Verkehr - Ausbau des Radwegs zwischen Kembach und Dietenhan soll später als geplant im Juni starten / Jetzt formiert sich öffentlicher und anonymer Widerstand

„Nein, danke“ zum Ausbau des Radwegs

Jahrelang haben die Kembacher und Dietenhaner um diesen Radweg gekämpft. Anfang des Jahres gab es endlich „Grünes Licht“ dafür. Doch nun tauchen anonym aufgestellte Schilder auf, die den Ausbau kritisieren.

Von 
Heike Barowski
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Seit einiger Zeit stehen am Wegrand zwischen Dietenhan und Kembach solche Schilder, die den Radwegausbau kritisieren. Wer hinter dieser Aktion steckt, ist bislang unbekannt. © Heike Barowski

Dietenhan/Kembach. Der gewünschte Radweg zwischen der bayrischen Landesgrenze, Kembach, Dietenhan bis nach Urphar war seit 2006 immer wieder Thema in der Bevölkerung, vor allem in den Ortschaftsratssitzungen und im Wertheimer Gemeinderat. Nach sehr langem und zähem Ringen kam im Februar dieses Jahres endlich die erlösende Nachricht, dass zumindest der Abschnitt zwischen der Landesgrenze, Kembach und Dietenhan ab April in Angriff genommen werden soll. Dabei soll der bereits bestehende geschotterte Pfad drei Meter breit ausgebaut und asphaltiert werden.

Die Kosten für die 210 Meter lange Strecke (Landesgrenze bis Kembach) und für die 910 Meter lange Strecke (Kembach-Dietenhan) werden auf 566 000 Euro beziffert. Vom Land gibt es einen Zuschuss in Höhe von 292 000 Euro. Stadt und Kreis bezahlen jeweils 137 000 Euro (wir berichteten).

Kurz vor Baubeginn

Zuständig für den Ausbau ist der Landkreis. Dort nachgefragt, heißt es, dass die Bauarbeiten für den Radweg Anfang Juni beginnen sollen. Kurz vor dem Start des Ausbaus formiert sich nun plötzlich anonymer Widerstand.

Ein oder mehrere Unbekannte haben entlang des zukünftigen Radwegs kleine Holzpfosten aufgestellt, an denen sie, in Folie verpackt, Zettel geheftet haben. Auf diesen Zetteln ist beispielsweise zu lesen: „Radautobahn Nein, Danke“, oder „Radwege können auch ohne Teer“, oder „Teer zerstört, wo er nicht hingehört“, „Eine halbe Million für diese Strecke ist zu viel in Zeiten der Pandemie“ und „Geplant, beschlossen aber noch nicht gebaut“.

Weder in Kembach noch in Dietenhan kann man sich diese Aktion erklären. Frank Helm ist im Ortschaftsrat in Dietenhan aktiv. Er sagt gegenüber den Fränkischen Nachrichten: „Grundsätzlich ist der Protest legitim. Für mich persönlich ist er aber nicht nachvollziehbar. Ich kann es mir nur so erklären, dass man mit der Ausführung des Radwegs, also mit der Breite und der Asphaltierung, nicht einverstanden ist.“ Auf den Ortschaftsrat in Dietenhan sei laut Helm bislang niemand mit eben diesen Kritikpunkten zugekommen.

Die Planungen für den Radweg zwischen Dietenhan und Urphar laufen noch. Bis zum Ausbau der Verbindung müssen die Radfahrer die Straße nutzen. © FN-Archiv/Barowski

Ganz ähnliche Aussagen werden in Kembach gemacht. „Jeder darf natürlich seine Meinung äußern“, meint auch Ortsvorsteherin Tanja Bolg. Aber: „Wir haben so lange darauf hingearbeitet, dass der Radweg endlich kommt, da verstehe ich die Kritik nicht ganz.“ Mehrfach betont sie im Gespräch, dass man in Kembach wirklich glücklich sei, wenn der Radweg fertiggestellt ist. Bolg verweist in diesem Zusammenhang auf den stark gestiegenen Radverkehr aus Richtung Bayern. Genau wie die Ortsvorsteherin führt auch Gemeinderatsmitglied Richard Diehm (Bündnis 90/Die Grünen) die bestehenden Vorschriften für einen Radwegeausbau ins Feld. „Ich persönlich könnte auch mit weniger leben“, gibt er zu und spielt auf die Breite und den Belag an.

Dazu heißt es aus dem Landratsamt: „Es handelt sich um einen landwirtschaftlichen Weg mit der Regelung ’Radfahren frei’. Er dient der Erschließung der dortigen Grundstücke und ist deshalb drei Meter breit und asphaltiert.“

Diehm findet es gut, dass sich die Menschen mit dem Thema auseinandersetzen. „Diese Kritik sollte wahrgenommen werden“, sagt er.

Von der Stadt, als Beteiligte am Ausbau kam diese Antwort: „Die Stadt Wertheim freut sich, dass die jahrelangen Bemühungen um den Radweg im Kembachtal endlich Erfolg haben und der Ausbau dieses Jahr realisiert werden kann.“ In dem Schreiben wird darauf hingewiesen, dass die Finanzierung dank Kostenteilung zwischen Land (50 Prozent), Kreis und Kommune (je 25 Prozent) gesichert sei. Und zur anonym aufbrandenden Kritik heißt es: „Den Ausbau haben der Kreistag im Juni 2020 und der Wertheimer Gemeinderat im Februar 2021 beschlossen, und zwar jeweils einstimmig. Damit sind Dringlichkeit und Akzeptanz der Maßnahme hinreichend belegt.“

Auch der Pressesprecher des Landratsamtes, Markus Moll, verweist auf die einhellige Beschlussfassung zum Bau: „Nicht nur die Anwohner haben lange für diesen Radweg gekämpft. Das Projekt wurde auch jeweils einstimmig durch den Gemeinderat der Stadt Wertheim und den Kreistag des Main-Tauber-Kreises beschlossen. Dies zeigt, dass die demokratisch gewählten Gremien den Radwegbau als dringend und wichtig betrachten. Insofern bedauern wir die Aufstellung der Schilder durch Unbekannte, die sich nicht einmal öffentlich zu der Aktion bekennen.“

Richard Diehms Kritik geht übrigens noch einen Schritt weiter. „So schön der Radweg von Kembach nach Dietenhan ist, aber man hat dann eine ’Autobahn’ geschaffen, die im Nirgendwo endet“, gibt er zu bedenken.

Noch steht der zweite Abschnitt von Dietenhan nach Urphar steht auf wackeligen Füßen. Streckenverlauf, Grundstückskäufe und hohe Ausgaben sind der Grund. Im Landratsamt nach dem aktuellen Stand gefragt, heißt es nur, dass sich die Stadt Wertheim derzeit um die Trassenfindung kümmere.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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