Höhefeld. Das in Aussicht gestellte Nahwärmenetz in Höhefeld wird kommen. Ortsvorsteher Christian Stemmler erklärte auf FN-Anfrage, dass bisher 55 Haushalte Interesse an einem Nahwärmeanschluss bekundet haben. Die Stadtwerke hatten bei der Vorstellung des Projekts angegeben, dass 50 Haushalte notwendig seien, um das Projekt umzusetzen. Thomas Beier, Geschäftsführer der Stadtwerke Wertheim, bestätigte, dass das Vorhaben realisiert wird. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez, der für das Wärmenetz geworben hatte, erklärte: „Ich freue mich sehr, dass wir das Nahwärme-Projekt in Höhefeld angehen können.“
Thoma Beier sagte, dass man allerdings noch keine Angaben dazu machen könne, ab wann genau das Nahwärmenetz zur Verfügung steht. Man arbeite derzeit an Förderanträgen.
Mit der Umsetzung des Projekts könne man erst nach Zusage der Zuschüsse beginnen. Beier hat keinen Zweifel, dass die Fördermittel fließen werden, die rund 40 Prozent der Investitionssumme ausmachen. Dem Projekt stehe nichts im Wege. Ob das Wärmenetz bereits im nächsten Jahr oder 2025 verfügbar ist, werde man voraussichtlich nach der Sommerpause wissen, ergänzte Eric Schuh, der technische Leiter bei den Stadtwerken.
Herrera Torrez: „Zukunftsweisend“
In den Höhefelder Haushalten, die an dem Projekt teilnehmen werden, braucht man sich also keine Gedanken mehr über neue Anforderungen an die eigene Heizungsanlage machen, wie sie beispielsweise im neuen Gebäudeenergiegesetz festgeschrieben werden. Derzeit berät der Bundestag über das vieldiskutierte Regelwerk. OB Markus Herrera Torrez verwies darauf, dass das Wärmenetz das „bisher größte seiner Art in Wertheim“ ist. Die „zukunftsweisende Form der Wärmeversorgung“ habe nicht nur viele individuelle Vorteile für die angeschlossenen Nutzer. „Sie ist auch ein wichtiger Beitrag zur Wärmewende und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ein großer Gewinn für die gesamte Stadt Wertheim auf dem Weg zur Klimaneutralität“, so der OB in einer Stellungnahme.
„Dass es zustande kommt, ist auch dem besonderen Einsatz von Ortsvorsteher Christian Stemmler zu verdanken“, stellte der OB fest. In der Tat hatte sich Christian Stemmler mächtig ins Zeug gelegt, um die Höhefelder von der Nahwärme zu überzeugen. Unter anderem hat Stemmler auch ein Video gedreht, in dem die Vorteile der Lösung beschrieben werden.
In den teilnehmenden Haushalten wird derzeit vor allem noch mit Öl, aber auch Holz und Strom geheizt. Die in die Jahre gekommenen Heizungsanlagen können in absehbarer Zeit demontiert werden. Mit dem Verschwinden von Öltanks gibt es dann auch mehr Platz in den Häusern.
Anlass für die ersten Gedankenspiele über ein Nahwärmenetz war laut Christian Stemmler die dringend erforderliche Sanierung und Erweiterung der Kindertagesstätte, die bisher mit Öl beheizt wurde. „Da auf der für den Anbau vorgesehenen Fläche die Öltanks standen, war klar, dass wir eine andere Heizungstechnologie einsetzen müssen“, so Stemmler. „Wir haben dann ein bisschen größer gedacht“, erläutert er. Bei einem Runden Tisch mit den Stadtwerken sei man sich schnell einig geworden, dass Nahwärme Sinn machen würde, wenn man neben Bürgerhaus und Kita auch private Haushalte einbezieht. Auch OB Markus Herrera Torrez habe das Projekt von Beginn an unterstützt.
Nach der ersten Informationsveranstaltung im Mai vergangenen Jahres gab es zwischenzeitlich Zweifel, ob die erforderliche Zahl der Haushalte zu erreichen ist. Die Resonanz auf eine Umfrage bei allen 167 Haushalten sei zu gering gewesen, erläutert Stemmler. Er habe daraufhin Schornsteinfeger Lars Ederer, der auch als Energieberater tätig ist, um Unterstützung gebeten. Ederer sei dann von Haus zu Haus gegangen, habe die Leute beraten und einige von den Vorteilen überzeugt. Eigentlich kurios, wie Stemmler anmerkt, denn ein Schornsteinfeger wird in Gebäuden ohne eigene Heizungsanlage nicht mehr gebraucht.
Brennstoff Hackschnitzel
Nach einer weiteren Informationsveranstaltung im März dieses Jahres hat das Projekt weiter Fahrt aufgenommen. Jetzt ist die erforderliche Anzahl der Haushalte erreicht. Sie werden wohl spätestens zur Heizsaison 2025/26 mit Wärme versorgt, die zentral in einem Kraftwerk nahe des alten Sportplatzes erzeugt wird. Brennstoff: Holzhackschnitzel, geliefert vom städtischen Eigenbetrieb Wald.
Bei den Stadtwerken macht man sich weiter Gedanken, wo solche Wärmenetze auch Sinn machen. Das nächste Projekt ist in Prüfung: In Nassig wird in den nächsten Jahren die Miltenberger Straße saniert, so dass sich in diesem Zuge Leitungen verlegen ließen, so Thomas Beier (wir berichteten).
Meist brauche es einen „auslösenden Moment“, erläutert Eric Schuh. „Wenn beispielsweise eine kommunale Liegenschaft wie eine Schule oder eine Kita saniert werden muss, dann steigen wir da ein“, so Schuh. Es gebe aber auch Vorhaben, die keinen Sinn machen, gibt Thomas Beier zu bedenken. Dies sei beim Neubaugebiet in Urphar der Fall gewesen. Neubauten benötigen sehr wenig Wärme. Da lohnt sich ein Nahwärmenetz eher nicht.
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