Wertheim. Bei einer speziellen Kinderführung erfuhren Mädchen und Jungen allerhand Wissenswertes rund um das Kloster Bronnbach. Gästeführerin Gudrun Weiske gestaltete den kurzweiligen Rundgang durch die Klosteranlage.
Es war gerade die Hälfte der Führung vorbei, als Gudrun Weiske in der Fürstenloge der Klosterkirche feststellte: „Es gibt noch so viel zu sehen, das schaffen wir sonst gar nicht.“ Das sagte allerdings weniger über das Zeitmanagement als über die vielen Fragen der neugierigen Kinderschar aus. Während der eineinhalbstündigen Tour gab es vieles zu entdecken. Der geschichtsträchtige Ort weckt nicht nur das Interesse bei Erwachsenen.
Mithilfe zahlreicher Geschichten und Anschauungsmaterial tauchten die Kinder in die Lebensbedingungen und die Gedankenwelt des Hochmittelalters ein. Im Jahr 1153 war die Zisterzienserabtei einst in unwegsamen, sumpfigen Gelände gegründet worden. Der Zugang zu Frischwasser durch die naheliegende Tauber und den durch die Klosteranlage fließenden Bach sei ein maßgeblicher Standortfaktor gewesen. Die Mönche hätten sich ganz bewusst für ein gemeinsames Leben in der Einsamkeit fernab von weltlichen Versuchungen entschieden. „Die Menschen haben geglaubt, dass man nach dem Tod in den Himmel oder die Hölle kommt“, erklärte Weiske die damals vorherrschenden, christlichen Ansichten. Weitere Details zur Entstehungsgeschichte erläuterte sie am Eingang der Klosterkirche, deren Bau 70 Jahre gedauert hatte. Für Staunen sorgten die verwendeten Techniken, besonders wenn man bedenkt, mit welchen aus heutiger Sicht limitierten Hilfsmitteln die Mönche das Kloster erbaut hatten.
Immer wieder waren es besonders die konkreten Schilderungen über die damalige Lebens- und Arbeitsweise, welche die Kinder fesselten. Im Kreuzgang erfuhren sie allerhand über die klösterliche Lebensweise und die Bedeutung der Klausur. So durften die Kinder sich unter anderem wie die „grauen Mönche“ kleiden und bewegen oder den Abtsstab tragen. Von der Fürstenloge in der Klosterkirche aus hatten sie einen schönen Überblick über den imposanten Innenraum, den sie später näher unter die Lupe nahmen.
Im Chorgestühl erläuterte Weiske den Unterschied zwischen Chor- und Laienmönchen. Letztere unterstützten den Konvent bei den vielfältigen Aufgaben des Klosteralltags. Achtmal am Tag versammelten sich die Mönche dort zum Gottesdienst, wodurch der Tag strukturiert war. Daneben gab es allerhand Arbeiten auf dem Klostergelände zu erledigen, schließlich lebten die Mönche als Selbstversorger autark. Im Brunnenhaus erfuhren die Kinder noch einige Informationen zum hohen Hygienestandard und der ausgeklügelten technischen Anlage.
Wie sich zeigte, hat die Kinderführung damit auch im zehnten Jahr nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Schon Grundschüler zeigen Interesse an der Historie der Region und allgemein an der Kulturgeschichte des Abendlandes. So kamen auch diesmal Kinder nicht nur aus dem direkten Wertheimer Gebiet, sondern auch aus umliegenden Gemeinden.
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