Zwei historische Häuser in der Mühlenstraße sind ziemlich marode. Der neue Eigentümer will sie offenbar abreißen, doch das ist noch lange nicht beschlossene Sache.
Wertheim. Jahrzehntelang standen die zwei Gebäude in der Mühlenstraße leer. Mittlerweile sind die denkmalgeschützten Häuser mit den Nummern 17 und 19 in einem relativ schlechten Zustand. Im Herbst vergangenen Jahres wechselten sie den Eigentümer: „Wir haben jahrelang nach einem Käufer gesucht“, sagt die Tochter des früheren Besitzers auf FN-Anfrage. Sie möchte nicht mit Namen genannt werden.
Mit viel Unterstützung der Stadt Wertheim habe man endlich jemanden gefunden, sagt sie. Die Häuser seien ziemlich heruntergekommen. Eine Privatperson hätte die Renovierung finanziell kaum stemmen können. Deswegen sei sie froh gewesen, jemanden zu finden, der sich der Objekte annimmt.
Ehemaliges Winzerhaus
Der neue Eigentümer soll den Abriss planen, um auf den Grundstücken Neubauten zu errichten, hieß es zunächst. Eberhard Feucht, Vorsitzender der Wertheimer Grünen und Mitglied des Stadtteilbeirats, brachte bei der Bürgerfragstunde auf der jüngsten Gemeinderatssitzung das Thema zur Sprache. Feucht zitierte aus einem Wikipedia-Eintrag, in dem es beispielsweise in Bezug auf das Haus mit der Nummer 19 heißt „Mit seinem Kellergeschoss und seiner insgesamt authentisch überlieferten äußeren Gestalt ist das ehemalige Weingärtnerhaus ein prägender Bestandteil der geschlossenen Gebäudereihe der Mühlenstraße und ein Dokument der historischen Sozialstruktur.“
Denkmalschutz und Abriss – das passt nicht zusammen, sollte man meinen. Edgar Beuchert, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg), sagte gegenüber den Fränkischen Nachrichten, das Landesamt für Denkmalpflege habe schon vor 17 Jahren in einem Brief signalisiert, dass das Haus mit der Nummer 19 nicht sanierungsfähig und deshalb ein Abriss möglich sei. Auf 2,5 Millionen Euro beziffert er die Kosten für eine Sanierung des gesamten Komplexes. Auch für die Stadt Wertheim wäre diese Summe betriebswirtschaftlich nicht zu stemmen.
Denkmalschutzbehörde involviert
Auf die Möglichkeit eines Abbruchs hoffte denn auch offenbar der neue Eigentümer. „Es geht darum, dieses Objekt zu entwickeln. Wie das konkret aussieht, kann ich im Moment noch nicht sagen“, weicht Jürgen Kuhl, Geschäftsführer des Hamburger Unternehmens K & E Real Estate, auf Anfrage aus. Nach FN-Informationen hat er die Immobilien für einen mittleren fünfstelligen Betrag erworben. Kuhl möchte sich nicht zu etwaigen Abrissabsichten äußern. „Wir warten darauf, welche Farbe der Rauch hat, der aus dem Stuttgarter Kamin steigt“, spielt er darauf an, dass die Denkmalschutzbehörde ein entscheidendes Wörtchen mitzureden hat.
Abbruch verhindern
Den Abbruch der historischen Gebäude möchte auf jeden Fall die Gruppe verhindern, die derzeit das Haus der „Alten Münz“ in der Altstadt saniert. Wie Harald Brode den Fränkischen Nachrichten sagte, habe man vergangene Woche zusammen mit Steg-Geschäftsführer Edgar Beuchert und Mitgliedern der Wertheimer Grünen das Anwesen besichtigt, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Brode, der sich auf die Rettung historischer Bauten spezialisiert hat, sieht durchaus Chancen, die Gebäude zu erhalten.
Grobkonzept
So berichtet er, dass das Dach funktionstüchtig sei. Die Substanz in den Häusern sei trocken. In den nächsten Tagen werde er zusammen mit seinen Leuten ein Grobkonzept für das weitere Vorgehen entwickeln. Dieses soll im ersten Schritt die Stabilisierung des Dachs und die Renovierung der Fassade skizzieren, so dass die Häuser nach außen ansehnlich sind.
Edgar Beuchert von der Steg ist nicht abgeneigt und meint: „Wenn eine Gruppe einsteigt, die jede Menge Eigenleistung hineinsteckt, sieht die Kalkulation ganz anders aus.“ Durchaus möglich also, dass statt eines Abbruchunternehmens irgendwann Handwerker anrücken, um die Häuser auf Vordermann zu bringen und die historische Substanz zu erhalten.
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