Kinderbetreuung

Personalsituation in Wertheimer Kitas ist angespannt

Die Kita-Landschaft in Wertheim ist vielfältig: In 23 Einrichtungen werden Kinder zwischen null und sechs Jahren betreut. Randzeiten werden durch den Kindertagespflegeverein abgefangen.

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Katharina Buchholz
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In der Kindertagesstätte auf dem Wartberg liegt das besondere Augenmerk auf der Vielsprachigkeit der Kinder. © Katharina Buchholz

Wertheim. „Im Zusammenspiel zwischen Kommune, Trägern und Eltern können wir jedem Kind einen Betreuungsplatz anbieten“, resümierte der bei der Stadtverwaltung für Kinder- und Jugendeinrichtungen zuständige Referatsleiter Uwe Schlör-Kempf am Montag vor dem Ausschuss für Verwaltung und Finanzen. Das Gremium befasste sich mit der Bedarfsplanung für das Kindergartenjahr 2025/26 und erteilte dem Vorschlag der Verwaltung letztlich seine Empfehlung.

Schlör-Kempf verdeutlichte zuvor die Bedeutung einer langfristigen Planung der Kinderbetreuungskapazitäten. Die Entwicklung einer bedarfsgerechten Angebotsstruktur sei ein steter Prozess, der es zum Teil erforderlich mache, Kita-Plätze zu verändern. So teilen sich Kinder beispielsweise einen Kita-Platz oder weniger stark benötigte Betreuungsformen (U3) werden in stark nachgefragte (Ü3) umgewandelt.

„Eine Warteliste besteht aktuell nicht. Die Nachfrage nach Ganztagesplätzen für Kinder über drei Jahre ist nach wie vor hoch“, sagte Schlör-Kempf. Das müsse im weiteren Planungsprozess berücksichtigt werden.

Ein Instrument, das der Verwaltung die Planung für die Zukunft ermöglicht, ist das Voranmeldesystem „Platz da“, bei dem Eltern ihre Kinder so früh als möglich melden sollten. 13 Monate vor Eintritt in die Kindertagesstätte werden die Anfragen verbindlich bearbeitet. „Die Eltern begrüßen das System, da es uns ermöglicht, individuell zu beraten und zu begleiten“, so Schlör-Kempf.

Geburtenzahlen gehen zurück

Im Blick der Planer ist auch die Entwicklung der Geburtenzahlen: Diese gehen nach starken Jahrgängen bis zum Jahr 2020 zurück. Schlör-Kempf empfahl, diese Zahlen im Blick zu behalten, warnte jedoch vor einer pauschalen Betrachtung. Immer wieder gebe es Ortschaften, in denen Kitas nicht zu 100 Prozent belegt seien. Andernorts seien wiederum zu wenige Plätze vorhanden.

Dekanin Wiebke Klomp, die als Rednerin geladen war, ging auf die strukturellen Probleme der Kita-Arbeit ihrer Kirche in der Region ein. „Wir verlieren Mitglieder, halten aber Strukturen vor wie vor 20 bis 30 Jahren“, verdeutlichte sie. Obwohl den Kindertageseinrichtungen in den Kirchengemeinden jeweils die größten Töpfe aus den Zuschüssen der Landeskirchen zugeteilt würden, sei es nicht mehr möglich, beispielweise Neubauten zu finanzieren.

Gruppen kurzfristig schließen

Schwierigkeiten gibt es zudem im Personalbereich: „Unsere Erzieher treffen auf Eltern und Kinder, die so herausfordernd sind, dass Erzieherinnen ihren Beruf aufgeben, da sie nicht mehr können“, schildert Klomp. Allgemein gelte: „Der Markt ist leer“. Aus diesem Grund müsse man darüber nachdenken, was in Zukunft sinnvoll sei: „Sollen wir den Ganztagsbetrieb aufrechterhalten, wo ihn nur wenige Kinder besuchen? Ist es zielführend, eingruppige Einrichtungen zu erhalten, selbst wenn sie vor Ort wichtig sind? Sobald eine Erzieherin krank wird, stehen wir mit dem Rücken zur Wand.“ Die angespannte Personalsituation sprach auch Schlör-Kempf an. „Wir werden immer wieder gezwungen sein, Öffnungszeiten zu reduzieren oder Gruppen kurzzeitig zu schließen“, sagte er.

Dass Wertheim trotz dieser Probleme gut aufgestellt ist, betonte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. Verglichen mit den Verhältnissen in anderen Regionen sei man hier „auf der Insel der Glückseligkeit“. Andernorts könne dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz nicht entsprochen werden. Nach der Möglichkeit, den Rechtsanspruch quasi auszusitzen, fragte Manfred Busch (Freie Bürger Wertheim). „Wenn der Rechtsanspruch nicht erfüllt ist, kommt es zu Klagen“, machte Schlör-Kempf klar. In größeren Städten seien bis zu 20 Mitarbeiter mit der Bearbeitung der Rechtsstreitigkeiten beschäftigt. Herrea Torrez hob den kommunalen Zuschussbedarf der Einrichtungen hervor. Dieser steige vom Jahr 2023 bis zum Jahr 2025 um zwei Millionen Euro, wobei die Zuschüsse von Bund und Land stagnieren. In die gleiche Kerbe schlug Stadtrat Axel Wältz (CDU). Angesichts überproportional steigender Kosten hätten die Zuschüsse angepasst werden müssen. Er ging auch auf die beiden notwendigen baulichen Erweiterungen der Kitas in Reicholzheim und im Stadtteil Hofgarten ein. Die beiden Investitionen, die sich jeweils im siebenstelligen Bereich bewegen, werde man im nächsten Haushalt nicht finden, sagte er. „Aber wir sind an Lösungswegen interessiert.“

Wie Schlör-Kempf zuvor dargestellt hatte, werden vom Referat Hochbau in Abstimmung mit den kirchlichen Trägern derzeit verschiedene Planungsvarianten geprüft.

Ihre Sorge hinsichtlich der Entwicklung der Personalsituation äußerte Birgit Väth (Bündnis 90/Grüne). Wenn in Kita-Gruppen teilweise 20 Sprachen gesprochen würden, mache das die Arbeit für die meisten nicht attraktiver. Gleichzeitig sei die Verlässlichkeit der Betreuung für die Eltern wichtig. „Verlässlichkeit ist das A und O“, unterstrich auch Stefan Kempf (Bürgerliste Wertheim). Notfalls müssten Standorte zusammengelegt werden, um verlässliche Öffnungszeiten zu bieten.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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