Die Wertheimer Museen hatten sich auf den Internationalen Museumstag gut vorbereitet. Doch im Glasmuseum beispielsweise hielt sich der Andrang in Grenzen.
Wertheim. Lag es am Wetter, das besser als erwartet wurde, oder an den generell zurückgehenden Besucherzahlen von Kindern und Jugendlichen in den Museen? Auch die Mitarbeiter des Glasmuseums Wertheim rätselten diesen Sonntag, wieso das vielfältige Angebot für die ganze Familie, am diesjährigen Internationalen Museumstag (IMT) nur verhalten angenommen wurde.
Als Teil des historischen Wertheims lockte die schöne Fassade in der Mühlengasse mit der ansprechenden Dekoration, eine riesige Glaskugel, die Besucher eher zufällig an.
Zwei Damen aus Aachen waren sich allerdings einig, dass die 35 integrierten Glas-Spielstationen zum Anfassen, Ausprobieren und Begreifen nicht nur Familien richtig viel Spaß machen. Für sie reihe sich diese Erfahrung in die Attraktionen Wertheims ein, wie der Burgbesuch oder die Stippvisite im Kloster Bronnbach.
1978 wurde der Internationale Museumstag erstmals gefeiert. Dies spiegelt sich auch im diesjährigen Motto „Museums as Cultural Hubs: The Future of Tradition“ wieder. Übersetzt als „Museen – Zukunft lebendiger Tradition“ soll der internationale Museumstag helfen, über die universelle Sprache der Ausstellungsstücke internationales Verständnis zu fördern.
Der Glasmuseum Wertheim setzt dies das ganze Jahr über konsequent um, diesen Sonntag bei reduziertem und freiem Eintritt. Die Ausstellungen zum Werkstoff Glas „von A-Z“ und „Kostbarkeiten“ vermitteln geschickt die glastechnologischen Entwicklung vom Luxusglas der Antike zum heute unentbehrlichen Werk(t)stoff für Wissenschaft, Medizin und Industrie. Mit der Initiative „Local Heroes - bitte anfassen - get in touch“, einem interaktiven Fragebogen und dem „Spielstationen-Parcours“ entdecken Jung und Alt die „Welt des Glases“ mit eigenen Sinnen. Beim „Liebesbarometer“ beispielsweise heißt es, möglichst kooperativ mit vielen Händen eine rote Flüssigkeit im Kapillarrohr zum Steigen zu bringen.
Die Experten, Kunsthistoriker und Ehrenamtlichen des Museums arbeiten mit Schülern zusammen, entwickeln zusammen Ausstellungen, ganz aktuell Mitmachstationen zum Thema Umwelt. Hier können die Kinder und andere Besucher live erfahren, was den Unterschied von Mineralwasser in Plastik- oder Glasflaschen ausmacht.
Mit großem Einfühlungsvermögen half am Sonntag auch wieder Glasbläser Frank Krause aus Bestenheid den Besuchern, ihr eigenes Glaskunstwerk für nur drei Euro zu fertigen. Als besondere „Beute“ konnten sie ihr Unikat mit nach Hause nehmen. Katharina aus Würzburg durfte für den Internationalen Museumstag ein besonderes Sektglas mit den Wertheimer Farben herstellen. Für dieses besondere Modell waren nicht weniger als drei Kugeln nötig. Mit der Metallzange wurde noch eine Form in das Sektglas gedrückt.
Zusammen mit ihrem Freund schuf sie dieses kleine Kunstwerk und wurde dabei zur „echten Expertin“. Mit Frank Krause führten sie abschließend ein Fachgespräch über Graphitwerkzeuge. Gebürtig aus Thüringen, plauderte der Glasbläser locker über die Gasflamme gebeugt, unter anderem über die Entwicklung Wertheims zum heutigen Zentrum der deutschen Laborglasindustrie. Lebendiger kann Museum kaum sein.
Dieses Konzept, eine Mischung aus Ausstellung, kleinen Experimenten, aktiver „Glasbläsertätigkeit“ und den netten Gesprächen über der Flamme Mischung des Glasmuseums, hat ein junges Paar für die Glastradition begeistern und Ihnen neues Wissen mit auf den Weg geben können.
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