Wertheim. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez hatte vor den Erläuterungen des Stadtbaumeisters Armin Dattler über den ersten Abschnitt der geplanten Erweiterung Bettingens den „tollen Prozess der breiten Bürgerbeteiligung“ gelobt. Das „zeitaufwendige und anstrengende Verfahren“ werde man nicht bei jedem Projekt in ähnlicher Weise praktizieren können.
In Bezug auf die Irritationen in der Ortschaft räumte der OB ein, dass seine euphorische Aussage bei der jüngsten Informationsveranstaltung, das Vorhaben könne man in zehn bis zwanzig Jahren über die Bühne bringen, möglicherweise dazu beigetragen hätte. Natürlich müsse man der Ortschaft „mehr Zeit geben“.
Allerdings sei die Unterschriftenaktion „gar nicht notwendig“ gewesen, weil es zunächst nur um den ersten Abschnitt gehe. Wie und ob beispielsweise der Sportplatz in 20 bis 30 Jahren genutzt werde, könne man heute nicht wissen. Weder Gemeinderat noch Verwaltung würden eine funktionierende Infrastruktur in Frage stellen.
Man müsse auf jeden Fall beachten, dass angesichts der „Art und Weise der Kommunikation tiefe Gräben entstehen können“, die „Verletzungen auf persönlicher und politischer Ebene verursachen“.
„Chance und Herausforderung“
Axel Wältz (CDU) appellierte in der Debatte an die Ortschaftsräte, in Zukunft weiter zusammenzuhalten und nicht unnötig Gräben aufzumachen. Richtig sei es, das Projekt Schritt für Schritt anzugehen. Das Vorhaben sei „Chance und Herausforderung“ zugleich.
Richard Diehm (Grüne) versicherte, dass der Ortschaftsrat Bettingen stets „ein wichtiges Wort“ bei der weiteren Entwicklung mitzureden haben werde. Er gab zu bedenken, dass die Reihenfolge der Erschließungsabschnitte entscheidend für die Machbarkeit der Nahwärmeversorgung sei.
Das Konzept des Städtebaulichen Entwurfs bezeichnete er als „durchaus lobenswert, weil es im Hinblick auf die Klimaveränderung genügend Grünflächen vorsieht“.
Funktionierendes Ensemble
Songrit Breuninger (Freie Bürger) wollte sich nicht zu den Differenzen im Ortschaftsrat äußern. Es gebe derzeit „etliche junge Bettinger“, die enttäuscht seien über den Mangel an Bauplätzen. Deswegen müsse man den ersten Abschnitt zügig vorantreiben. Allerdings könne sich kaum jemand vorstellen, dass die große Erweiterungsvariante innerhalb der nächsten zehn bis 20 Jahre vonstatten gehen wird. Das Sportplatzgelände sei „ein funktionierendes Ensemble“, das nicht auseinandergerissen werden sollte.
Scheindebatte
Patrick Schönig (SPD) bezeichnete es als „irritierend“, dass in der Ortschaft der „Pfad der Gemeinsamkeit“ verlassen worden ist. Die Diskussion um den Sportplatz sei eine „Scheindebatte“, weil: derzeit nicht relevant. Erst in Jahrzehnten müsse entschieden werden, was mit dem Gelände geschehe. „Ewigkeitsklauseln“ seien nicht seriös, spielte er auf die Forderung der Unterschriftensammlung an. Künftige Ideen würden im weiteren Prozess der vorbildlichen Bürgerbeteiligung einbezogen.
Bernd Hartmannsgruber (CDU) wünschte sich, dass alle Beteiligten „sich die Hände reichen“ und einen Neuanfang gelinge. Der Beschluss sei für jeden tragbar.
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