Kunstschau

Kloster Bronnbach: Kunstwerke öffnen Herzen für das Abschiednehmen

Mit der Ausstellung „Innehalten“ zeigt die Künstlergruppe „Dreisam“ in der Neuen Galerie Kloster Bronnbach eindrucksvolle Werke zu Erinnerung, Vergänglichkeit und Begegnung

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Matthias Ernst
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Gertrud Richter, Barbara Brenneis und Dieter Allig (von links) sind die Gruppe „Dreisam“. Ihre Ausstellung „Innehalten“ in der Neuen Galerie im Kloster Bronnbach lockte zu Vernissage viele Kunstinteressierte an. © Matthias Ernst

Wertheim. Mit einer eindrucksvollen Ausstellung in der Neuen Galerie des Klosters Bronnbach setzt die Künstlergruppe „Dreisam“ ein starkes Zeichen für zeitgenössische Kunst mit existenziellen Themen. Unter dem Titel „Innehalten“ präsentieren die drei Kunstschaffenden Dieter Allig, Barbara Breneis und Gertrud Richter noch bis zum 30. Oktober 2025 Urnen, Gemälde und Holzskulpturen, die sich alle mit der Frage nach Vergänglichkeit, Erinnerung und Begegnung auseinandersetzen.

Die Eröffnung zog jüngst zahlreiche Kunstfreunde aus der Region an. Kurator Gunter Schmidt hob in seiner Begrüßung hervor, dass sich die Neue Galerie bewusst dem zeitgenössischen Stil und seinen Ausdrucksformen verschrieben habe. Für die thematische Einführung sorgte Theologin Ulrike Schemann, die betonte, wie gut das Thema in die Räume des ehemaligen Klosters passe. „Manche Dinge im Leben zwingen uns, innezuhalten – und im Gespräch auch die Begegnung mit den Verstorbenen zu suchen“, erklärte sie. Musikalisch bereicherte Pianist Klaus Staab die Vernissage. Die Gruppe Dreisam stammt aus dem Raum Aschaffenburg.

Dieter Allig ist nicht nur Förster im Spessart, sondern seit 25 Jahren auch Drechsler, also traditioneller Holzhandwerker. Er bevorzugt knorrige, unregelmäßige Stämme für seine Urnen. „Jedes Stück ist ein Unikat“, betont er – sogar fünfeckige Urnen finden sich in seiner Werkstatt. Für sein Werk erhielt er 2013 den ersten Platz beim Deutschen Bestattungspreis. Seine Objekte regen dazu an, über die ganz persönliche Frage nachzudenken, welches Holz im übertragenen Sinn zu einem Menschen passt.

Barbara Breneis ist klassische Holzbildhauerin. Ihr Schwerpunkt liegt auf der menschlichen Physiognomie, die sie in expressionistischem Stil umsetzt. Viel arbeitet sie mit Linde, aber auch mit Eiche und Robinie. Besonders eindrucksvoll sind die „Gesichter in Schubladen“, die in Bronnbach präsentiert werden. Eine weitere Werkreihe stellen Engel dar, gefertigt aus alten Grabkreuzen. Die Idee dazu entstand, als Brenneis ihr Atelier in einer ehemaligen Schreinerei einrichtete, wo solche Kreuze zufällig lagerten. Ihre Arbeiten beziehen sich stets individuell auf Verstorbene und verleihen den Werken eine persönliche Dimension.

Gertrud Richter schließlich zeigt experimentelle Malerei mit Acryl auf Leinwand, die oft durch Beimischungen anderer Materialien eine besondere Wirkung entfaltet. Ihr künstlerisches Credo lautet, „im Vergänglichen etwas Schönes zu entdecken“. Mit ihrer Installation „Botschaft in den Himmel“, für die sie den ersten Preis des Aschaffenburger Kunstpreises erhielt, setzt sie das Thema Trauer eindrucksvoll in Szene. Sechs ehemalige Acrylbilder wurden dafür zerschnitten und zu 365 Farbfeldern neu zusammengesetzt – jedes steht symbolisch für einen Tag im Trauerjahr.

Das Zusammenspiel von Skulptur, Malerei und Objektkunst macht die Ausstellung „Innehalten“ zu einem intensiven Gesamterlebnis. Die Werke fordern den Betrachter auf, die eigene Haltung zu Tod, Erinnerung und Transzendenz zu hinterfragen. Gleichzeitig zeugen sie von großer künstlerischer Vielfalt und Ausdruckskraft.

Die Ausstellung ist bis zum 30. Oktober während der regulären Öffnungszeiten des Klosters Bronnbach zu sehen.

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