Bronnbach. Wenn einmal im Jahr keine geistlichen Gesänge, keine Orgelklänge durch die altehrwürdige Klosterkirche hallen, sondern Rockmusik, wenn es statt "liebe Gemeinde", heißt "liebe Bikerinnen und Biker" und wenn Diakon Reiner Thoma in Stiefeln, "nicht ganz sauber, aber sehr bequem" am Altar steht - dann ist wieder Motorradgottesdienst in Bronnbach. Dieser fand nun zum vierten Mal am 1. Mai statt.
Die Band "Eight4Fun" hatte wieder im Altarraum Aufstellung genommen. "Auf dem Sozius fährt das Leben mit verbunden mit Gott", lautete das Motto, unter das der Diakon den Gottesdienst gestellt hatte. Im "Biker-Psalm" betete man gemeinsam "weil wir wissen, wie wir sind, rufen wir zu dir: Herr hilf".
Fortgehen und ankommen
Vom Fortgehen und Ankommen handelten Evangelium und Predigt. Gehen und kommen, das seien gerade bei Bikern emotional beladene Themen, stellte Thoma fest. "So ist es auch im Evangelium, wenn Jesus vom Fortgehen spricht, weil er zum Vater geht. Und gleich vom ganz neuen Kommen." Motorradfahrer seien besonders verbunden in einer Gemeinschaft. "Das war immer so und das wird immer so bleiben." Nicht immer aber bleibe die Gemeinschaft mit Gott ein Leben lang erhalten. Es sei nicht schwer, Gott zu verlieren bei all dem Unglück auf der Welt. "Alle Menschen haben diesen Gottesverlust schon mitgemacht, auch viele Heilige." Jedoch, "diese Leere ist die Gegenwart Gottes. Er hat uns nie verlassen". Es gelte, Abschied zu nehmen von den herkömmlichen Vorstellungen von Gott, "weil er nur so neu ankommen kann".
Gerade jetzt gebe es ein Kommen und Gehen von Menschen aus vielen Ländern der Welt, auch in Wertheim, leitete der Diakon zu den aktuellen Themen seiner Predigt über. Er sprach vom "einzig wahren Gott des Islam, des Judentums und des Christentums" und forderte, die Menschen müssten endlich begreifen, dass sie eine Gemeinschaft seien. "In allen Religionen spielt der Nächste, der Sozius, eine besondere Rolle." Diesen Nächsten gelte es anzunehmen, so wie er sei. Gerade Biker seien darin geübt.
"The Hymn" von Barclay James Harvest und "Sonne in der Nacht" von Peter Maffay sind integrale Bestandteile des Motorradgottesdienstes in Bronnbach und durften auch diesmal nicht fehlen. Das galt auch für die Fürbitten an den "bikerfreundlichen Gott", dafür, "dass wir immer wieder gesund nach Hause kommen", für alle diejenigen, die mit ihrem Motorrad verunglückt sind, für "Verwandte, Freunde und Bekannte, die wir verloren haben", aber eben auch für Flüchtlinge.
Für die Erstaufnahmeeinrichtung am Reinhardshof war an diesem Sonntag die Kollekte gedacht. Und am Ende donnerte "Honky Tonk Woman" durch das Kirchenschiff - zum Lobpreis der Gottesmutter Maria.
Danach versammelte man sich im oberen Wirtschaftshof, wo Thoma zwei- und vierrädrigen Fahrzeugen, vor allem aber deren Fahrerinnen und Fahrern, den Segen spendete.
Wie immer gab es ganz zum Schluss das "Biker-Tedeum", zu dem die Motoren der versammelten Maschinen gestartet wurden.
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