Rund ums Wasser

Kontrolleure haben die Badeseen in Mondfeld, Freudenberg und im Main-Tauber-Kreis genau im Blick

Von 
Kai Grottenthaler
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Knietief steht Stefanie Leuchtweis im Mondsee. Im Gegensatz zu den wenigen Badegästen ist sie dienstlich dort. Die Hygienekontrolleurin und ihre Kollegen vom Gesundheitsamt überwachen die Wasserqualität der Badeseen im Landkreis.

Main-Tauber-Kreis. Schon mit bloßem Auge kann man an diesem Tag deutliche Schlieren und Blaualgen an der Oberfläche des Mondsees bei Mondfeld erkennen. Im Vergleich zur vergangenen Woche habe sich der Zustand sichtbar verschlechtert, analysiert Leuchtweis: „Schon vor vier Wochen hat der See Anzeichen dafür entwickelt, dass er umschlägt.“ Dies könne man besonders an der grünlichen Farbe erkennen. Verglichen mit dem vergangenen Jahr, als der See wegen Blaualgen vorübergehend sogar komplett gesperrt werden musste, seien die Flocken aktuell allerdings noch deutlich kleiner. Damals waren im Mondsee Allzeit-Rekordwerte für ganz Baden-Württemberg gemessen worden. Derzeit gibt es also keinen Grund zur Besorgnis.

Die Badegewässerkarte

In der Badesaison werden die Badegewässer im Land gemäß der Badegewässer-Verordnung Baden-Württemberg hygienisch überwacht. Die Einstufung der Badegewässer gemäß EU-Badegewässerrichtlinie erfolgt jeweils anhand der Messungen der vergangenen vier Jahre.

Die Badegewässerkarte gibt einen Überblick über die Wasserqualität der Badegewässer. Im vergangenen Jahr waren es 312 hygienisch überwachte Badestellen, von denen 98 Prozent mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet wurden.

Die Karte ist ausschließlich online einsehbar unter https://badegewaesserkarte.landbw.de und wird nach Angaben der Verantwortlichen laufend aktualisiert. Derzeit befindet sich eine neue Badegewässerkarte im Aufbau, die dieses Jahr noch veröffentlicht werden soll.

Alle Messwerte sind transparent einsehbar. Um an die aktuellen Daten zu gelangen, muss man nach der Auswahl des gewünschten Gewässers den Steckbrief anklicken. Ganz unten auf der Seite „versteckt“ sich dann die komplette Auflistung der Messdaten der vergangenen vier Jahre.

Für den Klostersee in Trennfeld finden sich die Messergebnisse unter https://www.main-spessart.de/themen/umwelt-natur/badegewaesserqualitaet/klostersee-trennfeld/230.Klostersee-Trennfeld.html kg

In diesem Jahr sind alle fünf Badegewässer des Landkreises in einem ausgezeichneten Zustand, hat eine Anfrage der FN beim Landratsamt ergeben. In allen sei die Wasserqualität aktuell „ohne Beanstandung“, lautet der offizielle Fachterminus.

Außer den Badeseen in Mondfeld und Freudenberg befinden sich die übrigen drei an der südlichen Grenze des Landkreises. Der aktuelle Zustand aller Badeseen im gesamten „Ländle“ ist in einer Badegewässerkarte jederzeit online einsehbar (siehe Info-Box).

Überwachung

Die Überwachung und Beurteilung der Badegewässerqualität obliegt den Gesundheitsämtern in Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt (LGA). In der vom 1. Juni bis 15. September andauernden Badesaison messen deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an bereits im Frühjahr festgelegten Beprobungsterminen unter anderem Temperatur und pH-Wert. Alle EU-zugelassenen Badeseen müssen zweiwöchentlich beprobt werden, bei Auffälligkeiten sogar wöchentlich.

Der an diesem Tag im Mondsee gemessene pH-Wert von 8,81 sei im Vergleich zur Vorwoche wieder etwas gesunken, so Leuchtweis. Das ist eine gute Nachricht, denn es gilt: Je mehr Blaualgen, desto höher der pH-Wert. Liegt dieser nicht im Bereich zwischen 7,0 und 10,0, würde das Einzugsgebiet auf besondere Vorkommnisse überprüft, erklärt Aylin Wahl, Medienreferentin des m Landratsamts. Dies sei im Main-Tauber-Kreis in den vergangenen 22 Jahren allerdings nicht vorgekommen.

Eine weitere Wasserprobe für mikrobiologische Parameter und Mikroskopie wird innerhalb von 24 Stunden an das LGA in Stuttgart geschickt. Proben zur Bestimmung von Toxinen durch Cyanobakterien werden beim Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt in Sigmaringen eingereicht. Die aktuellen Messergebnisse sind im Normalfall am Ende der Einsendewoche in der Badegewässerkarte öffentlich einsehbar. Besondere Vorkommnisse wie Warnhinweise oder Badeverbote würden dagegen nicht nur unverzüglich in dieser Karte, sondern auch über die Homepage der Betreiber, meistens Stadtverwaltungen, veröffentlicht, wie Aylin Wahl weiter erläutert.

Einschwemmungen

Besonders extreme Starkregenereignisse können zu Einschwemmungen von Keimen oder Schadstoffen von landwirtschaftlichen Flächen führen und die Indikatorparameter Escherichia coli und Intestinale Enterokokken soweit erhöhen, dass vom Baden in den betroffenen Gewässern vorübergehend abgeraten wird. Aber auch die an diesem Morgen auf dem Mondsee zahlreich vertretenen Gänse können durch ihre Ausscheidungen für erhöhte Werte sorgen.

Während die Daten für den Freudenberger Badesee in diesem Jahr fast durchgehend Messwerte unterhalb der Nachweisgrenze ausweisen, ergaben die Messungen im Mondsee seit Mitte Juli erhöhte Werte. Diese bestätigen den visuellen Eindruck vor Ort, liegen allerdings noch im Normbereich.

Auch beim Klostersee in Trennfeld, der in der Regel monatlich überprüft wird, gab es bei allen Messungen in diesem Jahr keine Beanstandungen bei den Werten, wie sich der Homepage entnehmen lässt. Bei der Probenahme am 16. August wurden keine optischen Verschmutzungen festgestellt, auch wenn der Wasserstand derzeit mehr als einen halben Meter unter dem Niveau des Vorjahrs liegt, wie aus einer Anfrage beim Landratsamt Main-Spessart hervorgeht.

Den Mondsee betreffende Meldungen würden von den untersuchenden Instituten direkt an den Leiter des Wertheimer Ordnungsamts, Volker Mohr, gemeldet, so die Verantwortlichen. Ein Aushang am See und eine Pressemitteilung würden die Badegäste dann auf die Sperrung aufmerksam machen. Dies sei zuletzt im vergangenen Jahr der Fall gewesen, wie Virginia Templeton von der Stadtverwaltung weiter ausführt.

Aktuell ist solch eine Maßnahme jedoch nicht nötig. Denn auch bei der bislang letzten Messung am 8. August wurde nichts beanstandet.

In diesem Jahr musste laut Aylin Wahl einzig der Rinderfelder See wegen einer Massenvermehrung von Blaualgen vorübergehend gesperrt werden, erklärt Wahl mit Blick auf die Untersuchungen der Badeseen des Landkreises.

Nicht in Flüssen baden

Von der Abkühlung in Flüssen rät das Gesundheitsamt übrigens ausdrücklich ab. Da die fließenden Gewässer auch als Vorfluter für zwar geklärtes, aber dennoch potenziell infektiöses Abwasser genutzt werden, seien Flüsse nicht als Badegewässer eingestuft und würden daher auch nicht beprobt. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen würden daher Proben entnommen.

Der sichere Sprung ins kühle Nass ist daher nur in Badeseen zu empfehlen. Damit dies auch so bleibt, werden die sechs Mitarbeiter des Gesundheitsamts auch in den nächsten Wochen weiterhin zwischen Freudenberg und Münster bei Creglingen unterwegs sein und Wasserproben entnehmen.

Die letzte Messung des Jahres ist auf den 15. September datiert. Wer danach noch in den Seen baden geht, tut dies dann auf eigene Verantwortung.

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