Führung in der Stiftskirche

Moderne Technik trifft Handwerk bei Orgel-Renovierung in Wertheim

Orgelschweigen mit spannenden Infos: So schreitet die Sanierung der Stiftskirchenorgel voran. Die Einweihung ist für den ersten Advent geplant.

Von 
Birger-Daniel Grein
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Carsten Klomp gab interessante Einblicke in die Technik und die Sanierung der Orgel. © Birger-Daniel Grein

Wertheim. Statt schöner Orgelklänge gab es am Samstag „Orgelschweigen zur Marktzeit“ mit interessanten Einblicken in die Orgelsanierung. Bezirkskantor Carsten Klomp berichtete Interessierten über die Arbeiten und die Neuigkeiten rund um das Instrument in der Stiftskirche.

Drei Orgelbauer und zehn Ehrenamtliche hatten in dieser Woche einen entscheidenden Schritt für die Arbeiten geleistet, berichtete er. So wurden am Mittwoch große Orgelpfeifen ausgeladen und in die Kirche gebracht. Am Donnerstag wurden sie mit Seilen nach oben befördert und eingebaut. Er berichtete zudem von dem komplett neuen Register für das dritte Manual, das zusätzlich eingebaut wurde. Klomp zeigte mehrere Pfeifen, die auf den Bänken auf der Empore auf ihren Einbau warten. Dazu gehören auch gekröpfte Pfeifen. Sie erinnern mit ihrer gebogenen Form an ein Ofenrohr. Wenige Änderungen hat es beim „Rückpositiv“ der Orgel gegeben. Dieses befindet sich hinter dem Organisten. Auch die Horizontaltrompeten kamen in die Orgel zurück. Stück für Stück hat auch der Abbau des Gerüsts am Instrument begonnen.

Bei der Anordnung der Orgelpfeifen spielt die Optik eine Rolle

Umgesetzt wurden verschiedene Aspekte der Klangverbesserung. Einer davon ist die Luftversorgung, genannt Windversorgung. Diese war zuvor an einigen Stellen nicht optimal. Im Bereich hinter der Orgel zeigte Klomp einige neue Windkanäle. Zudem wurden für die Luftversorgung einige Bypässe zu bestehenden Leitungen geschaffen. Für die tiefen Register, die viel Luft benötigen, wurde die Windversorgung mit einem zusätzlichen Motor jetzt komplett ausgelagert. Auch eine Windlade kam neu hinzu. Von dort strömt die Luft über Ventile in die Pfeifen. Bei der Anordnung der sehr langen Orgelpfeifen wird auch die Optik der Orgel bedacht, verdeutlichte er an der mittigen Position der Töne C und Cis. Die Pfeifen für tiefe Töne sind bis zu fünf Meter lang und so dick, dass man sie allein nicht umfassen kann.

Klomp verdeutlichte, an der geringeren Zahl an Material auf der Empore merke man, dass schon vieles in das Instrument eingebaut worden ist. Er stellte verschiedene Pfeifen und deren Funktionsweise vor. Dazu gehörte die Oboenpfeife. Hier erzeugt eine Metallzunge im Inneren den Ton. Zu den „Gedackt-Registern“ erklärte er, diese seien oben mit einem Deckel verschlossen. Dadurch werde die Tonhöhe völlig verändert. Der Deckel lasse den Luftstrom wieder zurückfließen. Damit habe man eine längere Luftsäule und einen tieferen Ton. Dies mache man einerseits, um Material zu sparen, denn die Orgelpfeifen seien teuer. Andererseits ändere sich die Klangfarbe.

Die Besonderheit am Instrument Orgel ist, dass diese auf den Raum hin intoniert wird. Dies erfolgt auch am Abschluss der Sanierungsarbeiten. Klomp ging auf die elektronischen Teile der Orgel ein. Das Meiste in ihr wird mechanisch gesteuert. Für die Umschaltung der Register auf Knopfdruck setzt man Elektromagneten ein, die die Hebel der Register bewegen.

Als neues Teil wird ein Display am Instrument installiert

Zum Spieltisch erklärte er, ein Tastendruck öffnet über Züge und Winkel die passenden Ventile zu den Pfeifen. Neu installiert wird an der Orgel ein Bord mit Display, das die Setzerkombination zeigt, sowie Setzerknöpfe für die elektronische Steuerung. Spannend ist das Thema Statik. Bei der Sanierung kommen etwa sechs Tonnen Material in der Orgel neu dazu. Die Orgelbauer haben die Tragfähigkeit aber vorher überprüft.

Mit dem bisherigen Verlauf der Arbeiten zeigte sich der Bezirkskantor zufrieden. „Wir sind gut in der Zeit“, sagte er. Er geht davon aus, dass das Gerüst in etwa zwei Wochen komplett abgebaut werden kann. Auch mit der Spendenbereitschaft ist er zufrieden. Man freue sich aber auf weitere Unterstützung, da im Anschluss an die Orgel weitere Sanierungsmaßnahmen in der Stiftskirche anstehen.

Nach der Sanierung wird die Orgel etwas voluminöser klingen, erklärte er. Davon können sich die Freunde der Orgelmusik beim Einweihungskonzert am ersten Advent überzeugen. Klomp hoffte, dass man bereits am Sonntag davor Teile der Orgel nutzen könne.

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