Einen beeindruckenden Abend erlebte das Publikum in der Alten Steige mit der Inszenierung von „Es wird schon nicht so schlimm“ des Schriftstellers Hans Schweikart.
Wertheim. Die Wirklichkeit schreibt die Geschichten, die am meisten berühren. Und so hat auch die Umsetzung von Hans Schweikarts Novelle „Es wird schon nicht so schlimm“ eine reale Vorlage, nämlich die Lebens- und Liebesgeschichte des erfolgreichen Schauspieler Ehepaars Meta und Joachim Gottschalk, die durch die antijüdischen Nazi-Gesetze gegen Mischehen in eine ausweglose Lage und 1941 in den Suizid getrieben wurden.
Carsten Ramm von der Badischen Landesbühne setzte Schweikards Erzählung für die Bühne als eine Art Sprechtheater um. Die Sprecher treten vor und verschmelzen allmählich mit den handelnden Figuren, die im ständigen Wechsel auf und abtreten.
Die Schauspielerin Lilly Hollmann (Cornelia Heilmann) und ihr Kollege Gregor Maurer (Markus Hennes) werden Anfang 1933 ein Paar. Und das, obschon Lilly sich eigentlich für einen anderen, Heinz Blum (Tobias Korn) interessiert – Gregor weiß davon. Dennoch heiraten sie, wachsen in der Ehe zusammen und bekommen ein Kind. Vor Hitlers Machtergreifung eilen sie von Erfolg zu Erfolg auf der Bühne wie auch im Film. Doch die Zeiten sind schwer – die jüdische Schauspielerin darf schon bald nicht mehr auftreten, ihr Mann dagegen macht Karriere.
Freundschaften zerbrechen an dem Druck der neuen Rassengesetze. Blum ist dem nicht gewachsen und wird Mitglied der NSDAP. Ihr jüdischer Freund Kurt Bechstein (Colin Hausberg) emigriert noch rechtzeitig nach Wien. Die Nazis drängen den äußerst beliebten Schauspieler Gregor zur Scheidung, der aber will Lilly und seinen Sohn nicht verlassen, nicht der Verfolgung preisgeben.
Schlinge zieht sich zu
Während Gregor durch Beziehungen weiter Karriere am Theater macht, zieht sich Lilly völlig aus dem Rampenlicht zurück, weil sie ihrem Mann nicht schaden will. Doch die Schlinge zieht sich zu, als der Krieg beginnt und Gregor eingezogen wird. Er wird verwundet und vor die schreckliche Alternative gestellt, sich scheiden zu lassen und weiter Karriere zu machen, oder wieder an die Front zu müssen und die Deportation von Lilly in ein Lager zu riskieren. Sie zerbrechen aber nicht daran. Ihre Liebe ist stärker und so ist die Entscheidung für sie einfach. Sie scheiden gemeinsam mit ihrem Sohn aus dem Leben. Die schauspielerische Leistung der Akteure der Landesbühne bei diesem schwierigen Stoff bestätigte wieder einmal ihre Flexibilität, Glaubwürdigkeit und mimische Ausdruckskraft. Sie schufen eine verdichtete Atmosphäre von Düsternis und Schrecken, aber auch von unverbrüchlicher Liebe und Zusammenhalt. Es gab starken Schlussbeifall.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-liebe-macht-die-entscheidung-einfach-_arid,1195196.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html