130. Urpharer Abendmusik

Musikalisches Sommergezwitscher in Urphar

Ein Wiedersehen gab es in der Wehrkirche mit „alten“ Bekannten, wie dem früheren Bezirkskantor Carsten Wiedemann-Hohl.

Von 
Carsten Klomp
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Der ehemalige Bezirkskantor Carsten Wiedemann-Hohl bestritt gemeinsam mit Sopranistin Sonja Miranda Martinez und der Altistin Bianca Schütz die 130. Abendmusik in Urphar. © Carsten Klomp

Urphar. Ein Wiedersehen, das heißt, eigentlich ein Wiederhören mit dem ehemaligen Bezirkskantor Carsten Wiedemann-Hohl bot die 130. Urpharer Abendmusik am Sonntagabend in der Urpharer Wehrkirche. Unter dem Titel „Sommergezwitscher“ hatte Wiedemann-Hohl gemeinsam mit Sopranistin Sonja Miranda Martinez und der Altistin Bianca Schütz ein bunt gemischtes Programm zusammengestellt, dem zahlreiche Besucherinnen und Besucher in der gut gefüllten Jakobskirche lauschten.

Die in großen Teilen erhaltene und 1780 fertiggestellte Orgel des Orgelbaumeisters Wehr ist ein Schmuckstück im Schmuckstück, denn auch die Wehrkirche als solche ist immer wieder einen Besuch wert. Das einmanualige, also nur über eine Tastenreihe verfügende Instrument, ist mit seinen historischen Dimensionen und mit dem historisch bedingt etwas reduziertem Tonumfang aber auch eine Herausforderung für den Organisten. Eine Herausforderung, die für Nicht-Organisten kaum vorstellbar ist - vielleicht am ehesten so zu beschreiben, als ob ein Pianist Klaviermusik von Johannes Brahms auf einem Cembalo darstellen wollte.

Insofern tat Wiedemann-Hohl gut daran, seine Solobeiträge überwiegend mit Musik zu bestücken, die sich auf einem solchen historischen Instrument besonders gut darstellen lässt. Dementsprechend gerieten Wiedemann-Hohl die „Toccata dezima“ von Georg Muffat und Jan Pieterzoon Sweelincks „Ballo del Granduca“ besonders gut, in denen er eine wohlausgewogene Mischung aus virtuoser Spielfreude und improvisatorischem Gestus an den Tag legte.

Dennoch verständlich, dass es den zweiten Zwischenapplaus des Abends nach Christian Heinrich Rincks „Flöthenconcert“ in F gab, dessen ersten Satz Wiedemann-Hohl spielte. Denn bei diesem Werk, das eigentlich von dem Wechselspiel aus Tutti und Solo auf zwei Manualen lebt, mussten die beiden Sängerinnen dem Organisten assistieren, um durch ständigen Registerwechsel (Wechsel der Klangfarben) den eigentlich vorgesehenen Manualwechsel zu simulieren.

Den ersten Zwischenapplaus hatten Sängerinnen und Organist nach einer sehr überzeugenden und swingenden Darbietung von Bill Withers‘ „Lean on me“ erhalten, bei dem Bianca Schütz überdies noch auf der Querflöte zu hören war. Das Trio hatte fünf musikalische Blöcke vorbereitet, die für ein sehr abwechslungsreiches, aber doch schlüssiges Programmkonzept sorgten: Lob der Schöpfung, Gotteslob, Gospeliges, Pop und zum Schluss der wunderbare Abendsegen aus Humperdincks „Hänsel und Gretel“.

Gleich zu Beginn konnten Sonja Miranda Martinez und Bianca Schütz ihre langjährige musikalische Zusammenarbeit in Leo Delibes „Duet de Fleurs“ zur Geltung bringen. Schön ausmusizierte kleine agogische Beugungen und eine saubere Intonation beider Sängerinnen ließen das Stück für den Rezensenten zu einem Höhepunkt des Abends werden – der als Zugabe erfreulicherweise am Ende noch einmal wiederholt wurde. Auch im zweiten Block war es die französische Komposition, César Francks „Panis angelicus“, die dem Trio besonders gut gelang.

Der verdiente Zwischenapplaus nach „Lean on me“ im dritten Block wurde bereits erwähnt, aber auch Louis Armstrongs „What a wonderful world“ ließ das Zusammenspiel der drei Musici gut zur Geltung kommen.

Vielleicht lag es an den Qualitäten des Sweelinck-Stückes und seiner ausgezeichneten Umsetzung, dass der nachfolgende „Schlager-Block“ doch etwas schwach wirkte. Der Eindruck einer (nicht nur) harmonischen, nun ja, Überschaubarkeit der Stücke „Lenas Song: Fly with me“ und „Husavik-my hometown“ wurde dadurch noch verstärkt, dass beide Lieder in der gleichen Tonart dargeboten wurden. Und so war es kaum zu überhören, dass auf einem kleinen, historischen Instrument wie der Urpharer Orgel die klanglichen Möglichkeiten zur Begleitung von Stücken im Pop-Bereich doch überschaubar sind.

Umso schöner, dass der Abend mit dem Humperdinckschen „Abendsegen“ und dessen ganzem Reichtum an harmonischen und melodischen Einfällen schloss, der sich auch auf einem kleinen Instrument entfalten lässt.

Am Ende gab es langen, mit der bereits erwähnten Zugabe belohnenden Applaus.

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