Wertheim. Die Mitglieder des MB „W116“ Clubs haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Fahrzeuge der alten Mercedes S-Klasse des Baumuster W116 als kraftfahrzeughistorisches Kulturgut zu erhalten und zu pflegen. Dies tun die Mitglieder mit viel Herzblut, liebevoll werden nicht nur die Fahrzeuge gepflegt, sondern es wird auch auf Details geachtet. Beispielsweise steht auf der Hutablage ein Wackel-Dackel. Nicht fehlen darf der „Shell-Atlas“, der vor Navi-Zeiten in vielen Autos lag.
1972 wurde die S-Klasse „W116“ eingeführt. Schon wenig später galt die Luxuslimousine in der Fachpresse als das beste Auto der Welt und der 450 SEL mit fast 360 PS war damals das größte gebaute Serienfahrzeug. Die Clubmitglieder sind von der schier unverwüstlichen Technik in den Fahrzeugen begeistert, Laufleistungen von über einer halben Million Kilometer sind keine Seltenheit. Wermutstropfen: Der Verbrauch liegt je nach Fahrweise im Bereich von 15 Litern, Tankvolumen knapp 100 Liter. Staatsoberhäupter in aller Welt waren mit dem „W116“ unterwegs. Von dem Modell wurden Sonderschutzfahrzeuge, also gepanzerte Limousinen, produziert. Es war die Zeit der Bundeskanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt, die sich mit diesem Fahrzeug chauffieren ließen. Der „W116“ war ein angesagtes Filmfahrzeug und lieferte auch den Stoff für einen Tatort in den 70er Jahren. „Sterne für den Orient“ hieß die Folge, diese Fahrzeuge wurden reihenweise geklaut verschoben.
Einige Fahrer dieser Oldtimer ließen es sich nicht nehmen, mit Kleidung aus dieser Zeit zum Treffen zu kommen. Breite Krawatten und auffällig gemusterte Hosen und Sakkos waren bei der Ausfahrt mit den Luxuslimousinen zu sehen. Nicht zum ersten Mal war Wertheim der Ausgangspunkt für dieses Oldtimer-Treffen. Ein Blick auf die Autokennzeichen verriet, dass Teilnehmer aus der ganzen Republik angereist waren. Die weiteste Anreise mit 730 Kilometern hatte der Präsident des Oldtimer-Clubs, Eric-John Frey, aus Süderbrarup in Schleswig-Holstein. Er hat eine besondere Verbindung nach Tauberfranken, leistete er doch als Soldat von 1994 bis 1998 seinen Dienst auf dem Wertheimer Patenschiff Tender „Main“. Der Marinesoldat aus der Nähe von Flensburg, Eric-John-Frey fand in dem 2021 verstorbenen Wertheimer Udo Klüpfel einen Freund. Beide teilten die Leidenschaft für diese Fahrzeuge. Schon immer hatte das Oldtimer-Treffen einen familiären Charakter. So haben jetzt Benjamin Klüpfel, der Sohn von Udo, und seine Mutter Renate die Organisation übernommen. Drei Tage lang waren die Fahrzeuge mit dem Stern in Wertheim. Es war ein beeindruckendes Bild, als 35 Mercedes „W116“ sich zur Startaufstellung am „Spitzen Turm“ trafen. Umarmungen zur Begrüßung und Benzingespräche am frühen Morgen.
Gemeinsam wurde eine Ausfahrt nach Stammheim unternommen. Ziel war das dortige Museum für Militär- und Zeitgeschichte. Am Sonntag wurde wieder die Heimreise angetreten.
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