Berufliches Schulzentrum

Live-Hörspiel im Beruflichen Schulzentrum Wertheim in Bestenheid

Von 
bdg
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Thomas Darchinger rief bei einem Live-Hörspiel zum achtsamen Umgang mit Demokratie auf. © Birger-Daniel Grein

Bestenheid. Demokratie braucht Menschen, die einander zuhören, gemeinsam aus verschiedenen Blickwinkeln Fragen stellen und die Antworten darauf zur Lösung der großen, umfassenden Probleme der Welt zusammenbringen. Das betonte Schauspieler Thomas Darchinger bei der Aufführung des Live-Hörspiels „Das andere Leben“ am Freitagmorgen in der Aula des Beruflichen Schulzentrums (BSZ) Wertheim in Bestenheid.

„Demokratie können wir am besten schützen, indem wir sie lebendig halten und weiter verbessern – und dies Miteinander“, gab Darchinger den rund 250 Schülerinnen und Schülern sowie ihren Lehrkräften mit auf den Weg. Die Zuhörer kamen aus den Eingangsklassen der beruflichen Gymnasien und der Berufsfachschulen, dem Berufskolleg I und einigen Berufsschulklassen. Das Live-Hörspiel ist Teil einer deutschlandweiten künstlerischen Demokratie-Kampagne.

Was passiere, wenn die Menschen auf die Versprechungen eines trickreichen Demagogen hereinfallen, verdeutlichte der Gast mit seiner Geschichte. Im Live-Hörspiel erzählte er über den jungen litauischen Juden Solly Ganor während des Zweiten Weltkriegs. Er überlebte das Konzentrationslager und schrieb seine Geschichte auf. „Er war damals etwa so alt wie ihr“, stellte Darchinger einen Bezug zwischen Solly und den Schülern her. Diese forderte er auf, zu überlegen, welche Rolle sie wohl damals gehabt und welche sie gerne gehabt hätten.

Während des Vortrags war es in der Aula mucksmäuschenstill. Darchinger schaffte es von Anfang an, mit Stimme, Betonung und der intensiven Geschichte selbst die jungen Leute in seinen Bann zu ziehen. Sie konnten die Ängste, Hoffnungen sowie Sollys inneren und äußeren Kamp ums Überleben spüren. Sie wurden mitgenommen auf dessen Weg in ein Außenlager des KZ Dachau, in den täglichen Kampf ums Überleben und schließlich mit auf den Todesmarsch, bei dem Solly alle seine Begleiter verlor. Am Ende wurde er von den Amerikanern gerettet. Der zitierte Satz des amerikanischen Soldaten „Du bist frei“ fühlte sich auch für die Zuhörer wie eine Befreiung an. Solly blickte nicht nur auf jüdische Mitgefangene. Auf dem Todesmarsch seien Juden zusammen mit Kriegsgefangenen, Pfarrern und selbst in Ungnade gefallene Nazis gerieben worden. „Alle möglichen Menschen waren vereint in der Hoffnung, das irgendwie zu überleben“, stellte Darchinger fest.

Die Geschichte zeigt nicht nur das Böse jener Zeit. Sie zeigt auch Menschen, die bereit waren, den Gefangenen zu helfen und dabei selbst ein Risiko einzugehen. Darchingers Appell: „Lasst euch nicht einreden, dass es eine Bevölkerungsgruppe gibt, die grundsätzlich falsch ist.“ Mit diesem Bild des Feinds im eigenen Land habe Adolf Hitler damals die Menschen getäuscht. Es sei darum gegangen, Stimmung gegen jemanden zu machen, um schreckliche Taten rechtfertigen zu können. „Ich glaube, wir sind viel zu leicht verführbar und müssen aufpassen, dass es heute nicht wieder passiert“, betonte er. Verführer wie Adolf Hitler nutzten die Angst, Wut und das Selbstmitleid der Menschen, um mit demagogischen Tricks an die Macht zu kommen. „Diese Gefühle machten Menschen unkritisch gegenüber seinen Versprechen.“ Mit Sorge stellte der Gast fest, dass heute einige nicht zur Wahl gehen, weil sie denken, es bringe nichts oder Politik gehe sie nichts an. Weiter verdeutlichte er, wie wichtig der kritische Umgang mit Informationen ist. So gebe Putin im Jahr 3,5 Milliarden Euro aus, um Falschnachrichten in den sozialen Medien verbreiten zu lassen. „Wer zu faul ist, zu überprüfen, was er liest, fällt darauf hinein.“ Fragen seien die Tür zur Erkenntnis bdg

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