Burgfest

Mittelalterfest Burgfrühling lockte zahlreiche Gäste nach Wertheim

Gebäck aus Mandeln,das Anfertigen von Bögen, typische Honigprodukte, die Musik der Spielleute, die Späße der Gaukler, historische Gewänder und dazu die Atmosphäre der Burg sorgten für ein gelungenes Fest.

Von 
Heike Barowski
Lesedauer: 
Viele Besucher genossen am Wochenende die mittelalterliche Atmosphäre auf der Burg. © Birger-Daniel Grein

Wertheim. Am Wochenende verwandelte sich die Burg über der Stadt wieder in ein Eldorado für Freunde des Mittelalters jeden Alters. Der Burgfrühling bot neben Show und Musik passend zu jener Zeit, allerlei besondere Produkte und die Gelegenheit gemeinsam in die Vergangenheit zu reisen. An den Ständen wurde eine große Produktvielfalt feilgeboten. So gab es unter anderem Felle, Gewänder verschiedenster Art, Mandelgebäck mittelalterlicher Art, gebrannte Namensbänder, Süßes und Herzhaftes, Met, Accessoires und Angebote für Kinder, wie das Korbflechten. Auf der Bühne in der Muschel des Zehnringturms erklang die Musik der Spielleute. Vieles des Dargebotenen war authentisch, anderes an der Vergangenheit angelehnt. Gleich am Zugang zum Burggraben bewies ein Stand, was man aus Honig alles machen konnte. Hobbyimker René Wollner aus Groß-Zimmern bot neben klassischem Honig und Honigprodukten auch Met an. Bereits 1970 habe er mit der Imkerei begonnen. Vor drei Jahren sei dann die Idee entstanden, zusätzlich Honigprodukte mit in die Produktion aufzunehmen. Er wollte so auch eine Alternative zur Marmelade schaffen. Angefangen hatte er mit Obst und Honig, später kamen weitere Besonderheiten wie eine Honig-Nuss-Creme oder BBQ-Honig dazu. Man habe viele Rezepte ausprobiert. Die Familie dient als Vortester. Schmeckt es, bezieht Wollner Freunde mit ein und verkauft es auf dem Markt. Kommt das Produkt an, nehmt er es ins Sortiment auf. Passend zum Mittelaltermarkt hatte er unter anderem Bienenwachskerzen in Form von Drachen, Kriegern und Totenköpfen im Angebot. „Der Umgang auf dem Mittelaltermarkt ist deutlich entspannter als auf anderen Märkten“, resümierte er. Und die Gewandung lasse einen in einen Charakter hineinfinden, stellte er fest.

Besonders viel Aufmerksamkeit zogen diese beiden Pestärzte aus Frankfurt am Main auf sich, die zusammen mit vielen Gewandeten den mittelalterlichen Burgfrühling besuchten. © Birger-Daniel Grein

Am Stand daneben waren Kinder mit großem Spaß beim Bogenschießen. Jens Feuerstein zeigte ihnen wie Bögen aus der Epoche der Steinzeit geschnitzt wurden. Für einen Bogen seien fast alle Holzarten möglich, die fest genug seien. „Man braucht viel Erfahrung, wie man mit dem Holz umgeht“, erklärte er. Bögen gebe es schon seit 10 000 Jahren vor Christus. Verschiedene Bogenarten seien bis ins 15. Jahrhundert genutzt worden. Für die steinzeitlichen Bögen sei im nördlichen Europa zumeist Ulmenholz genommen worden. Heute setze man auf Alternativen, wie Robinienholz.

Unter den Gewandeten fielen vor allem zwei als Pestärzte Verkleidete mit ihren Schnabelmasken auf. Sie trafen sich mit den Sanitätern der Veranstaltung zum fachlichen Austausch. Schnell stellte sich dabei heraus, dass alle froh über die heutigen medizinischen Möglichkeiten seien. Die beiden Pestärzte Marko Schopf und Jasmin Kopp waren aus Frankfurt am Main angereist. Sie seien häufig auf Mittelaltermärkten als Gäste unterwegs. In Wertheim waren sie das erste Mal. „Wir finden die Location cool“, stellten sie fest. Die alten Gemäuer und die Stadt böten einen historischen Kontext, das sei perfekt. Sie berichteten weiter, zu ihrer Wirkungszeit seien Pestärzte eine Kuriosität und hätten durch ihre Schutzkleidung etwas Düsteres an sich. Einen solchen Effekt gebe es auch in unserer Zeit. Sehe man Leute mit Schutzanzügen, erzeuge dies Unbehagen. Die Schnabelmaske sei nur in Südfrankreich und Italien getragen worden. Wer sie getragen habe, sei eine Kuriosität gewesen und die Leute hätten die Pestärzte in der Renaissance als Krähen auf dem Misthaufen verspottet. Bis die beiden Mittelalterfans ihre Kostüme zusammen hatten, habe es fast ein Jahr gedauert, erzählten sie. Die Masken seien gut zu bekommen. Schwieriger sei es mit dem großen Hut gewesen.

Kreativ war so mancher Standbetreiber auch bei der Namenswahl. So bot „Wuffhalla“ mittelalterlich inspirierte und natürliche Hundeleckerli an. Elisabetta Brandes beglückte die Mittelalterfreunde mit Mandelgebäck aus jener Zeit aus Italien. Diese Leckerei sei im Spätmittelalter in der Toskana entstanden, wo es Mandelbäume gab. Mandeln seien teuer gewesen, so dass sie sich nur Reiche leisten konnten. Vor allem Mönche in den Klöstern verarbeiteten Mandeln, zerstießen sie und gewannen Mandelmilch. Aus den davon übrig bleibenden Resten stellte man das Mandelgebäck her. Grundlage für das Gebäck sind geschälte Mandeln, hinzu kommen Zucker und Honig, sowie Pistazien, Fruchtsaft oder Kakao. „Die Herstellung ist auch heute noch Handarbeit“, betonte sie.

Für die Unterhaltung der Mittelaltschar sorgten Spielleute, Meistergaukler. Auch ein Showkampf mit Schwert und Schild, Jonglage und Gauklerei, Tanz, Theater und ein feuriges Finale des Tages galt es zu bestaunen.

Nicht nur auf der Burg tummelten sich die Gewandeten. Auch in der Stadt wurden viele von ihnen gesehen. Die Schmetterlingsausstellung des Bund Wertheim und Umgebung in der Kilianskapelle profitierte ebenfalls von den Besuchern des Mittelalterfestes.

Zur Unterhaltung gab es am Wochenende beim mittelalterlichen Burgfrühling Musik der Spielleute. © Birger-Daniel Grein

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke