Feuerwehreinsatz - Acht Meter hohe Stützmauer in der Pfarrgasse oberhalb der Stiftskirche brach zusammen / Bauwerk befindet sich in Privatbesitz / Sanierung war für Anfang 2020 geplant

Sandsteinmauer in der Altstadt stürzt ein

Von 
Gerd Weimer
Lesedauer: 

Wertheim. Eine acht Meter hohe Sandstein-Stützmauer hinter der Wertheimer Stiftskirche ist am Dienstag gegen 6.15 Uhr auf einer Länge von rund zehn Metern eingestürzt. Nachbarn alarmierten gegen 7 Uhr die Feuerwehr, die den Bereich daraufhin weiträumig absperrte.

Der eingestürzte Teil der Stützmauer befindet sich unmittelbar neben dem Zugang zur Schlossberg-Kaverne in der Pfarrgasse, die zu diesem Zeitpunkt geöffnet war. „Hier ist ein Fußweg in die Stadt und zu Arbeitsplätzen“, erklärte Ordnungsamtsleiter Volker Mohr. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass Passanten unter den Trümmern verschüttet waren, klärten DLRG und DRK mit Spürhunden der Rettungshundestaffel die Lage. Die Feuerwehr war mit 15 Einsatzkräften und drei Fahrzeugen vor Ort.

Niemand zu Schaden gekommen

„Wir sind sehr froh, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind“, zeigte sich Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez bei einer Pressekonferenz am Nachmittag erleichtert und sprach damit allen Anwesenden aus der Seele. Beim weiteren Vorgehen müssten Sicherheit und Sorgfalt nach wie vor an erster Stelle stehen. Zu diesem Zeitpunkt sei es zu früh, um über Ursachen des Vorfalls zu spekulieren.

Die betroffene Sandsteinmauer befindet sich auf Privatgrund. Christian Freudenberger hatte das Bauwerk ebenso wie das angrenzende Gebäude im März 2016 von der evangelischen Kirche gekauft. Darunter befindet sich allerdings ein öffentlicher Weg, weshalb die Stadt ebenfalls an der Beseitigung des Schadens interessiert sei.

Dass sich eine Stützmauer mit einer Höhe von rund acht Metern direkt an einem städtischen Weg in Privatbesitz befinde, sei ein Sonderfall, wie Baudezernent Armin Dattler bei der Pressekonferenz erklärte. Ähnliche Bauwerke in städtischer Hand unterlägen Regularien und müssten engmaschig überprüft werden. Für Privatpersonen gebe es derartig strenge Regelungen nicht: „Sie müssen dafür Sorge tragen, dass die Sicherheit der Allgemeinheit gewährleistet ist.“

Freudenberger habe sich vorbildlich verhalten, stellte Dattler mit Nachdruck fest. Er hatte eine Ausbauchung der Mauer und einen kleinen Riss festgestellt und daraufhin erste Schritte zur Sanierung des Bauwerks eingeleitet. Es wurden Termine mit den zuständigen Behörden festgelegt, und Freudenberger hatte bereits Angebote für die baulichen Maßnahmen eingeholt. Die Sanierung der Stützmauer sollte im Frühjahr nächsten Jahrs beginnen.

„Plötzliches Versagen“

Dass die Mauer nun eingestürzt ist, bezeichnete Dattler als „plötzliches Versagen“. Nach Aussage eines Geologen, der noch am Morgen vor Ort war, habe man dieses selbst bei intensiver, regelmäßiger Prüfung nicht vorhersehen können. „Nach dem, was ich jetzt weiß, hätte es keinen Unterschied gemacht, wenn das Bauwerk in städtischer Hand gewesen wäre“, sagte Baudezernent Dattler am Dienstag.

Das angrenzende Gebäude, in dem sich drei Wohnungen befinden, war direkt nach dem Unglück geräumt worden. Nachdem Statiker und Geologe es wieder freigegeben hatten, durften die insgesamt fünf Bewohner in ihr Heim zurückkehren. Der Zugang zur Schlossberg-Kaverne bleibt dagegen gesperrt, ebenso wie der in städtischer Hand befindliche Weg an der Stiftskirche.

„Unkalkulierbares Risiko“

Vor einer intensiven Prüfung durch Statiker und Geologen bestehe hier ein „unkalkulierbares Risiko“, stellte Stadtbrandmeister Ludwig Lermann fest. „Sicherheit und Gründlichkeit gehen vor Schnelligkeit“, betonte der OB in Bezug auf die Freigabe. Man wolle weiteres Unglück verhindern, fügte Matthias Jeßberger, Leiter des Wertheimer Polizeireviers, an. „Die Gefahr ist nicht gebannt“, appellierte er an die Bevölkerung, die weiträumige Absperrung um ihrer eigenen Sicherheit willen zu respektieren.

Die entstandene Schadenssumme könne man zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschätzen, berichtete Freudenberger. Die Schadensmeldung sei bei der Versicherung eingegangen, doch ein Gutachter war bisher nicht vor Ort. Ein Geologe muss nun die Beschaffenheit des Erdreichs hinter der Mauer prüfen, bevor ein statisches Gutachten erstellt werden kann. Er gehe davon aus, dass man noch im Laufe dieser Woche den Schutt von dem Weg entfernen könne, so Freudenberger. Die angrenzenden Mauerabschnitte in städtischer Hand sollen nun ebenfalls von einem Fachmann unter die Lupe genommen werden, kündigte Armin Dattler auf Nachfrage an.

Weiteres Vorgehen

Die Schräge oberhalb der Pfarrgasse werde voraussichtlich mit einem Bagger abgetragen, bevor sie mit Hilfe einer Spritzbetonschale nach hinten in den Hang verankert werde, gab Dattler, der den Vorfall mit dem plötzlichen Einsturz des Burggrabens vor einigen Jahren verglich, einen Ausblick auf das weitere Vorgehen. Diese Arbeiten würden bis ins nächste Jahr hinein andauern, so Freudenberger.

Zunächst sei für die Wiederherstellung der Eigentümer zuständig, stellte der Baudezernent klar, fügte aber mit Verweis auf die Stichworte Sanierungsgebiet und Denkmalpflege an: „Wenn es Zuschussmöglichkeiten gibt, wird man diese prüfen.“

Redaktion Reporter Wertheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten