Akteure stellten Ideen und Programm vor

"Lange Nacht der Demokratie" in Wertheim

Die Aktion am Vorabend des Tages der deutschen Einheit wird von einem breiten Bündnis getragen, sowohl im Land als auch in der Main-Tauber-Stadt

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Die vielen Beteiligten der ersten „Langen Nacht der Demokratie“ freuen sich auf die Premiere für alle Generationen. © Birger-Daniel Grein

Wertheim. Erstmals wird sich Wertheim an der „Langen Nacht der Demokratie“ in Baden-Württemberg beteiligen. Die Aktion am Vorabend des Tages der deutschen Einheit wird von einem breiten Bündnis getragen, sowohl im Land als auch in der Main-Tauber-Stadt.

Am Donnerstag stellten die Wertheimer Akteure Ideen und Programm vor. Kathleen Nitschel, Leiterin Referat Kultur der Stadt Wertheim, erklärte, dass es Ziel der Aktion sei, in den Kommunen in vielfältigen Facetten über Demokratie zu diskutieren und zu philosophieren.

Die Idee für die Wertheimer Teilnahme sei Anfang März von Dr. Monika Schaupp, Leiterin des Archivverbunds Bronnbach, gekommen. Sie habe verschiedene Organisationen angefragt, die bereits nach wenigen Tagen zugesagt hätten.

Impulse und Gespräche

Nitschel verwies auf die hohe Bedeutung des Einsatzes für Demokratie – gerade in unserer Zeit. Zudem seien „75 Jahre Grundgesetz“ ein hervorragender Rahmen für solch eine Auftaktveranstaltung in Wertheim. Der Aktionsabend biete eine Plattform für Impulse und Gespräche zum Thema von Menschen verschiedener Generationen, Ansichten und Herkünften.

Schaupp und alle weiteren Beteiligten betonten, wie wichtig es ihren Einrichtungen und Vereinen ist, sich für die Demokratie und die Grundrechte einzusetzen. Die Aktion gebe es schon seit Jahren in anderen Bundesländern. Als sie von der Aktion in Baden-Württemberg erfahren habe, habe sie gedacht, dass man etwas Kleines dazu auch in Wertheim beitragen könne.

Sie zeigte sich „total begeistert“ darüber, was man gemeinsam geschafft habe, zusätzlich zum umfangreichen eigenen Jahresprogramm aller Beteiligten. Das Archiv selbst werde kein Veranstaltungsort sein, da man die einzelnen Orte fußläufig erreichen können soll. Man beteilige sich aber am Programm.

Veranstaltungsorte sind das Kulturhaus, das Roxy Kino und die katholische Kirche St. Venantius.

Georgitta Szabo, Leiterin der VHS Wertheim, sagte, Demokratie zu stärken sei eine der herausfordernden Aufgaben der VHS. Man biete am Abend im Kulturhaus zwei kleinere Angebote. Zum einen gebe es einen digitalen Orientierungstest, angelehnt an den Test „Leben in Deutschland“, den Migranten für die Einbürgerung bestehen müssen. Zum Zweiten könne man bei einem Demokratiequiz sein Wissen testen und spannende Fakten erfahren.

Heide Fahrenkrog-Keller, Vorsitzende des Frauenvereins, lobte Vorstandsmitglied Birgit Betzold-Keller für ihren großen Einsatz bei der Organisation der Aktivitäten für die Aktionsnacht. Diese konnte urlaubsbedingt nicht am Pressegespräch teilnehmen. „Wir fordern nichts anderes als die Gleichberechtigung von Frauen und Männern“, betonte sie.

Zu dem was sich schon getan habe, müsse sich hier noch etwas tun. Das Thema bildet auch einen Schwerpunkt der Informationsangebote im Kulturhaussaal bei der Aktionsnacht. Dort findet man unter anderem die Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ vom Helene-Weber-Kolleg und der EAF Berlin.

Außerdem zeigt man einen Zeitstrahl „Der Weg der Frauen zu Frauenwahlrecht und Demokratie“ der Landeszentrale für politische Bildung. Vor dem Kulturhaus stellt der Verein die Grundrechte auf Plakaten vor. Zu jedem gebe es auch eine Erklärung, so Fahrenkrog-Keller.

Besonders stolz war sie auf den Vortrag zum Thema „Frauenwahlrecht – Erfolge und Misserfolge“ um 19 Uhr im Kulturhaussaal. Diesen führt man mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Wertheim, Natalja Mehler, und dem Archivverbund Main-Tauber durch. Es sei schwer gewesen, die Referentin Bettina Bab zu gewinnen. Sie ist unter anderem Vorstand des Köllner Frauengeschichtsvereins.

Die Stadtbücherei widmet ihre Angebote Kindern und Jugendlichen. Bücherei-Leiterin Katja Schmitz freute sich, dass man für den Abend die Tanzgruppe „Physical Funk“ gewinnen konnte. In den Räumen der Bücherei wird eine Leinwand zum Thema gestaltet, die danach durch die Stadt auf Reisen geht. Es gibt eine Kinderrechte-Ausstellung, der Nachwuchs kann über die Anschaffung neuer Kindermedien mitbestimmen – und es gibt (Bilder-)Bücher zur Demokratie.

„Fake News“-Workshop mit den FN

Außerdem bietet man zusammen mit den Fränkischen Nachrichten einen Workshop zum „Fakten checken“ und „Fake News erkennen“ für Kinder ab zehn Jahre an. Geleitet wird er von FN-Redakteurin Katharina Buchholz und FN-Chefredakteur Fabian Greulich. Anmeldungen sind bis 30. September bei der Stadtbücherei erforderlich.

Dr. Frank Kleinehagenbrock stellte das gemeinsame Programm von historischem Verein, Filmclub Roxy Wertheim und Archivverbund vor. Im Kino werden Kurzfilme von zehn bis 15 Minuten Dauer gezeigt – mit Themen, die eine Herausforderung für die Gesellschaft sind, sowie dem Verteidigen der Demokratie gegen Fehlentwicklung. Zu jedem Film gibt es eine Einführung und Diskussion mit den Zuschauern.

Pfarrgemeinderatsvorsitzender Dr. Christian Löser lud dazu ein, dass Thema Demokratie auf besondere Weise auch in der Kirche St. Venantius zu erleben, mit Feuerschale vor der Tür, besonderen Musikerlebnissen zum Mitmachen und Impulsen in der Kirche.

Beteiligen wird sich auch der evangelische Kirchenbezirk Wertheim – mit einem „Speeddating“, bei dem man über Demokratie ins Gespräch kommt. Nitschel zitierte dazu die für das Pressegespräch verhinderte Dekanin Wibke Klomp. In kurzen Gesprächen sollen sich die Menschen austauschen – darüber, was sie sich für Wertheim wünschen und vor was sie sich fürchten.

Eröffnet wird der Abend am 2. Oktober um 18 Uhr im Kulturhaussaal durch Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. Es folgen Beiträgen der Musikschule und „Physical Funk.“ Gemeinsamer Abschluss wird um 21.30 Uhr in der Kirche St. Venantius mit Text- und Musikbeiträgen sein. Die Veranstalter hoffen, dass man trotz der Konkurrenz der Michaelismesse viele Leute anlockt. Dank des Feiertags am Tag darauf könne man auch nach dem Besuch der „Langen Nacht der Demokratie“, die um 22 Uhr endet, noch auf der Messe feiern, stellten sie fest.

Informationen zur „Langen Nacht der Demokratie“

Auf Ebene des Landes Baden-Württemberg wird der Aktionsabend von folgenden Akteuren getragen: Allianz für Beteiligung, Demokratiezentrum Baden-Württemberg, kirchliche Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung BW (KiLAG), Landesjugendring, Landeszentrale für politische Bildung BW, Volkshochschulverband BW.

In Wertheim beteiligen sich: Archivverbund Main-Tauber, Historischer Verein, Frauenverein, Volkshochschule, katholische Kirchengemeinde Wertheim, Stadtbücherei, Stadt Wertheim, evangelischer Kirchenbezirk Wertheim und Filmclub Roxy Kino.

Ergänzend zum Programm am Abend zeigt das Roxy Kino am 3. Oktober, 20 Uhr, 6. Oktober, 17 Uhr und 16. Oktober, 20 Uhr, den Spielfilm „Führer und Verführer“ (Länge 135 Minuten, FSK: zwölf Jahre). bdg

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