Kembach. In einem inzwischen abgerissenen mehrstöckigen Haus in der Kembacher Ortsmitte wurden Ende der 1920er Jahre aus Fruchtsäften Bonbons hergestellt. Später siedelten sich dort ein Fuhrunternehmen und ein Baustoffhandel an. Vor seinem Abriss im Juli 2017 diente das Gebäude als Wohnhaus.
Mietbarer Wohnraum ist knapp
Als vor einigen Jahren der Heidelberger Ralf Nörenberg auf die Kembacher mit der Idee zukam, dort wieder ein Wohnhaus mit sieben Wohnungen und einer Gewerbeeinheit zu errichten, war die Freude groß – denn mietbarer Wohnraum ist in Kembach äußerst knapp. Bauherr wäre die Objektgesellschaft „Wertheim Bauen und Wohnen“ – ein Zusammenschluss der Resicube GmbH (Heidelberg) mit den Taskoo-Architekten.
Bei einem Treffen im August 2022 zwischen Ortsvorsteherin Tanja Bolg und dem Geschäftsführer der Resicube GmbH, Ralf Nörenberg, waren die ersten Hindernisse für das Vorhaben bereits bewältigt.
Hochwasserschutz
Aufgrund der Nähe zum Welzbach muss der Hochwasserschutz berücksichtigt werden. Ein gewisser Abstand zum Bach und dazwischen eine Fläche, in der das Wasser versickern kann, sind nun Bestandteil des Bauplans.
Losgehen sollte es im Januar 2023. Die reine Bauzeit gab Nörenberg damals aufgrund der Vorfertigung der Teile mit vier Monaten an.
Das Bauvorhaben sei für Kembach ein riesiger Gewinn. Sie hoffe, dass die Umsetzung ohne weitere Hürden meistern zu müssen, nun umgesetzt werden kann, sagte damals Tanja Bolg. Die Vorahnungen der rührigen Ortsvorsteherin sollten sich jedoch bestätigen. Denn immer noch ist von dem Bauvorhaben nichts zu sehen.
Nörenberg vermutete bereits bei dem Treffen im Jahr 2022, dass er vor September 2022 kein Baurecht erhalten werde. Er sollte recht behalten.
Auch wenn das Grundstück von der Stadt an die „Wertheim Bauen und Wohnen“ längst veräußert wurde, ein Baurecht besteht aktuell immer noch nicht. Dies bestätigte auch die Stadtverwaltung.
Verzögerung
Wie der Geschäftsführer auf Nachfrage durch die Fränkischen Nachrichten mitteilte, habe das Bauunternehmen im Dezember 2022 eine vorläufige und im März 2023 erst die endgültige Baugenehmigung erhalten.
Im Anschluss habe es dann Probleme gegeben, die Statik für den Dachstuhl und dann für das Gesamtgebäude zu bekommen. Als Grund gab Nörenberg für die Verzögerung den Fachkräftemangel an.
„Jetzt warten wir einerseits auf die Baufreigabe und zweitens auf Angebote für die Kostenschätzung, mit der wir mit der Bank über die Finanzierung reden können“, so der Geschäftsführer. Eine Baufreigabe erfolgt nach der Erteilung der Baugenehmigung und ist die Erlaubnis, mit den Bauarbeiten zu starten. Diese Freigabe stellt sicher, dass alle Auflagen der Baugenehmigung erfüllt sind.
Noch eine Herausforderung
Laut Nörenberg gebe es jedoch noch ein weiteres, nicht unerhebliches Problem, das bis zum Baubeginn gelöst werden muss – und zwar gemeinsam mit der Stadt und den Stadtwerken.
Dabei geht es um die Versorgung des Grundstücks mit einem ausreichend starkem elektrischen Anschluss. „Das Dorfnetz gibt das nicht her und ich sträube mich, die Weiterentwicklung des Dorfnetzes in meine Baukosten zu übernehmen“, so Nörenberg. Würde er dies tun, müsste er die Mieten um 50 Cent pro Quadratmeter im Monat anheben, meinte er.
Von der Stadtverwaltung ging dazu folgende Stellungnahme ein: „Das Vorhaben wurde seitens des Referats Liegenschaften entsprechend begleitet, um eine städtebaulich verträgliche Wiederbebauung der inmitten der Ortslage bestehenden baulichen Lücke wieder anzustreben. Eine Baufreigabe konnte bislang nicht erteilt werden. Die Stadtwerke Wertheim teilten uns mit, dass sie in der Vergangenheit in enger Abstimmung mit Herrn Nörenberg waren und zwei verschiedene Angebote unterbreitet haben. Da es sich hier um sensible, personenbezogene Daten handelt, können seitens der Stadtverwaltung und der Stadtwerke keine weiteren Ausführungen gemacht werden.“
Bleibt für Kembach und zukünftige Mieter zu hoffen, dass sich alle drei Parteien (Bauunternehmer, Stadtverwaltung sowie Stadtwerke) gemeinsam an einen Tisch setzen und zügig eine Lösung finden. Wie Ralf Nörenberg gegenüber den FN versicherte, wolle die „Wertheim Bauen und Wohnen“ bislang am Bauvorhaben festhalten.
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