Besonderer Arbeitseinsatz

Sie sind für die Wertheimer auch an den Feiertagen im Einsatz

Fränkische Nachrichten unterhielten sich mit Menschen, die an Weihnachten arbeiten werden

Von 
Heike Barowski und Nadine Schmid
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Weihnachten ist die Zeit, in der viele Menschen aufgrund der freien Tage etwas entspannen können. Doch dies trifft nicht auf jede Berufsgruppe zu. Ob Pflegekraft oder Polizeibeamter, sie alle tun ihren Dienst.

Wertheim. Der Gesetzgeber hat ganz klar geregelt, dass am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag eigentlich nicht gearbeitet werden darf. Doch die Betonung liegt auf dem Wort „eigentlich“ – denn für viele Berufsgruppen, wie medizinisches Personal, Feuerwehr, Mitarbeiter in den Versorgungsbetrieben oder Kulturschaffende gibt es Ausnahmeregelungen.

Die Fränkischen Nachrichten – auch hier wird an den Feiertagen gearbeitet – haben sich deshalb mit Menschen unterhalten, für die das Arbeiten zu Weihnachten fast schon zum Alltag gehört.

Die Kinder sind dabei

Dass der Heiligabend ein Arbeitstag ist, das war der studierten Religionspädagogin Elvira Ungefucht, Diakonin im Kirchenbezirk Wertheim, schon bei der Berufswahl klar. Und weil ihr Mann Artur Kirchendiener ist, gilt das gleichermaßen für ihn. Das Paar hat zwei kleine Kinder. Deshalb müssen die Feiertage gut organisiert werden. Im vergangenen Jahr, als die seit 2016 in Wertheim tätige Ungefucht das erste Mal an Weihnachten Dienst hatte, war geplant, dass sich die angereiste Familie um den Sohn kümmern sollte. Doch es wurden alle krank.

„Da habe ich ihn einfach mitgenommen. Ich finde sowieso, dass Kinder sich in der Kirche wohlfühlen und frei bewegen sollen.“ Und das gerade bei den Kindern- und Familiengottesdiensten, für die sie am Christabend verantwortlich ist. „Das Schöne ist, dass sich vor Ort immer jemand findet, der sich um die Kinder kümmert.“

Es sei wichtig, dass die Kirche familienfreundlich sei. Dennoch hofft die Diakonin, dass dieses Jahr die ganze Familie gesund ist und so die Großeltern sich während der Gottesdienste um den Nachwuchs kümmern können. „Mir macht es nichts aus, am Heiligen Abend zu arbeiten, dafür ist es mir wichtig, am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag mit der Familie feiern zu können“, so Ungefucht. Missen möchte sie die Gottesdienste am Heiligabend sowieso nicht, schon wegen der ganz besonderen Stimmung. Man feiere das große Geschenk, das man als Christ mit Jesu Geburt bekommen habe, und das sei immer verbunden mit der Hoffnung, dass alles besser wird. Am Heiligabend hätten die Besucher besondere Erwartungen an den Gottesdienst. Sie habe im letzten Jahr viele positive Rückmeldungen erhalten, etwa zum Familiengottesdienst in Vockenrot, der coronabedingt draußen stattfand – mit Fackeln. „Das war eine ganz eigene, besondere Atmosphäre.“ Dies wolle man dieses Jahr nach Möglichkeit wieder so feiern, weil es ein wunderschönes Erlebnis sei.

Bescherung am Vormittag

„Wir sind kampferprobt“, antwortet Yvonne Frenzel-Tafili, Pflegedienstleiterin im Wohnstift Hofgarten auf die Frage, ob sie an den Weihnachtsfeiertagen arbeitet. Logischerweise muss in einem Altenheim rund um die Uhr jemand für die Bewohner da sein. „Natürlich ist das für die eigenen Familien nicht immer schön – man muss sich einfach drum herum organisieren“, so Frenzel-Tafili. Sie habe zum Beispiel, als ihre Kinder kleiner waren, schon einmal die Bescherung auf den Vormittag verlegt, weil sie Spätdienst hatte. Und sie erinnert sich an einen Heiligabend, an dem ein Notruf hereinkam und sie dann sofort von Zuhause weg musste.

Generell könnten sich die Angestellten im Wohnstift aussuchen, ob sie Weihnachten oder lieber zu Silvester arbeiten wollen. Dabei würden die Kollegen mit kleinen Kindern bevorzugt an den Weihnachtsfeiertagen frei bekommen. „Klar feiern wir auch hier im Wohnstift Weihnachten“, erklärt die Pflegedienstleiterin. Und dies sei schon immer etwas Besonderes. Die Pflegekräfte gestalten mit den Heimbewohnern eine Feier mit Bescherung.

