Wenn die 47. Wertheimer Fußball-Stadtmeisterschaft am morgigen Samstag, 16. Juli, um 13 Uhr angepfiffen wird, richten sich die interessierten Blicke nicht nur auf das eigene, sondern natürlich auch auf die gegnerischen Teams. Mehr als die Hälfte der Mannschaften hat einen neuen Trainer – und sogar ein neuer Verein wird dabei sein. Was sich bei den beteiligten Vereinen in der Sommerpause alles getan hat, haben die FN bei den Verantwortlichen erfragt.
Nicht an den Start gehen wird die SpG Urphar-Lindelbach/Bettingen, die Anfang dieser Woche ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt hat. Diese überraschende Absage hat bei den Turnierverantwortlichen unweigerlich für hektische Betriebsamkeit gesorgt. Der bisherige Spielplan war nämlich hinfällig geworden. Bei Redaktionsschluss gestern stand noch nicht endgültig fest, wie verfahren wird. Zwei favorisierte Möglichkeiten standen noch im Raum. Zum einen eine Neuauslosung der verbleibenden acht Teams in zwei Vierer-Gruppen; zum anderen die Suche nach einem „Ersatzteam“, das dann im bisherigen Turnierplan einfach den Platz von Urphar einnehmen würde.
SV Nassig gilt als Favorit
Formal betrachtet, geht der SV Nassig als Favorit ins Rennen. Der SVN erreichte den direkten Klassenerhalt in der Landesliga, nachdem im Herbst Szymon Piechowiak das Traineramt übernommen hatte. Auch in Zukunft kann der Coach auf einen breiten Kader zurückgreifen, der durch die zwei Jugendspieler Enrico Schieck und Andreas Aust verstärkt wird, wie Abteilungsleiter Bernhard Hess berichtet. Abgänge hat der SVN nicht zu verzeichnen, so dass man beim Höhenverein nicht nur weiterhin drei Mannschaften gemeldet hat, sondern mit „offensivem und selbstbewusstem Fußball“ auch einen „Top10“-Platz in der Landesliga anvisiert. Nicht mehr in vorderster Front wird dabei Walter Lausecker stehen, der nach jahrelanger und prägender Tätigkeit als Vorstand von Uwe Dürr abgelöst wurde.
Aktueller Titelverteidiger ist aber der VfB Reicholzheim, der vor drei Jahren auf heimischem Geläuf siegte. Auch heuer gehört der Kreisliga-Dritte wieder zum engen Favoritenkreis. Nach dem knapp verpassten Aufstiegs-Relegationsplatz hat nun Alex Jesser den Trainerposten von Rafael Gogollok übernommen. Der Ex-Viktorianer und zuletzt in Lohr aktive Jesser wird von Co-Trainer Anton Ochs und Torwarttrainer Marcel May unterstützt. Mit Raffael Herbach, Ramazan Cirakoglu und Labinot Elshani kommen gleich drei Neuzugänge von der SV Viktoria. Spielausschuss Marcel Hahn hofft daher, dass Trainer und das ergänzte Team schnell zusammenfinden werden. Ihm zur Seite stehen Achim Bund und Felix Roth, der das Amt von Klaus Bruckbauer übernommen hat.
Für eine Überraschung ist in diesem Jahr sicherlich auch die DHK Wertheim gut. Es ist schließlich keine Seltenheit, dass der Gastgeber den anderen ein Schnippchen schlägt. Viel verändert hat sich bei der DHK nicht in der Sommerpause, erklärt Jochen Weigand. Das Team wird auch in der neuen Runde von Florian Büttner trainiert, ihm assistiert Erich Meisner für die Zweite. Seine Karriere beendet hat der frühere Kapitän Dirk Schmidt. Zwei A-Jugend-Spieler stoßen neu zum Herrenteam hinzu. Ein weitgehend eingespieltes Team also - was ja sicher nicht das Schlechteste sein muss.
