Vortrag

Moosbruggers wirkten auch in Wertheim

Dr. Jörg Paczkowski stellte Mitglieder der Künstlerfamilie und den kunstgeschichtlichen Stellenwert ihrer Arbeiten in der Region vor

Von 
Jens-Eberhard Jahn
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Nach dem Vortrag über die Künstlerfamilie Moosbrugger stellten sich Dr. Jörg Paczkowski und die IZKK-Leiterin Sabrina Rota Fragen und Kommentaren des Publikums. Im Hintergrund zu sehen ist ein Foto von St. Venantius in Wertheim, erbaut nach Plänen von August Moosbrugger. © Jens-Eberhard Jahn

Bronnbach. In Wertheim befindet sich nicht weit entfernt vom Bahnhof die katholische Kirche Sankt Venantius. Der Architekt hieß August Moosbrugger und entstammte einer weit verzweigten Künstlerfamilie aus Vorarlberg. Der Kunsthistoriker Dr. Jörg Paczkowski, ehemaliger Leiter des Wertheimer Grafschaftsmuseums und nun im Ruhestand, stellte in 90 Minuten die einzelnen Mitglieder der Familie vor und zeigte dabei auf, welchen kunstgeschichtlichen Stellenwert sie für die Region haben.

Der Vortrag fand am dazu passenden Ort statt: Von Bronnbach aus geht Technik für den Erhalt von Kunstwerken in alle Welt. Eingeladen hatten der Historische Verein Wertheim und das Internationale Zentrum für Kulturgüterschutz und Konservierungsforschung (IZKK). Dessen Leiterin Sabrina Rota verwies beispielsweise auf die Entwicklung des Dosimeters, eine Messtechnik für Vitrinen in Museen.

Der Ort Bronnbach, bekannt durch sein Kloster, war für den Vortrag auch aus einem zweiten Grund gut gewählt: Vor 200 Jahren starb der Benediktinerbruder Caspar Moosbrugger, ein bedeutender Architekt im süddeutschen Raum und in der Schweiz. Er wurde 1656 in Au in Vorarlberg geboren und gründete dort mit anderen Kunsthandwerken die zu ihrer Zeit innovativen Barockbauschule „Auer Zunft“. Moosbrugger erbaute unter anderem das Kloster Maria Einsiedeln im Kanton Schwyz, in dem er dann selbst wohnte. Die Abtei ist heute der größte Wallfahrtsort der Schweiz. Au ist bis heute ein Dorf, allerdings eines mit über 50 Gewerbebetrieben. Dr. Jörg Paczkowski erinnerte immer wieder an das künstlerische Talent, das von dort den Weg nach Wertheim und in viele Teile der Welt fand.

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Von einem Bruder des Mönchs stammt der für Wertheim bedeutende August Moosbrugger ab. Sankt Venantius in Wertheim wurde nach seinen Plänen in neoromanischem Stil erbaut und 1842 eingeweiht. August Moosbrugger entwarf auch die katholischen Schwesterkirchen in Nassig, Bettingen und Uissigheim und prägte somit die Architektur des wiedererstarkenden Katholizismus in der Grafschaft Wertheim. August war aber ebenso Architekt des Amtsgerichts in Wertheim sowie der Rathäuser von Urphar und Sachsenhausen. Er starb 1858 in Wertheim.

Sein Vater war der Porträtmaler Wendelin Moosbrugger, sein Bruder der Landschaftsmaler Joseph Moosbrugger. Dieser fertigte Skizzen von Eichel, Bronnbach und Würzburg an und schuf auch eine Stadtansicht von Wertheim, die heute in der Nähe der Heimat der Moosbruggers, im Schloss auf der Insel Mainau, hängt. Als Landschaftsmaler wirkte er auch vor allem am Bodensee.

Ein weiterer Bruder, Friedrich, sollte sogar Hofmaler in Petersburg werden. Er erlag dort aber einer Krankheit, die er sich auf der Reise über die Ostsee zugezogen hatte. Paczkowski zeigte sich von dessen Talent überzeugt: „Friedrich hatte großartige Ausbilder und konnte wie sein Vater Wendelin psychologisch tiefgründige Charakterköpfe erschaffen. Leider starb er ja bereits mit 26 Jahren“. Augusts Sohn Karl Friedrich brillierte international als Sänger und Lebemann, der seine Biografie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Paris schillernd inszenierte. jej

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