Besonders an ein Weihnachten vor einigen Jahren erinnert sie sich: Eine Krankheitswelle hatte das Personal erfasst und so mussten Mitarbeiter, die eigentlich frei hatten, kurzfristig einspringen. In einem Fall kamen dann die Familienangehörigen der Mitarbeiterin einfach mit und erlebten den Heiligen Abend gemeinsam vor Ort. Viele Angehörige der Bewohner seien ebenfalls oft beim Fest mit dabei. Auch die Unterstützung des Ehrenamtskreises sei immer, aber speziell zu den Weihnachtsfeiertagen sehr wichtig. Als negativ habe die engagierte Leiterin die Erfahrungen zur Weihnachtszeit während der pandemiebedingten Besuchssperre empfunden. „Das war damals kein richtiges Weihnachten.“ Umso mehr freut sich Ivonne Frenzel-Tafili, dass durch das hauseigene Testzentrum in diesem Jahr einem Besuch der Angehörigen nichts im Weg steht.

Besonderes Publikum

Auch wenn die meisten Gaststätten am 24. Dezember geschlossen haben, am ersten oder spätestens am zweiten Weihnachtsfeiertag öffnen sie wieder. So auch das American Diner „Miller’s“ in Eichel. Dort arbeitet Sabine Steitz seit 14 Jahren im Service. „Dass am Heiligabend und ersten Feiertag geschlossen ist, finde ich gut. Da kann ich mit der Familie feiern.“ Generell ist es schon so, dass eine Arbeit in der Gastronomie stark in das Privatleben eingreife. „Es ist ein Problem, dann zu arbeiten, wenn andere frei haben. Das muss man mögen. Und auch der Partner muss es mittragen.“ Dies sei einer der Gründe, vermutet Steitz, warum Stellen in der Gastronomie oft nicht besetzt werden können.

Sie selbst liebt ihre Arbeit, speziell zwischen den Jahren. Am zweiten Weihnachtsfeiertag komme ganz unterschiedliches Publikum. Zur Mittagszeit seien es vor allem Familien. Am Abend würden dann eher jüngere Menschen kommen. „Vielleicht auch solche, die dem Feiertagsrummel zu Hause entfliehen wollen“, schmunzelt Steitz. Besonders schön findet sie, dass sich häufig junge Erwachsene, die aus Wertheim weggezogen sind, das „Miller’s“ als festen Ort ausgesucht haben, um sich während der Feiertage mit alten Freunden und Schulkameraden zu treffen. Natürlich gibt es auch Menschen, die kommen, um der Einsamkeit zu entfliehen. Froh ist Steitz darüber, dass die Gaststätte Silvester geschlossen ist. Die Nacht zum Jahreswechsel hat sie früher als Gast erlebt: „Da ging es hoch her“, erinnert sich Sabine Steitz.

Bitte ein Auge zudrücken

Kevin Rohr ist Polizeiobermeisteranwärter. Seit September fährt der Auszubildende gemeinsam mit Polizeihauptkommissar Matthias Sydlo auf Streife. Für Rohr wird es das erste Mal sein, dass er nicht an allen Weihnachtstagen bei seinen Eltern ist, sondern gemeinsam mit Matthias Sydlo in Wertheim Dienst tun wird. „Ich vermute, es wird ein ganz normaler Arbeitstag werden“, sagt Rohr. Je nach Einsatzlage werden die beiden überwiegend im Streifenwagen unterwegs sein. Für den 20-jährigen Rohr war klar, dass er während der Feiertage arbeiten wird. „Weil ich noch kein Familienvater bin, habe ich noch nicht so eine emotionale Bindung an Weihnachten.“

Sydlo ist verheiratet und Vater eines einjährigen Jungen. Für den 31-Jährigen ist der Dienst am Heiligabend nichts Neues. Als er im Polizeipräsidium in Stuttgart arbeitete, das war es üblich, dass die jüngeren Beamten für den Dienst zu dieser Zeit herangezogen wurden. „Als Familienvater ist der Dienst zu Weihnachten etwas stressbelastet“, sagt er. Während er arbeitet sitzt seine Frau mit dem Kind allein zu hause. Außerdem müsse man die gegenseitigen Besuche mit der gesamten Familie abstimmen.

„Wenn man von einem schwierigen Einsatz nach Hause kommt, die Familie feiert und alle gute Laune haben – man selbst aber noch ein seelisches Paket mit sich trägt, das ist nicht einfach.“

Auch der Dienst während der Feiertage unterscheide sich. „Auf der einen Seite sind die Menschen wirklich netter, haben aber oft auch weniger Verständnis, für das, was wir tun“. Um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, gehören zum Streifendienst beispielsweise auch die Kontrollen der Autofahrer. Oft gehörter Satz dann: „Drücken Sie bitte mal ein Auge zu. Es ist doch Weihnachten.“ Das geht natürlich nicht – egal an welchem Tag.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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