Bei Türkgücü Wertheim hat zur neuen Saison mit Antonio Lopez ein alter Bekannter das Traineramt übernommen. Er wird von Pasquale Stefania als Co- und Nedim Burgic als Torwart-Trainer unterstützt. Beide sind im Sommer, ebenso wie Kadir Arslan, von der SV Viktoria gekommen. Zusätzlich hat sich der Kreisliga-Zwölfte mit Burak Aksit (Türk Miltenberg), Dumitru Nastase (Hundheim) und Noah Kurter (Eichel) verstärkt. Demgegenüber steht der Abgang von Medin Desic nach Esselbach. Mit diesen Veränderungen hoffen die beiden Sportdirektoren Furkan Hasdemir und Okhan Genc nicht nur bei der Stadtmeisterschaft auf einen Platz unter den ersten Drei, sondern für beide Teams auch in der Runde auf ein Abschneiden in der oberen Tabellenhälfte.
Es fällt zwar kaum auf, ist aber doch relevant: Mit der SG RaMBo 2022 e.V. tritt heuer erstmals ein neuer Verein an. Ab der neuen Saison werden alle Junioren- und Seniorenteams unter diesem Namen antreten, wie Spielausschuss Timo Kraus erklärt. Die SG wird nach der „Doppel-Meisterschaft“ in A- und C-Klasse sicherlich mit reichlich Euphorie an den Start gehen. In der kommenden Saison freuen sich die Erfolgstrainer Kerim Özcelik und Marcel Schwind über gleich elf Spieler aus der eigenen Jugend. Man darf gespannt sein, wie weit dieser Elan die SG bereits an der Stadtmeisterschaft tragen wird.
Daran muss man sich erst gewöhnen: Der TSV Kreuzwertheim ist nach 14 Jahren Höherklassigkeit nun also wieder in der A-Klasse zu finden. Wenn es nach Spielausschuss Michael Werbach geht, gilt dies aber nur für kurze Zeit. Bei den Bayern blickt man der neuen Saison optimistisch entgegen. Kein Wunder, setzt man mit Spielertrainer Christian Roth doch zum einen auf Bewährtes. Zum anderen hat man mit Sandro Hensel, Stanislav Michel und Andreas Jetzlaff drei prominente, Landesliga erfahrene Neuzugänge verpflichtet. Dazu gesellt sich noch Michael Pfandler aus Faulbach. Der TSV wird in jedem Fall eine schlagkräftige Truppe beisammen haben.
Ein frischer Wind weht seit 1. Juli auch beim FC Eichel: Bernd Riedmann löste Alexander Helfenstein auf der Kommandobrücke ab und wird den Verjüngungsprozess weiter forcieren. Sieben Neuzugängen aus der eigenen Jugend sowie Can Berberich (Rauenberg) und Sven Frenzel (Urphar) stehen die Abgänge vier erfahrener Spieler gegenüber: Alexander Helfenstein und Heiko Albert haben den Verein gewechselt; zudem haben die langjährigen Stammspieler Florian Feix und Dominik Petz ihre Karriere beendet. Insofern dienen die Spiele an der Stadtmeisterschaft in erster Linie zur Findung und dem Ausprobieren, berichten die Spielausschüsse Alfred Pflugfelder und Marco De Filippo.
SV Viktoria im Umbruch
Den größten Umbruch hat die SV Viktoria Wertheim hinter sich. Elf Abgänge hatte der Stadtverein in der Sommerpause zu verkraften, die meisten gestandene Landesliga- und Kreisliga-Kicker. Neben den zu Reicholzheim, Türkgücü und Kreuzwertheim Gewechselten (siehe weiter oben) haben auch Pascal Greulich (Grünsfeld) und Justin Schulz (Karlburg) den Verein verlassen. Demgegenüber stehen aber auch zehn Neuzugänge, am prominentesten sicher die Rückkehrer Marcel Eckhardt und Andreas Sachnjuk. Genug Arbeit also für den neuen Trainer Alexander Helfenstein, der vom FC Eichel zurückkam. Wohl auch aufgrund dieses Umbruchs haben die Verantwortlichen entschieden, in der neuen Runde mit nur noch einem Team in der B-Klasse anzutreten. Der neue Spielausschuss Fabian Väthröder blickt der kommenden Saison trotzdem positiv entgegen. Es gelte ein neues, junges Team zu formen. Und vielleicht gelingt der Neuaufbau ja schon an der Stadtmeisterschaft.
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