wettbewerb in Karlsruhe.

Was beide Musiker an diesem Abend auszeichnete, war ihr Einfühlungsvermögen in die teils äußerst anspruchsvolle Struktur und dem Aufbau der Sonaten. Hier ging es auch darum, die teilweise nicht leicht zugängliche, manchmal spröde "Materie" musikalisch aufzubereiten, ohne sie einfach für die Ohren der Zuhörer glatt zu bügeln. Blido und Gjollma transportieren mit ihrem ausdrucksvollem Spiel die Inhalte der Sonaten auf diese Weise, ohne deren Charakter, manchmal auch die Wucht, zu verleugnen und "gefällig" zu werden .

Mit dem Spätwerk von Johanns Brahms, der 2. Cellosonate in F-Dur, Opus 99 gelang den Musikern, Brahms Absicht, ein Meer teils widerstrebender Gefühle in einem riesigen Spannungsbogen zu verwirklichen. Hier verstärkt das Klavier noch den Eindruck einer gewissen Düsternis und die Auflösung durch einen "sanften" Ausklang.

Wunderbare Synthese

César Franck folgte in der Violinsonate A-Dur (sie wurde später für Cello und Klavier umgeschrieben) der Idee eines Mottothemas, das sich zyklisch durch alle Sätze zieht. In den vier Sätzen erkennt man zarte Querverweise auf das Hauptthema des Kopfsatzes. Den beiden Virtuosen gelang eine wunderbare Synthese von Leidenschaft und romantischer Träumerei.

Die wohl größte Herausforderung für die Musiker wie für die Zuhörer war an diesem Nachmittag Dimitri Schostakowitschs Sonate d-Dur, Opus 40. Sie entstand unter Einfluss von Maxim Gorki, der in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Musik forderte, die dem "sozialistischen Realismus" Rechnung trage. Optimistisch und volksnah sollten die Kompositionen sein. Schostakowitsch führte diesen irrwitzigen Anspruch mit dieser Sonate ad Absurdum, indem er die Doppelbödigkeit dieses Anspruchs in den vier Sätzen so deutlich machte, ohne in die Mühlen einer stalinistischen Vernichtungsmaschinerie zu geraten. Seine Musik rüttelte auf und provozierte zu ihrer Zeit.

Es begann mit einer elegischen, fast impressionistischen Attitüde, melodisch und unbeschwert. Danach kommt das pochendeThema, das Herzklopfen und Angst macht. Trockene Oktaven kommen brutal und wild am Klavier daher, führen zur Erstarrung. Im 3. Satz folgt die Resignation, dem drohenden Schicksal nicht ausweichen zu können. Und der 4. Satz gibt ironisch mit viel Witz und Groteskem die Antwort, hat etwas Vagabundistisches verpackt und brüskiert so die sozialistische Kulturpolitik seiner Zeit.

Blido und Gjollma gelang es, diese "schwere Kost" so den Zuhörern deutlich zu machen, dass diese den Interpreten mit lang anhaltendem stürmischen Beifall dankten. Als "Zuckerl" und Abschluss gaben die beiden Tonkünstler den wahrhaft entfesselnden und mitreißenden "Grand Tango" von Astor Piazzolla zum Besten. Manfred Stock

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