Bei der ersten langen Nacht der Demokratie am Mittwoch in Wertheim erlebten alle Generationen das Thema in vielen Facetten. Dabei kamen auch viele Menschen ins Gespräch, die sich zuvor nicht kannten.
Wertheim. Eröffnet wurde die erste lange Nacht der Demokratie in Wertheim von Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez, der das Positive der Demokratie hervorhob. Die Eröffnung gestaltete die Musikschule mit. Gefeiert wurden die tänzerischen Beiträge von zwölf fortgeschrittenen Tänzern der Tanzschule „Physical Funk by Chriz“. Sie zeigten im Kulturhaussaal im Lauf des Abends verschiedene Tänze von Hip-Hop über Modern Dance bis zu Jazz Funk. Christine Heldt, Inhaberin der Tanzschule und Trainerin, betonte, Tanzen verbinde und sei Freiheit. „Besonders beim Hip-Hop geht es ums gegenseitige Unterstützen.“ Das passe zum Thema Freiheit und Akzeptanz und damit zum Aktionsabend.
Selbst aktiv werden
Im Laufe des Abends gab es verschiedenen Aktionen und zahlreiche Möglichkeiten, sich zu informieren und selbst aktiv zu sein. In der Stadtbücherei ging es vor allem um den Nachwuchs. Dieser konnte ganz demokratisch auf einem Wahlzettel über die Anschaffung neuer Kindermedien in Form von Büchern, Filmen und Spielen abstimmen. Genutzt wurde der Abend auch um gemeinsam zu spielen – elektronische und analoge Spiele. Dank einer Ausstellung mit mitten im Raum hängenden Tafeln zu den Kinderrechten, konnte man sich ausführlich über diese informieren. Bei einem Kinderdemokratiequiz mit neun Fragen lernte man vieles über deren Prinzipien. Dabei gab es auch Hinweise, in welchem der Bücher der Bücherei die Lösungen zu finden sind.
Von Anfang an gut angenommen wurde zudem das gemeinsame Gestalten des Banners zum Thema. Kinder ab vier Jahren, aber auch viele Jugendliche, malten tatkräftig am Abend mit. So waren unter anderem Sonnen, das Friedenszeichen und der Text „Wir alle zusammen“, zu sehen. „Die Jugend macht das toll“, war sich das Team der Bücherei einig.
Mangels ausreichender Anmeldungen ausgefallen war der Jugendworkshop „Fakten checken“ mit Redakteuren dieser Zeitung. Büchereileiterin Katja Schmitz betonte aber: „Wir haben daraus jedoch eine Kooperation mit den Fränkischen Nachrichten gemacht.“ So werde es im Rahmen des Unterrichts der Klassen fünf und sechs der weiterführenden Wertheimer Schulen Workshops zum Thema geben.
Am Abend bestanden es auch viele weitere Möglichkeiten, das eigene Wissen zu testen. Im Eingangsbereich des Kulturhauses gab es ein Demokratiequiz mit vielen Fragetafeln der Volkshochschule (VHS). Im zweiten Obergeschoss konnte man selbst den Einbürgerungstest „Test Leben in Deutschland“ ausprobieren. Die VHS-Dozenten berichteten, dass Migranten diesen nach dem Integrationskurs ablegen, der aus 600 Schulstunden Sprache und 100 Schulstunden Politikkunde besteht. Themen des Tests sind unter anderem das politische System, Geografie rund um Deutschland und seine Bundesländer, Kultur, Grundrechte, Geschichte von Deutschland und der DDR und das Schulsystem. Es gibt insgesamt 310 mögliche Fragen. Davon werden 33 gestellt, wovon drei sich um das Bundesland drehen, in dem der Teilnehmer wohnt. 17 Fragen muss man richtig beantworten, um den Test zu bestehen.
Einbürgerungstest bestanden
Am Abend hätten alle den Test bestanden, hieß es über die Besucher der langen Nacht der Demokratie. Alle hätten über 30 Fragen richtig. Bei manchen Fragen musste aber auch etwas nachgedacht werden. Außerdem kam es auf jedes Detail im Fragetext der Ankreuzfragen an. Laut Dozenten ist dies für Menschen die erst Deutsch gelernt haben, eine zusätzliche Herausforderung.
Sehr gefragt war der Vortrag „Frauenwahlrecht– Erfolg und Misserfolg der Frauenwahlrechtsbewegung“, von Historikerin Bettina Bab. Insgesamt rund 50 Gäste, darunter auch einige Männer, folgt hoch interessiert den Ausführungen. In den Räumen des Wertheimer Frauenvereins konnte man sich bei verschiedenen Ausstellungen vertieft über das Thema Frauenwahlrecht, gesetzliches verbrieftes Frauenrechte und die Mütter des Grundgesetzes informieren.
Interessante Diskussionserfahrungen sammelten die Teilnehmer des „Speed Dating“ zur Demokratie des evangelischen Kirchenbezirks Wertheim. In einminütigen Runden berichtete man anderen, oft unbekannten Personen, seine Ansicht zu verschiedenen Fragen, unter anderem: „Warum bin ich heute Abend hier?“ Dekanin Wibke Klomp betonte, es sei interessant, dass die Antworten auf die gleiche Frage bei jedem Mal präziser wurden.
Kurzfilme zu Zivilcourage
Gerne angenommen wurden auch die Kurzfilme im Roxy-Kino. In ihnen ging es unter anderem um die Zivilcourage. In der katholischen Kirche St. Venantius erlebte man die Themen Demokratie und Grundrechte mit allen Sinnen: Auf großen Textbändern, die im Altarraum aufgehängt waren, waren Artikeln aus dem Grundgesetz zu lesen. Auf einer Wand konnte jeder Ideen zu den Anfangsbuchstaben des Wort Demokratie notieren.
Zu den Besonderheiten des Abends gehörte auch das eigene Demokratielied zur Melodie von „Bruder Jakob“, welches die Gäste anstimmten und dabei mit Klangstäben mitspielten.
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