Wertheim. Erstmals in ihrer 135-jährigen Geschichte werden die Narren der Wolfsschlucht Concordia Wertheim (WCW) von einer Präsidentin angeführt. Seit der Gründung der WCW 1890 ist Yvonne Frenzel-Tafili die erste Frau in diesem Amt. Sie ist seit Jahrzehnten in verschiedenen Bereichen des Vereins und seiner Fremdensitzungen sehr aktiv.
Ihren ersten Auftritt hatte Frenzel-Tafili 1994 in der Garde. Mit Unterbrechungen ist sie bis heute aktiv. Zu sehen war sie bisher in der Prinzengarde, der Showtanzgruppe des Tanzclubs TC 88, in der Bütt als Teil der Omas von „Drei Mal Hüfte, bei der WCW-Hitparade und ab 2013 durchgehend als Mitglied der Gruppe „Hüftgold“. Ein Höhepunkt war für sie dabei der Auftritt mit der Gruppe des TC 88 zum Thema „Starlight Express“ im Jahr 1995. Außerdem waren sie und ihr Mann, Sven Frenzel, 2022 und 2023 das Prinzenpaar der WCW. Drei Jahre lang war sie zudem stellvertretende Oberwölfin im Vorstand. „2025 stehen Wahlen an, und es wurden Nachfolger für verschiedene Posten gesucht“, erklärt sie beim Gespräch im Vereinsheim „Wolfshöhle“ bei der Main-Tauber-Halle. Günter Arnold, ihr Vorgänger als Sitzungspräsident, habe für das Amt nicht mehr zur Verfügung gestanden. „Ich dachte mir: Ich habe Interesse an der Vorstandsarbeit, aber nur im Amt der Präsidentin.“ Sie habe sich daraufhin bei Arnold sowie Michael Bannwarth über die Aufgaben informiert. „Das Amt passt zu mir, ich bin ein Schwätzerle“, meint sie. Reden könne sie gut, solange sie wisse, worüber sie spreche. „Mir macht es wenig aus, vor vielen Menschen zu sprechen.“ Frenzel-Tafili wurde von den WCW-Mitgliedern im Frühjahr 2025 einstimmig zur neuen Sitzungspräsidentin gewählt.
Nachwuchsförderung der WCW liegt Yvonne Frenzel-Tafili am Herzen
Sie freue sich besonders darauf, spontan auf Geschehnisse einzugehen und direkt jemanden im Publikum anzusprechen, sagt sie lachend. „Ich bin keine eigene Nummer, sondern führe durch die Sitzung“, betont sie weiter. Sie freue sich auch auf eigene Versprecher und darauf, wie sie damit umgehen wird. „Die passieren auf jeden Fall.“ Total spannend sei es auch, alle Gruppen des Vereins zu besuchen. „Zum Beispiel machte der Besuch beim Männerballett sehr viel Spaß.“ Auch bei den Gruppen der Kindersitzung schaut sie vorbei. Die Nachwuchsförderung der WCW liegt ihr generell am Herzen.
Als Mitglied der Vorstandschaft übernimmt sie auch organisatorische Arbeiten wie Teile der Sponsorengewinnung. Zudem wirkt sie bei Veranstaltungen wie dem Saisoneröffnungsball im Hintergrund mit. Auf der Vorbereitungsliste für die Fremdensitzungen steht auch eine Besprechung mit dem Elferrat. Die Fremdensitzung sei eine innerfamiliäre Kunst, stellt sie fest. Ihr Schwager, Daniel Frenzel, habe die Regie der Abende übernommen.
Rathaussturm mit spontanen Texten
Ihren ersten offiziellen Auftritt als Präsidentin hat Frenzel-Tafili beim Rathaussturm am 11. November. Dieses Jahr werden sie und Oberwolf Michael Oetzel mit ganz spontanen Texten am Start sein, sagt sie. Beim Saisoneröffnungsball wird sie mit Garde und Prinzenpaar sowie Elferrat einmarschieren. Danach hilft sie am Abend im Hintergrund. Mit den eigenen Vorbereitungen für die Fremdensitzungen beginnt sie Mitte Dezember 2025, verrät sie ihre Pläne. Dann steht der finale Ablauf des Programms. Finalisieren würde sie ihre Texte nach der Generalprobe. „Ich werde mir nur Stichpunkte aufschreiben, keine ausformulierten Reden.“ Ideen dafür sammelt sie bereits jetzt. „Ich höre beim Training der Gruppen genau zu, habe meinen Notizblock dabei und spioniere sie aus.“ Außerdem holt sie sich Ideen bei bekannten Fastnachtern, zum Beispiel von ‚Fasnacht in Franken‘. „Ich würde aber nie jemanden kopieren.“ Zudem stellt sie fest: „Flachwitze sind gar nicht meins.“ Sie sei keine Witzeerzählerin.
Vor der Moderation hat sie großen Respekt. „Meine größte Sorge ist, dass ich alle Namen richtig ausspreche.“ Etwas sorgt sie sich auch darum, so schwere Versprecher zu haben, dass keiner mehr versteht, was sie sagen will. „Ich hoffe, ich muss nicht selbst so lachen, dass ich nicht mehr aufhören kann.“ Sie habe aber keine Angst, etwas dramatisch falsch zu machen. „Ich kann über mich selbst lachen.“ Sie ist sich sicher, die Narren nehmen eine Frau als Präsidentin gut auf. „Die WCW ist ein Traditionsverein. Wenn alle Mitglieder eine Präsidentin wählen, dann haben die Wertheimer gar kein Problem damit.“
Beim Kleidungsstil setzten ihre Vorgänger auf einen schwarzen Anzug und eine Narrenkappe. Diese Kappe werde auch sie tragen, betont Frenzel-Tafili. „Ich will keine kleinere Kappe für Frauen.“ Bei der Kleidung könne sie selbst entscheiden, was sie an den Sitzungen trägt. „Es wird in Richtung Schwarz gehen“, stellt sie abschließend fest.
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