Unzufriedenheit mit der Stadtverwaltung

Ruhestörungen am Frankenplatz beklagt

Stadtbezirksbeirat fordert den Einsatz von Streetworkern

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jej
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Wertheim. Bei der öffentlichen Sitzung des Stadtbezirksbeirats Wartberg im Gemeinschaftszentrum der „Neuen Sozialen Mitte“ (NSM) stand die Wohnsituation rund um den Frankenplatz im Mittelpunkt.

Laut Beiratsvorsitzendem Olaf Nadler hatte das Gremium in der Vergangenheit angeregt, den ganzen Frankenplatz in das Vorzeigeprojekt NSM einzubeziehen, um die Wohnqualität zu erhöhen. Er zeigte sich mit der Stadtverwaltung unzufrieden: „Bei der Eröffnung der Neuen Soziale Mitte wurden Erwartungen geweckt, die nicht eingelöst werden. Hier tut sich zu wenig für die Bürger.“ Eine Bürgerin ergänzte: „Auch die Mensa muss von der Bevölkerung genutzt werden können. Wenn man sich da eine Woche vorher zum Essen anmelden muss, dann geht natürlich niemand hin“. Einigen älteren Menschen fiele das ohnehin schwer, denn der Frankenplatz sei noch immer nicht barrierefrei.

Etwa 20 Anwohnerinnen und Anwohner waren erschienen und erzählten von Störungen durch Jugendliche insbesondere in den Sommermonaten. Birgit Wohner berichtete, sie habe ein Lärmprotokoll geführt: „In diesem Jahr hatte der Lärm eine andere Qualität als früher: Erst tagsüber stundenlang Fußball und dann wird die ganze Nacht Party gemacht“. Auch die Graffiti würden die Wohnqualität beeinträchtigen. Das gehe so nicht weiter. Nicht alle im Raum sahen so schwarz: Offenbar bestehe ein Mangel an Raum für die Bedürfnisse der Jugend. Ein Bürger merkte an, dass während der Schulferien die Sportanlagen abgesperrt gewesen seien. Dies trage zur Unzufriedenheit bei den Jugendlichen bei und sei nicht nachvollziehbar.

Nadler berichtete von seinen Gesprächen mit Jugendlichen. Deren Wunsch sei ein selbstverwalteter Raum. Er regte die Eröffnung eines Jugendtreffs im früheren „Haus der Begegnung“ an. Doch in Jugendtreffs gäbe es in der Regel eine Aufsicht. Wer das nicht wolle, gehe eben lieber auf den Platz. Eine Bürgerin bemerkte, dass der Jugendtreff am Reinhardshof zu weit entfernt sei. Zudem träfen sich dort andere Cliquen und Nationalitäten als auf dem Frankenplatz. Nadler: „Wir haben bei der Stadt den Einsatz von Streetworkern gefordert. Doch nichts tut sich“. Auch die häufigere Präsenz von Ordnungsamt und Polizei führe nicht zu Erfolgen. Ordnungsamtsleiter Volker Mohr sei zur Sitzung zwar eingeladen worden, habe aber absagen müssen. Nadler blickte besorgt, aber auch hoffnungsvoll in die Zukunft: „Im November werden wir uns mit dem Ordnungsamt, der Polizei und den Vertretern der örtlichen Jugendarbeit zusammensetzen und nach Lösungen suchen. Auch die Jugendlichen selbst müssen mit ins Boot, sonst gibt es keine Lösung“, zeigte sich der Stadtbezirksbeiratsvorsitzende überzeugt. Jugendliche sollten künftig auch als Mitglieder im Beirat präsent sein.

Weitere Themen

Mitglieder des Beirats und anwesende Bürgerinnen und Bürger sorgen sich um die Zukunft der Rotkreuz-Klinik. Die Probleme des örtlichen Krankenhauses seien nicht nur durch die bundespolitische Gesundheitspolitik verschuldet, sondern ebenso durch den nur mäßigen Ruf der Klinik in der Region, hieß es auf der Sitzung. Für den Erhalt der Klinik müsse sowohl in der Bevölkerung als auch bei Ärztinnen und Ärzten um die Akzeptanz der Klinik geworben werden.

Tempo-30-Zone

Der Stadtteilbeirat setzt sich dafür ein, dass das Wohngebiet Wartberg zur Tempo-30-Zone wird. Mit den aktuellen Änderungen am Bundesstraßenverkehrsgesetz wäre dies für die Stadt Wertheim auch leichter umzusetzen. Tempo-30 hieße dann aber auch Rechts vor Links. Damit das am Berliner Ring vermieden werden kann, schlägt Olaf Nadler für diese wichtige Straße eine Tempo-40-Regelung vor.

50 000 Euro aus dem Stadtsäckel hatte der Stadtteilbeirat für die Herstellung von Barrierefreiheit im Wohngebiet sowie die generelle Sanierung von Fußwegen und Treppen beantragt. Für 2024 habe die Stadt dafür allerdings nur 15 000 Euro im Haushalt ausgewiesen. 75 000 Euro stünden laut Nadler allerdings im laufenden Jahr für die Ausstattung der Bushaltestellen mit Abfalleimern, Bänken und Häuschen zur Verfügung. Doch diesbezüglich habe sich nichts getan. Der Frankenplatz werde als Haltestelle nicht mehr angefahren, somit könne das dortige Haltestellenhäuschen doch anders genutzt und versetzt werden.

Getan habe sich indes einiges bei den Bauvorhaben am Tannenberg. Laut Nadler seien alle Bauplätze von der Stadt genehmigt. Eine Bürgerin wies auf der Versammlung darauf hin, dass für die vielen zu erwartenden Fahrzeuge die Zufahrtsstraße zu eng sei. Ein Bus komme dort ohnehin nicht durch.

Nach fast 60 Jahren müssen zahlreiche Tiefgaragen im städtebaulichen Vorzeigeprojekt Wartberg saniert werden. Dafür sind aufwändige Erdarbeiten notwendig und Beeinträchtigungen durch Bauarbeiten zu erwarten. jej

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