Blick in die Woche - Vom "lauwarmen" Wahlkampf bis hin zu geheimen Wahlen, die manchmal Überraschungen zutage fördern

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Passabel. Einen schönen guten Tag wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Die Frage, wann es denn mal wieder richtig Frühling wird, ist recht schnell beantwortet: An diesem Wochenende. In der kommenden Woche steht uns dann sogar ein Hauch von Sommer ins Haus. Jedenfalls sollen die Temperaturen an einigen Tagen Werte erreichen, bei denen die Meteorologen von "Sommer" reden. Das haben wir uns aber auch verdient.

Erhitzt. Nur Zufall ist es wohl, dass es ausgerechnet in der letzten Wahlkampfwoche "heiß" werden soll. Also rein wettertechnisch. Ansonsten kann man wohl eher von "lauwarm" reden. Auch wenn es dicht unter der Oberfläche hier und da schon ein wenig brodelt.

Diskrepanz. Oh, wie ist das schön, oh, wie ist das leicht. Mit dem Finger auf die Kernstadt zu zeigen, wo vieles "nicht oder nur schlecht funktioniert" was in den Ortschaften "selbstverständlich möglich" ist. Wie jüngst erst wieder in einer (Wahl-)Veranstaltung in Reicholzheim geschehen. Wobei der ehemalige Ortsvorsteher in (mindestens) einem Recht hat: Als Grundvoraussetzung eines wirklich funktionierenden Gemeinwesens sah er "unter anderem die persönliche Ansprache und Forderung der Bürger durch den Ortsvorsteher". Moment, wir schauen gerade einmal kurz nach, wie der für die Kernstadt heißt ( . . . ).

Vorbild. Man stelle sich doch nur einmal kurz vor, was passierte, wenn über die Dorfentwicklung irgendeiner beliebigen Ortschaft auf Wertheimer Gemarkung diskutiert würde, ohne den Ortschaftsrat und mit ihm die Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen. Bei der Entwicklung der Innenstadt aber darf jeder mitreden, nur die, die dort wohnen, letztlich nicht. Einen Stadtteilbeirat sucht man hier vergebens, von so etwas wie einem Ortsvorsteher wollen wir gar nicht erst sprechen.

Glänzend. So, und wie kriegen wir jetzt die Kurve zum "1. Wertheimer StadtErlebnis", dem "schönen, entspannten Abend" mit Gästen aus nah und fern - und natürlich in der Kernstadt? In dem wir schreiben, wie es war: Schön, entspannt, erfolgreich, so dass einer zweiten Auflage im kommenden Jahr eigentlich nichts entgegenstehen dürfte. Und indem wir einmal vorbehaltlos die loben, die mit Anerkennung im Alltag nun auch nicht gerade überschüttet werden: die große Anzahl an Geschäftsleuten (einschließlich einiger Filialisten), die sich an der Aktion beteiligt haben. Und daraus vielleicht die Erkenntnis gewinnen konnten, dass man gemeinsam wirklich stark ist.

Kontraproduktiv. Noch ein Stadtteil, dem ein schlechtes Image anhaftet, obwohl er es, zumindest nach Meinung der meisten Menschen, die dort wohnen, nicht verdient hat. Dass der Stadtteil Wartberg besser ist als sein Ruf, wurde nun auch im Artikel über eine Wahlkampfveranstaltung dortselbst festgestellt. Um gleich anschließend über den öffentlichen Brunnen zu klagen, der infolge von Vandalismus nicht mehr betrieben werden könne. Und von einem Fall von brutaler Tiermisshandlung in einem der Wohnblocks zu berichten.

Begründung. Eigentlich ist Herbert Baumann, gerade in den Ruhestand getretener Leiter des Baudezernats der Stadt Wertheim, durch und durch ein Dertinger. Das Licht der Welt aber erblickte er vor nunmehr 65 Jahren in Würzburg, "wie es damals wohl üblich war", merkte Oberbürgermeister Mikulicz jetzt bei der Verabschiedung an. Baumann hatte dafür eine einfache Erklärung: "Die Busverbindungen waren einfach besser", schmunzelte er in einem Zwischenruf.

Untypisch. Ein eher selten zu sehendes Bild bot sich bei besagter Gemeinderatssitzung, in der Baumann verabschiedet wurde. Sein Nachfolger als Baudezernatsleiter, Armin Dattler, saß da am Tisch, und um seinen Hals trug er - eine Krawatte. Er löste damit eine Zusage ein, die er eigentlich schon für seine erste Bauausschusssitzung in neuer Funktion gegeben, dann aber "vergessen" hatte. Dattler mit Schlips - das dürfte man so schnell wohl nicht wieder erleben.

Gescheitert. Man sollte vielleicht nicht gleich von einem Fehlstart der Freien Wähler Kreuzwertheim in die neue Legislaturperiode reden. Aber dass ihr Kandidat und neuer Fraktionsvorsitzender sowohl bei der Wahl des Zweiten Bürgermeisters als auch bei der des Dritten Bürgermeisters deutlich unterlag, dürfte dann schon ein Schlag ins Kontor gewesen sein. So bleibt die (wenn auch nur um einen Sitz) größte Fraktion im Marktgemeinderat, die auch ausschließlich damit ihren Anspruch auf den Posten begründet hatte, ohne Amt.

Hypothese. Wir wollen nicht darüber spekulieren, ob der neue Erste Bürgermeister bei diesen Entscheidungen nun auf der Seite der "Gewinner" oder der "Verlierer" stand. Wer die Sitzverteilung und die Ergebnisse kennt, wird wohl gewisse Vermutungen anstellen. Aber letztlich war es eine geheime Wahl.

Abwechslung. Gespannt darf man darauf sein, wie sich das Verhältnis zwischen der neuen Zweiten Bürgermeisterin Silvia Klee und dem neuen Dritten Bürgermeister, Günter Kohrmann, entwickelt. Kohrmanns Vorgänger, Andreas Schmidt, kam hinter dem bisherigen "Zweiten", Edgar Schaefer, in der Vergangenheit so gut wie nie zum Zuge. Vielleicht kann ihm seine Fraktionskollegin dann ja einmal berichten, wie es so ist, den Bürgermeister vertreten zu dürfen. Elmar Kellner

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