Wertheim. So sicher wie es im Jahresverlauf Frühling, Sommer, Herbst und Winter gibt, ist auch, dass einmal im Jahr die „Manfred Mann‘s Earthband“ in der Region vorbeischaut und ein Konzert gibt. Dieses Mal machen die Musiker um Bandlieder Manfred Mann am Sonntag auf der Burg in Wertheim Station. Und ebenso vorhersehbar ist auch seit Jahren die Setlist des Konzerts. So sind auch in der Main-Tauber-Stadt wieder die Hits „Blinded by the Light“, „Davy‘s on the road again“ und natürlich „Mighty Quinn“ mit von der Partie. Den rund 600 Zuhörern und Zuhörerinnen gefällt‘s. Ausgelassen singen sie die Hits mit und verabschieden nach rund 90 Minuten die Band mit viel Beifall.
Viele Songs von anderen Künstlern erst richtig aufgepeppt
Wo „Manfred Mann‘s Earthband“ draufsteht, ist auch „Manfred Mann‘s Earthband“ drin, könnte man da sagen. Aber das ist weit gefehlt. Denn die meisten Stücke des Abends sind weder von Manfred Mann noch von anderen Bandmitgliedern komponiert worden. Bösartig könnte man sagen, die Band schmückt sich Zeit ihrer Karriere mit fremden Federn und hat ihren Ruhm durch die Kreativität anderer verdient. An erster Stelle wären hier Bob Dylan und Bruce Springsteen zu nennen. Vorzugsweise deren Lieder haben Manfred Mann und seine jeweiligen musikalischen Kumpane genutzt, um sie zu ihren eigenen zu machen. Und in der Tat haben sie viele mit ihren Arrangements erst so richtig aufgepeppt und mitunter auch zu einem erfolg- und ruhmreichen Eigenleben verholfen. Man könnte die „Manfred Mann‘s Earthband“ beinahe als musikalischen Schönheitschirurgen bezeichnen, der die Songs erst so richtig attraktiv gemacht hat.
So ganz wird man damit dem Schaffen der Band nicht gerecht, weil sie die Lieder letztendlich zu ihren „musikalischen Babys“ gemacht und ihnen auch einen gänzlich neuen Charakter verpasst haben. Dabei hat die „Manfred Mann‘s Earthband“ Ende der 1970er Jahre auch die Wandlung von der progressiven Rockband hin zur Pop-Rockband mit Charts-Ambitionen vollzogen. Viele, die am Sonntag in Wertheim im Burggraben dem routinierten Spiel der Band lauschen, dürften diese Metamorphose in jungen Jahren mitverfolgt und als gut befunden haben. So ist das Durchschnittsalter des Publikums doch nahe am Rentenalter. Etliche besorgen sich gar Stühle, weil sie das Konzert nicht stehend genießen wollen oder können.
Viele Soli vor allem von Gitarrist Mick Rogers
Dem fast 85-jährigen Bandnamensgeber ´und Keyboarder Manfred Mann sieht man sein Alter ebenso wenig an wie Gitarrist und Ur-Mitglied Mick Rogers, der 78 Lenze zählt. Beide sind nach wie vor absolute Könner an ihren Instrumenten, und vor allem Rogers stellt dies ausführlich unter Beweis. Nur stimmlich er nicht mehr so ganz auf der Höhe, was sich vor allem beim elegischen „Father of day, father of night“ ein wenig negativ bemerkbar macht. Gut drauf und auch gut bei Stimme ist Robert Hart, der Charming-Boy der Gruppe. Der Sänger hat das Publikum von Beginn an im Griff. Doch so ganz vergessen lassen kann er Chris Thompson nicht. Die großen Hits verbindet man vor allem mit seiner Stimme. Besonders bei „Blinded by the light“ sticht das ins Ohr.
„Das nenn‘ ich mal ein ökonomisches Konzert“, sagt einer der Zuhörer auf dem von der Burg zurück in die Stadt. „Schon nach 75 Minuten rufen sie die Zugaben aus.“ Und damit spricht er einer von zwei Kritikpunkten des Abends an: die Länge der Aufführung. Zusammen mit den Zugaben bringt es die Band auf gerade Mal 90 Minuten. In bisschen wenig, da hätte man gern mehr gehört, zumal bei der Kürze sich ein weiteres Detail negativ auswirkt. Der Ablauf des Abends ist tief in den 1970er Jahren verwurzelt, als ausgiebige Solo-Eskapaden und Improvisationen bei Konzerten an der Tagesordnung waren. Die Mitglieder der „Manfred Mann‘s Earthband“ zelebrieren ihre Virtuosität immer noch bei ausgedehnten Soloausflügen. In Anbetracht der stark limitierten Bühnenzeit (selbstgewählt) bedeutet das, dass nur eine kleine Auswahl aus dem großen Hit-Fundus den Weg auf die Setlist findet. Das ist schade, denn es gäbe noch etliche Fan-Lieblinge, die für Stimmung gesorgt hätten.
Viele glückliche Gesichter an schönem Sommerabend
Aber auch das weiß man, wenn man auf ein Konzert der „Manfred Mann‘s Earthband“ geht. Denn wie bereits eingangs gesagt, es gibt unverrückbare Gewissheiten auch im Musikgeschäft. Wie sagte einst ein Brite: „Some things never change.“ Und somit hat die Oldie-Truppe am Sonntag geliefert und an einem wunderschönen Sommerabend für viele glückliche Gesichter gesorgt.
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